Sex for One
mitzubringen. Der Raum war
dämmrig beleuchtet, und man hatte ein Räucherstäbchen
angezündet, um die klinische Atmosphäre zu vertreiben.
Mit meinen Geräten fühlte ich mich wie zu Hause.
Mein Vorspiel bestand darin, daß zwei sehr hübsche
Krankenschwestern Drähte an meinem Kopf, an der Brust,
meiner Vagina und sogar an den Zehen anbrachten. Sie
ließen sich dabei Zeit und sorgten dafür, daß alles bequem
saß, ehe sie mich allein ließen. Nur ein Mikro verband
meinen Raum mit einem Labor, in dem alle hochmodernen
Geräte standen. Meine sexuelle Erregung und der Orgas-mus wurden von drei hochqualifizierten Technikern ge-messen, die ich nie zu Gesicht bekommen würde. Mir wurde
von dieser Vorstellung schon ganz feucht.
Meine sexuelle Phantasie verarbeitete diese Szene. Ich
stellte mir drei gesichtslose Liebhaber in weißen Kitteln vor,
die an Schaltknöpfen fummelten und ihre Instrumente ein-
stellten, während sie die Daten von Versuchsobjekt Num-mer 5503 lasen. Ich hatte einen mittelmäßigen Orgasmus
gegen Ende der Platte, als mein Lieblingsschlagzeugsolo
den Raum erfüllte. Dann schaltete ich um, machte Yogaat-men, stellte den Vibrator höher ein und ließ mich in den
Trommelwirbel fallen. Ich arbeitete auf einen großen Or-gasmus hin.
Einen Moment vor der Ekstase wurde das Schlagzeugsolo
abrupt abgebrochen. Ich keuchte. Aus dem Mikro klang
eine kühle, unpersönliche Stimme: »Danke. Das war alles.
Sie können sich jetzt ausruhen.«
Unglaublich! Alle drei zogen sich zurück, als ich gerade
kommen wollte. Verdammt! Warum tun das Männer immer
wieder? Ich glühte vor Zorn. Sie hatten die Aufzeichnung
meines großen Orgasmus um drei Sekunden verpaßt! Ich
war immer noch schockiert, als die Krankenschwestern
zurückkamen.
»Ich war kurz vor einem Superorgasmus«, erklärte ich.
»Sagen Sie ihnen, ich wolle weitermachen.«
»Tut mir leid«, gab eine zurück. »Der Raum wird für das
nächste Versuchsobjekt gebraucht.«
Ich wurde abgeschnallt und wütete immer noch, dies sei
für die Wissenschaft ein unersetzlicher Verlust. Aber sie
waren so freundlich, mir einen anderen Raum zur Verfü-gung zu stellen, wo ich meinen Orgasmus beenden konnte.
Ich ließ meiner Phantasie freien Laufund stellte mir vor, wie
all ihre ausgeklügelten Instrumente bei meinem Höhepunkt
blaue Funken versprühten.
Später erfuhr ich, warum die Techniker meinen zweiten
Orgasmus abgeblockt hatten. Sie hielten ihn für den Beginn
eines Herzanfalls. Nach ihren Daten war Ekstase für mich
schädlich! So ein wissenschaftlicher Unsinn! Ich hatte seit
Jahren derartige Orgasmen. Meinem Herzen gefiel dieser
Sport, und ich fühlte mich hinterher immer großartig - sehr
entspannt und mit der Welt zufrieden.
Meine EEG-Kurve war faszinierend, aber was hatte das
alles zu bedeuten? Raymond erklärte mir, wie die Gehirntä-tigkeit elektrische Ladung mit unterschiedlichen Frequen-zen produziert, die man als alpha, beta, theta und delta
bezeichnet. Die Zeit im wachen Zustand verbringen wir
meist im Betabereich, im Bereich gewöhnlichen Bewußt-seins und rationalen Denkens. Hier arbeiten die Gehirnwel-len schneller und verlangsamen sich in der genannten
Reihenfolge bei jeder tieferen Ebene. Alpha ist der kreative
Bereich. Viele Male am Tag betritt man unbewußt den
Alphabereich, in Momenten der Inspiration, Intuition oder
bei einem Tagtraum. Es gibt auch Alphaschlaf (oder REM-Schlaf), in dem sich die meisten Träume abspielen, an die
man sich später erinnert. Theta ist tiefer Schlaf mit geringer
oder keiner Traumaktivität — die Ebene der Trance und der
Hypnose. Ich hatte von Yoga-Lehrern gehört, die sich be-wußt durch Meditation in den Thetazustand bringen. Delta
ist die tiefste Ebene, auf der die bewußte Muskelaktivität
aufhört und das Koma eintritt.
Dieses Experiment war sinnvoll. Im gleichen Augenblick,
in dem ich meinen Vibrator anschaltete, tauchten meine
Gehirnwellen in den Alphabereich und blieben dort wäh-rend der gesamten Masturbation bis zum Orgasmus. Kurz
davor tauchte ich in den Thetabereich ab. Für meine Lust
benutzte ich tiefere Dimensionen meines Verstandes. Mein
Gehirn erlebte einen schnellen, entspannenden Schlaf,
während mein Körper sich bewegte, das Herz pumpte, das
Blut kreiste und die Muskeln sich anspannten. Das alles war
in wachem Zustand geschehen.
Die EEG-Daten bestätigten, daß Masturbation in der Tat
eine wunderbare Art von Meditation war! Wenn man
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