Sex Im Busch 1-3 Sammelband
schlachten und fressen würde, zusammen mit dem alten Mann. Gerne hätte er den beiden geholfen. Leider musste er sich eingestehen, dass er das nicht schaffen konnte. Es war vernünftiger, irgendwie den Weg zum Muluglu-Dorf zurück zu finden, um dort gegebenenfalls Mitstreiter zu gewinnen für einen Kampf gegen die Kannibalen. Selbst wenn das aber gelänge, so würde es zu spät sein für den armen Oke. Das Feuer war geschürt, die Messer waren gewetzt. Für ihn gab es kein Entkommen.
Barnabas hielt inne und lauschte. Grillen zirpten im hohen Gras. Vögel pfiffen aus weiter Ferne. Auf einem Baum raschelte etwas laut und vernehmlich. Er sah nach oben. Ein kleiner schwarzer Schatten war in der Baumkrone zu sehen. Vielleicht ein Äffchen. Er konnte es nicht genau erkennen. Seine Augen waren wirklich nicht die Besten.
Egal! Weiter. Barnabas trieb sich selbst voran. Er wollte nicht eher ruhen, bis er sich in sicherem Abstand zu dem Kannibalen-Dorf befand.
Ein Hindernis schlang sich um seine Füße. Er stolperte und strauchelte. Ohne hinzufallen stützte er sich an einen alten Baum und atmete tief durch.
Von Herzen dankte er der Natur und ihrem Geschöpf für die geglückte Flucht. Ohne den Schrecken, den das Auftauchen des Krokodils unter den Kannibalen verbreitet hatte, wäre ein Entkommen nicht möglich gewesen. Was sich ihm zunächst als Bedrohung gezeigt hatte, hatte sich als seine Rettung entpuppt! Wieder einmal zeigte es sich, dass die verschlungenen Pfade des Schicksals unergründlich und voller Überraschungen waren.
Ein Schatten fiel über seinen Verstand und lähmte ihn mit deprimierender Schwärze.
Sein Buch war weg!
Nackt wie er war, hatte er das wertvolle Buch der Psalmen zurücklassen müssen. Es lag noch in dem Käfig und war vielleicht für alle Zeiten verloren! Natürlich hatte er die geistigen Kostbarkeiten darin längst verinnerlich und kannte fast alle Psalmen und Gesänge auswendig. Doch es war ein schlechtes Zeichen, sein Lieblingsbuch, sein
Buch der Bücher
verloren zu haben. Nicht auszudenken, was die Menschenfresser damit machen würden! Achtlos wegwerfen würden sie es, oder es gar als Brennmaterial benutzen!
Barnabas hatte Tränen in den Augen. Er konnte die nagenden Gedanken des Verlustes nicht abschütteln. Wankend und erschöpft lief er weiter und hielt sich dabei an allen Baumstämmen fest, denen er habhaft werden konnte.
Einer von ihnen fühlte sich weich an.
Zu weich.
Der Baumstamm packte ihn. Eine starke, drahtige Hand. Dunkelbraun und umschlungen von einer Kette aus winzigen Knöchlein. Ein Arm schoss aus dem Grün des Dickichts hervor und umschlang seinen Hals wie einen Schraubstock.
„Hier!“ rief der Kannibale triumphierend und so laut er konnte. Es schallte durch den Wald. „Ich ihn haben!“
Nach wenigen Augenblicken umringten ihn drei oder vier andere. Näherkommende Geräusche brechender Zweige und raschelnder Blätter verrieten, dass die anderen Kannibalen schon unterwegs waren.
Barnabas senkte den Kopf und wollte ihn in seinen Händen verbergen. Noch nie in seinem Leben waren die Gefühle der Enttäuschung und sein Bedürfnis nach unbedingter Flucht so groß gewesen. Er wünschte sich fort. Fort, nur
fort!
Die brutalen Faustschläge und die Hiebe mit der flachen Hand, mit denen sie ihn traktierten, spürte er kaum. Verbittert hatte sich sein Geist in sich selbst zurückgezogen. Selbst als eine Speerspitze in sein Gesäß stach und eine blutende kleine Wunde riss, beachtete er es nicht weiter. Er suhlte sich im trüben Morast seiner Verzweiflung und seines Haderns mit dem Schicksal.
Die erneute Verschleppung ins Dorf der Menschenfresser war eine Rückkehr mit Spießrutenlauf: Böse Fratzen funkelten Barnabas an voller hasserfüllten Triumphes. Wütende Wilde versuchten nach seinem Fleisch zu greifen, als wollten sie jetzt schon das spätere Mahl mit den Händen grapschen.
Als sie den elenden Missionar zu seinem Käfig zurückschleiften, wurde dieser einer Szene gewahr, die ihm vor Entsetzen und Angst das Blut in den Adern gefrieren ließ.
Nur der bärtige Alte hockte noch im Käfig. Er saß am Boden wie ein ramponiertes Möbelstück und starrte auf die Menschentraube, die sich in der Nähe der Feuerstelle gebildet hatte.
Barnabas wollte den Blick abwenden vor den satanischen Schandtaten, die sich hier abspielten. Hämisch und grob packte einer der Kannibalen, die ihn hergebracht hatten, seinen Kopf und drehte ihn herum. Er zog ihm mit den Fingern die
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