Sex Im Busch 1-3 Sammelband
nachdenklich. „Denke über dein Verhalten nach, Muluglai!“ sagte er. „Ich versuche nur, dich zu erziehen.“
Barnabas linste um die abgerundete Ecke der Hütte. Er fühlte Verärgerung über die Grobheit des Häuptlings und zugleich ein tiefes, liebevolles Gefühl der Anteilnahme für dessen Tochter.
Wortlos stand sie jetzt auf und ging, ohne ihren Vater eines Blickes zu würdigen, auf eine Baumgruppe am Rand des Buschdorfes zu. Mulugleo sah ihr nach und schüttelte den Kopf. Er setzte sich in Bewegung und ging zum Eingang seiner Hütte. Zum Glück lag der entgegengesetzt zu Barnabas´ Beobachtungsposten, sonst wäre dieser in Erklärungsnot geraten.
Als der Häuptling nicht mehr zu sehen war, schritt Barnabas Muluglai hinterher, leise und mit weit ausgestreckten Beinen wie der Storch im Salat. Obwohl sie in der mittlerweile hereingebrochenen Dunkelheit nicht mehr zu sehen war, glaubte er doch, sie rasch einholen zu können.
Und richtig: Unweit der Hütte ihres Vaters saß sie hinter einem hohen Strauch violetter Buschrosen auf dem Grasboden. Sie hatte die Beine angewinkelt und die Arme um die Unterschenkel geschlungen. Verwundert sah sie auf, als der Missionar plötzlich vor ihr stand.
„Du hier?“ entfuhr es ihr. Die Worte klangen etwas dumpf und verschnupft.
„Ich habe es zufällig mit angesehen, wie er dich geschlagen hat“, erklärte Barnabas. „Warum hat er das getan?“
Sie antwortete nicht und sah zu Boden. Dann schaute sie kurz mit einem zweifelnden, traurigen Gesichtsausdruck zu ihm hoch.
Selbst in dieser Stimmungslage war sie wunderschön. Barnabas konnte es nicht fassen, dass der Häuptling diesem bezaubernden Wesen hatte wehtun können. Ihre Augen erschienen ihm wie die einer scheuen Gazelle.
„Warum nur? Was hast du denn Schlimmes getan?“ hakte er nach, selbstbewusst und bestärkt durch seine neue Position als Überbringer der Sternenmutter-Eier.
„Er hat mich bestraft, weil ich meiner Tante im Dschungel abgehauen bin“, antwortete sie schließlich, als koste sie diese Information einiges an Selbstüberwindung. „Und auch ganz allgemein deshalb, weil ihn mein Verhalten im Dorf schon seit Längerem nicht gefällt. Dabei...“ Sie lachte in sich hinein. Es klang etwas verbittert und auch frohlockend. „Dabei weiß er nicht einmal die Hälfte!“
Barnabas nickte bedächtig und sah ihr lange in die Augen. Sie senkte den Blick. Hatte sie bemerkt, dass er von ihrem Fehlverhalten mehr ahnte als ihr Vater? Dass er sogar von ihrem gestrigen Schäferstündchen mit dem jungen Muluglu-Mann wusste?
„Er hält mich für eine missratene, eigenwillige Göre“, fuhr sie fort, als wolle sie sich ihren Frust von der Seele reden. „Insgeheim macht er sich wohl Vorwürfe, dass er mich nicht besser erzogen hat! Wie denn auch, er hat ja sonst genügend Pflichten als Häuptling. Erziehung ist in unserem Stamm Frauensache.“
„Was ist mit deiner Mutter?“
„Sie lebt nicht mehr. Starb an einem unheilbaren Fieber, als ich noch sehr klein war. Selbst der
Babalawo
konnte ihr nicht helfen.“
Barnabas schwieg betroffen.
„Mein Vater hat mich alleine großgezogen, zusammen mit der Hilfe meiner Tanten. Allerdings hatte er kaum Zeit für mich, und von den alten Schildkröten habe ich mir nichts sagen lassen. Schon gar nicht von der Hexe!“ Damit meinte sie wohl ihre kräutersammelnde Tante, der sie neulich im Busch abgehauen war.
Barnabas waren derartige familiäre Probleme neu. Er war verunsichert, was er ihr antworten oder raten sollte. Ganz entschieden wusste er aber, dass es nicht gut war, wenn eine junge Frau haltlos in der Gegend herumstreunte und es mit Männern trieb! Er beschloss, diese Sache anzusprechen, jetzt und hier.
„Dein Vater hat bestimmt sein Bestes gegeben“, sagte er. „Er macht sich wohl große Sorgen um dich. Und hat damit vielleicht nicht ganz unrecht.“
Sie sah ihn an, abwartend und skeptisch. Verbarg sich da der leise Anflug von Schuldbewusstsein in ihren Augen?
„Ich musste gestern unfreiwillig mit ansehen, wie du mit dem jungen Mann zugange warst!“ erklärte er kurz und knapp. Er bemühte sich um einen sachlichen und zugleich freundlichen Tonfall.
Sie reagierte anders als erwartet. Nicht erschrocken und schamvoll, eher kühl und trotzig. „Und?“ fragte sie schnippisch. „Seit wann geht das einen Fremden etwas an? Du bist nur ein Gast bei uns.“
Ihre Worte verletzten ihn etwas. Er ließ sich aber nichts anmerken. Angriff war die beste Verteidigung.
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