Sex Im Busch 1-3 Sammelband
überprüfen. „Nimm sie alle!“ empfahl er und sah das Stammesoberhaupt ernst und würdevoll an. Dann ließ er den Blick zu Barnabas schweifen und beschied ihm: „Wir danken dir sehr für die Darreichung dieser Eier! Sag, was du dafür willst, und wir geben es dir.“
Barnabas überlegte nicht lange. „Habt ihr Elfenbein? Stoßzähne vom Elefanten, Rhinozeros-Hörner oder dergleichen?“
Wie abwesend nickte der Häuptling. Er war wieder ganz in den Anblick der Glasmurmeln versunken. „Die Muluglus werden der mächtigste Stamm des Kongos sein“, raunte er, ganz hingerissen von der Tragweite und Bedeutung seines Tauschhandels.
An seiner statt antwortete der
Babalawo
: „Du sollst unsere gesamten Elfenbeinvorräte haben, großzügiger und hilfsbereiter weißer Mann! Denn umso besser wir die Eier der Sternenmutter bezahlen und umso mehr wir uns für ihren Erhalt erkenntlich zeigen, desto umfangreicher und reiner wird die Macht sein, die sie uns verleihen!“
Barnabas lächelte beipflichtend: „Nur ein Geschäft, bei dem beide Seiten gewinnen, ist ein gutes Geschäft!“
Er hatte kein schlechtes Gewissen, den Eingeborenen die Glasmurmeln im Tausch gegen wertvolles Elfenbein angeboten zu haben. Denn wem stand es schon zu, den wahren Wert von Dingen zu bemessen? Zumal wenn es um Gegenstände des Glaubens und des Kultes ging. Nur zu gut wusste er um die geheimnisvollen Mächte der Glaubenskraft. Ob es nun um sogenannte Placebos ging, um eigentlich wirkungslose Zuckerpillen also, die einen Kranken genesen ließen nur aufgrund seiner eigenen Überzeugung, es handele sich dabei um einen heilenden Wirkstoff... oder ob es sich um heilige Schreine und Statuen handelte, die Gläubigen ihren Schutz und ihre Hilfe versprachen: Der Geist eines Menschen war ungeheuer stark. So stark, dass er imstande war, Berge zu versetzen, wenn er nur angespornt wurde von der enormen Energie unerschöpflichen, vertrauensvollen Glaubens. Dieser Glaube musste natürlich geweckt, genährt und am Leben gehalten werden.
So gesehen erschienen die Murmeln Barnabas wirklich wie phantastische Eier einer göttlichen, außerirdischen Lebensform, die ihren Behütern und Bewahrern abnorme Kräfte verleihen würden. Hingerissen von seinen erhabenen Gefühlen und dem Wissen über die energetisch hohe Macht des Glaubens, bedauerte es Barnabas einen Augenblick lang fast, die „Eier“ herzugeben. Tränen der Rührung aufgrund seiner eigenen Großzügigkeit glitzerten in seinen Augen. Nein, er durfte sein Herz nicht an diese kleinen Glaskugeln hängen, egal wie fasziniert und besitzergreifend die Muluglus ihretwegen auch sein mochten! Sollten sie damit glücklich werden... Mochte ihr reiner, naiver Glaube an die Bedeutungsschwere der „Eier“ ihre Seelen emporschwingen zu äußerster Leistung und Seligkeit!
Er, der demütige und bescheidene Missionar seiner eigenen kleinen Kirche, verzichtete auf die Murmeln und würde dafür das schnöde, weltliche Elfenbein mitnehmen. Wieder einmal hatten es Menschen geschafft, ihm etwas abzuluchsen, das oberflächlich gesehen zunächst nicht wertvoll sein mochte. Das aber im Grunde etwas Einzigartiges, zutiefst Phantastisches und Segensreiches war!
Die großen Vorräte an Elfenbein, welche die Muluglus besaßen – vielmehr: besessen hatten – wurden vom alten Balla und den anderen Trägern in gewachsten Segeltuchplanen zusammengepackt. Währenddessen wollte sich Barnabas in seine Hütte zurückziehen. Er deutete dem Häuptling gegenüber an, der Verlust der „Eier“ gräme ihn sehr, da er die mit ihnen dahinschwindende Energie wie schlimme Schmerzen am ganzen Leibe spüre. Mitfühlend wünschte ihm Mulugleo alles Gute und versicherte, dass sämtliches Elfenbein bis auf den letzten Krümel in das Gepäck des Missionars verladen würde. Der
Babalawo
segnete Barnabas mit einigen liebevoll gemurmelten Sprüchen, um seine Verlustschmerzen zu lindern.
Endlich war das Geschäft besiegelt und in trockenen Tüchern! Barnabas schritt in Richtung seiner Hütte, um sich etwas auszurhen. Die Geschäftstüchtigkeit und Gerissenheit der Muluglus hatte ihn ganz mitgenommen. Die Sonne stand nun ziemlich hoch und fast senkrecht am wolkenlosen Himmel, der wie hellblaues Porzellan schimmerte. Es war fast Mittag, Zeit für eine Ruhepause.
Er legte sich ächzend in seine Hängematte. Sie schaukelte zunächst wild, als protestiere sie, den fülligen Leib des Missionars tragen zu müssen. Doch kaum lag er sicher verwahrt in ihr,
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