Sex Im Busch 1-3 Sammelband
Er war also noch am Leben.
Nach einiger Zeit, in der sich die Kannibalen in ihrer seltsamen, grauenerregenden Grunz-Sprache beraten hatten, wandten sie sich Barnabas zu. Brutal drehten sie ihn herum. Hände und Füße wurden ihm mit abgeschnittenen Lianen zusammengebunden. Als sei er ein Stück Vieh, das es zu verfrachten galt. Sie hängten ihn mit seinen gefesselten Gliedern an eine lange Holzstange, die sie aus einem jungen Baum zurechtgestutzt hatten. Mit Rücken und Kopf nach unten hängend, baumelte er an der Stange.
Die Szene verlor aus seiner umgedrehten Perspektive nichts von ihrem Gräuel: Überall auf dem Boden lagen Leichen und abgetrennte Körperteile. Oke und einer der Muluglus lebten noch und wurden ebenfalls an Stangen fest gebunden. Schließlich sammelten die Kannibalen die Leichen ein. Unter denen waren auch vier der ihren. Sie machten diese auf die gleiche Weise transportbereit, ebenso den Kadaver des toten Leoparden.
Die essen sie ebenfalls!
dachte Barnabas mit solcher Beklommenheit, dass er drauf und dran war, sich in die Hose zu machen. Fort waren die Hemmnisse seines kleinen Zipperleins, das ihn schon seit Jahren plagte. Ohne zu zögern, hätte er spontan zu urinieren vermocht, wenn er sich nicht zusammengerissen hätte.
Der schaurige Tross setzte sich in Bewegung. Soweit Barnabas das aus seiner Sicht einschätzen konnte, bestand die Gruppe aus etwa zwei Dutzend Kannibalen. Viel zu viel, als dass sie sich gegen sie erfolgreich hätten wehren können. Selbst wenn sie vorbereitet gewesen wären und sie mit gezückten Waffen erwartet hätten, wäre ein Sieg unwahrscheinlich gewesen gegen diese rasende Meute ausgehungerter, verkommener Menschenfresser.
Ob das ein zufälliger Überfall war?
rätselte Barnabas fieberhaft. Das Blut stieg ihm in den hängenden Kopf und erschwerte ihm das Denken.
Womöglich sind sie uns schon den ganzen Abend auf der Spur und haben uns beobachtet, als wir mit der Ziege auf den Leoparden gewartet haben!
Und mehr noch... War das Ganze sogar ein Plan dieses schrecklichen Kannibalen-Stammes, ein Rachefeldzug gegen ihn persönlich und die Muluglus? Weil er kürzlich zusammen mit Muluglai einen der ihren erledigt hatte? Doch das war Notwehr gewesen! Dieser hatte versucht, die Häuptlingstochter zu vergewaltigen und umzubringen!
Resigniert hing Barnabas Treubart am Stock. Sein schwerer Leib schaukelte im Rhythmus der Schritte seiner Entführer. Scharfkantige Grashalme und Äste kleiner Baumpflanzen streiften seinen Po und ließen ihn spüren, dass er abtransportiert wurde wie ein erjagtes Beutetier. Auf seinem Rücken hing schwer und massiv sein ledernes Lieblingsbuch. Nur leider nutzte es ihm jetzt nicht viel, sondern machte ihn nur noch schwerer.
Welches Unheil, welch schauderhaftes Ende erwartete ihn am Ziel des eingeschlagenen Weges?
Oh, hätte ich mich nur öfters gegeißelt und Buße getan wegen meines unzüchtigen, schamlosen Verhaltens!
weinte Barnabas still in sich hinein.
Wie sehr muss ich wohl die Kräfte des Universums gegen mich aufgebracht haben, dass sie mich nun so strafen und kasteien!
Sein Weg wurde gepflastert von den heißen Tränen tiefster, hoffnungsloser Verzweiflung. Während seine Leidensgenossen aus frischen Wunden warme Tropfen ihres Blutes zurückließen, die sogleich im hohen Gras verschwanden, genauso unsichtbar wie seine Tränen.
Der Morgen graute, als der unheilige Marsch sein Ende zu finden schien. Vorboten eines entsetzlichen Ortes tauchten auf: Mehrere längst verfaulte Menschenschädel waren auf Stöcke gespießt worden. Das Weiß der Knochenmasse war gelblich verfärbt. Reste von vertrockneter Haut und Haaren klebten an den Schädeln, deren Kiefern und Zähne ein höhnisches Grinsen ausstrahlten.
Willkommen in der Welt der Unmenschlichkeit und der Schmerzen!
schienen sie sagen zu wollen.
Wir sind euch Opfern vorangegangen... uns werdet ihr folgen! Auf dass eure Gebeine bald ebenso in der Sonne bleichen werden wie die unseren... Reste des grauenhaften Mahls degenerierter Menschenfresser!
Barnabas und die anderen wurden, schaukelnd an den Holzstangen hängend, auf eine Lichtung geschleift. Sie durchquerten ein breites Tor, das den Eingang in einem hohen Zaun baumstammdicker Pfähle bildete. Aus seiner unbequemen Frosch-Perspektive konnte er Hütten sehen, ähnlich denen des Muluglu-Dorfes. Sie waren aber aus schwarzem Holz gefertigt, das einen feuchten und irgendwie faulenden Eindruck erweckte. Vielleicht war das Holz auch
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