Sex Im Busch 1-3 Sammelband
einen Hustenanfall.
Als er sich wieder gefasst hatte, fuhr er fort: „Ihr König ist der Schlimmste! Der Große Hungrige. Ein barbarischer Feinschmecker, für den sie nur das Beste zubereiten. Ein schrecklicher Dämon in Menschengestalt, ganz ohne jeden Skrupel!“ Die letzten Worte raunte er in flüsternden, zischenden Worten. Sie entwichen seinem Mund wie zerbrechliche, giftige Seifenblasen.
Barnabas schwieg. Ihm war hundeelend zumute. Voller Mitleid beobachtete er den Muluglu, der auf die Wunde seines Fingerstumpfes Luft blies, als könne er sie damit heilen. Das Taschentuch, das fest um den Stumpf geschnürt war, hatte inzwischen die tiefrote Farbe frischen Blutes angenommen. Bis auf wenige Tropfen, die aus der Wunde rannen, war der Blutfluss gestoppt.
„Mit mir zusammen wurden noch weitere Leute meines Stammes gefangen“, sagte der alte Mann. „Wir sind ein Nomadenvolk, das umherzieht und überall dort jagt, wo immer es ergiebig erscheint. Leider... haben wir uns in der falschen Gegend aufgehalten.“ Er zuckte bedauernd mit den Schultern. „Die Kannibalen kennen kein Erbarmen. Nur ihren unersättlichen, großen Hunger!“ Langsam fuhr er sich mit seinen faltigen Händen übers Gesicht und rieb es, als ob er es reinwaschen wolle von allen Erinnerungen und Ängsten.
„Eine schwangere Frau war unter uns Gefangenen“, erzählte er. „Sie war die Frau meines Bruders. Erst dachten wir, dass sie sie verschonen würden, denn sie behandelten sie vorsichtig und fast fürsorglich. Sie gaben ihr gute Speisen zu essen. Nicht den Fraß, den sie uns anderen vorsetzten. Die Frau stand kurz vor der Entbindung. Weinend flehte sie die Kannibalen an, sie laufenzulassen, damit sie ihr Kind gebären könne. Doch dann...“ Der Alte schwieg.
„Sie haben sie getötet?“ mutmaßte Barnabas leise und andächtig.
„Nicht einfach getötet.“ Der alte Mann musterte den dicken Weißen mit abschätzendem Blick. Er schien zu überlegen, ob er ihm die Wahrheit zumuten könne. „Sie haben sie über dem Feuer geröstet, bei lebendigem Leib. Ihr Schreien klingt noch heute in meinen Ohren. Als sie tot und durchgegart war, haben sie ihr den Bauch aufgeschlitzt und den Fötus herausgeholt. Er war ganz rot, im Fruchtwasser des Mutterleibs heiß gekocht. Der Kannibalen-König bekam ihn als Speise vorgesetzt. Lautstark lobte er die unvergleichliche Zartheit des Fleisches! Sein widerwärtiges Schmatzen war über den ganzen Dorfplatz zu hören.“
Barnabas wandte sich erschüttert ab. Doch der Alte schwieg bereits und sagte nichts mehr. Gemeinsam versanken sie in dumpfes, brütendes Schweigen.
Als sie den Ersten zum Essen holten, war es gegen Mittag. Die Sonne stand hoch am wässrig blauen Himmel, der gänzlich frei war von Wolken. Unschuldig und sorglos trillerten die Vögel des Dschungels im hellen Licht. Sie wussten nichts von den Grausamkeiten der menschlichen Rasse, die ihnen so hoch überlegen war sowohl an klugem Erfindungsreichtum als auch an niederträchtigen Abscheulichkeiten.
Der Finger hatte den Kannibalen oder vielmehr deren Vorkoster anscheinend gut geschmeckt. So wollten sie nun den Rest holen und verspeisen. Ein Feuer kokelte, über dem mehrere schwarzverkohlte Stangen angebracht waren. Der bedauernswerte Muluglu schrie in den höchsten Tönen, noch bevor sie Hand an ihn legten.
Als sie ihn dann zu zerstückeln begannen, ohne ihn vorher gnädig zu töten, wurde er ganz plötzlich ruhig und leblos. Entweder versank er in erlösender Ohnmacht. Oder er verstarb sehr schnell durch Blutverlust oder Herzattacke. Barnabas dankte den himmlischen Mächten zitternd und voller Inbrunst für die Gnade, die sie dem armen Opfer mit seinem raschen Tod erwiesen hatten.
Inzwischen hatte sich eine große Menge Kannibalen versammelt, einer grausiger anzusehen als der andere. Auch zahlreiche Frauen waren dabei, geschmückt mit Knochen, die vermutlich von Menschen stammten. Einige hatten ganze Brustkörbe über die aufgetürmte Frisur gestülpt. Die Rippen ragten ihnen über die Ohren bis unter den Kiefer hinab. Eine Frau trug mehrere knöcherne weiße Menschenhände um die Hüfte herum; ein schrecklicher Rock aus starrem, knarrendem Gebein-Schmuck.
Auch Babys hatten viele der Kannibalen-Frauen auf ihren Armen. Sie redeten mit ihnen in ihrer lallenden, abgehackten Sprache. Vermutlich verhießen sie ihnen ein baldiges Säugen – motiviert vom Gedanken daran, dass sie selbst bald neue Stärkung durch frisch gegrilltes Menschenfleisch
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