Sex for One
präorgasmischen
Mann herumgedrückt. Das Hauptproblem für viele Männer
in den Workshops war, einen Penis zu haben, der einen
eigenen Willen zu besitzen scheint. Ein unkalkulierbares
Sexualorgan, das steif wird, wenn niemand in der Nähe ist
und sich weigert zu erigieren, wenn der Mann die Frau
seiner Träume in den Armen hält.
Mehr als alles andere hat mir die Arbeit mit Männern das
Bewußtsein geschenkt, daß Männer wie Frauen immer
noch viel übereinander lernen müssen. Es wäre wunder-bar, wenn wir wirklich die Rollen tauschen könnten, um zu
erfahren, wie sich der andere fühlt. Einfühlungsvermögen
und Mitgefühl werden irgendwann alle alten Vorurteile
zwischen den Geschlechtern ausräumen. Ich vergebe hier-mit allen Männern in meinem Leben, die sich nicht als das
herausstellten, was ich erwartete, und ich verzeihe auch
mir selbst, daß ich all diese romantischen Erwartungen
hatte. Niemand und nichts ist perfekt. Das ist eine harte
Lektion, die ich immer wieder lerne, um das Leben ausgie-biger lieben zu können.
10.Kapitel
Meditation und Masturbation
Als ich mein erstes Buch mit dem Titel Liberating Mastur-
bation schrieb, illustrierte und verlegte, war es eine Tour de
Force allein. Nur wenige Minuten ehe das Manuskript in
den Satz ging, hatte ich eine Inspiration und fügte den
Untertitel hinzu: Eine Meditation über Selbstliebe. Irgend-wie paßten die Worte Masturbation und Meditation zusam-men, und ich fand, es hörte sich schön an. Doch dann war
ich in der peinlichen Lage, nicht erklären zu können,
warum Masturbation eine Form von Meditation war. In-stinktiv wußte ich, daß es stimmte, aber ich hatte keine
Beweise.
Im darauffolgenden Jahr begann ich transzendentale Me-ditation - TM. Zweimal täglich setzte ich mich zwanzig
Minuten still hin, wiederholte meine Mantra und fühlte
mich friedlicher. Doch dann wurde mein Leben hektischer,
und meine Meditationen wurden sporadischer. Eines
Abends, als ich masturbierte, hatte ich die wunderbare
Idee, gleichzeitig meine Mantra aufzusagen. Das gab der
sexuellen Selbstliebe eine spirituelle Dimension. Anstatt
zweimal täglich zwanzig Minuten machte ich abends eine
vierzigminütige Sitzung mit meinem Vibrator und endete
mit einem Orgasmus. Ich praktizierte transzendentale Me-ditation.
Es war klar, daß Masturbation wie Meditation als Ritual
Harmonie zwischen meinem Körper und meiner Seele
schaffte. Nach einem Orgasmus fühlte ich mich wie nach einer
Meditation, immer friedlicher, körperzentriert und
entspannt. Als ich herausgefunden hatte, daß Masturbation
eine Form der Meditation war, dachte ich: Halleluja! Jetzt
wollen alle meditieren.
Als ich meinen Meditationsfreunden meine Entdeckung
mitteilte, waren sie schockiert und fanden es blasphemisch.
Meine Sexbesessenheit hatte mich zur Ketzerin gemacht.
Meine erotischen Freunde lachten und fanden die Kombi-nation komisch. Ein paar klopften mir verständnisvoll auf
die Schulter und vermuteten, ich wolle die Masturbation in
den heiligen Stand erheben. Das sei wohl wieder eine von
meinen sexuellen Halluzinationen. Kein Mensch interes-sierte sich dafür. Die spirituelle Gemeinschaft wollte ihre
sexuelle Energie sublimieren, während die sexuelle Ge-meinde einfach Spaß haben wollte, ohne sich mit einem
esoterischen Ritual zu belasten. Ich benutzte meine Mantra
schließlich nicht mehr beim Masturbieren und kehrte still
und ohne Protest zu meiner alten Bordellphantasie zurück.
Dann stieß ich auf wissenschaftliche Daten, die mein
radikales erotisches Konzept bestätigten. Mein Freund Ray-mond, ein diplomierter Sexualforscher, führte ein medizini-sches Projekt durch, um die Bedeutung von Hirnphänome-nen während des Orgasmus zu zeigen. Er untersuchte, wie
sexuelles Verhalten die rechte und linke Gehirnhälfte beein-flußt, etwas, wovon ich keine Ahnung hatte. Er überwachte
die Gehirntätigkeit mit einem Enzephalographen (EEG) und
prüfte gleichzeitig die Herz-, Kreislauf-und Muskelverän-derungen im Körper. Raymond fand, ich sei ein ideales
Objekt, und ich dachte, es mache Spaß, mir für die Wissen-schaft einen abzurubbeln. Außerdem fand ich es interes-sant, alle physiologischen Informationen über meinen Kör-per und mein Gehirn zu bekommen.
Am verabredeten Tag meldete ich mich im Institut mit
einem Viertelliter frischgepreßtem Karottensaft im Magen.
Man hatte mich gebeten, meinen vertrauten Vibrator und
eine Schallplatte meiner Wahl
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