Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
Vom Netzwerk:
vorbeugt, um ihre Zehenspitzen anzufassen, sieht man den Ansatz ihrer Titten. Sie sind prall. Wenn sie in die Hocke geht, um ihren Rücken zu dehnen, sieht ihr Po dick und rund aus. Marcia schaut zu. Die Mädchen seufzen und murmeln. Meredith kichert, wenn sie eine Position nicht halten kann. »Wenn man eine Position richtig ausführt, hat man das Gefühl, man könnte hundert Jahre lang darin ausharren«, sagt Marcia, die auf ihrem Bett liegt. »Daran erkennt man, dass man es richtig macht.« Sagt die, die immer wieder ihre Beine umsortieren muss. Meredith fängt meinen Blick auf. Sie will wissen, was ich meinte, als ich gesagt habe, ich stecke in Schwierigkeiten. Sie will Klatsch und Tratsch. Vielleicht will sie auch mich.
    Marcia hat angefangen, über Yoga-Therapie bei verhaltensgestörten Jugendlichen zu reden. »Manche Richter nehmen das in ihre abschließenden Empfehlungen auf. Es hilft den Jugendlichen, mit ihrem Zorn umzugehen. Es stärkt ihr Körpergefühl.«
    Ist Marcia ein Blumenkohl oder ein Weißkohl, Stephanie? Und was ist das übelriechendste, formloseste Gemüse, das du kennst? Ich bin kurz davor, in Lachen auszubrechen. Warum? Warum kann ich nicht ernst sein, so wie Kristin? Kristin versucht, ernsthafte Fortschritte zu machen, indem sie im trüben Licht dieses buddhistische Zeug liest, um Weisheit zu erlangen und sich wirklich zu verändern. Ich sollte meine Matratze vom Bett nehmen und auch auf den Latten schlafen.
    »Wer ist mit dem Frühstück dran?«, fragt Marcia.
    Meredith macht gerade einen Schulterstand und kreuzt die Beine abwechselnd vor- und hintereinander wie eine Schere. Ihr Fleecepulli ist bis zu den Schultern heruntergerutscht. Sie hat Bauchröllchen, die vor Schweiß glänzen. Wenn die Haut braun wäre, könnte es Zoe sein.
    »Du«, sagt Stephanie. »Und Tony.«
    »Ich glaube, Tony steht auf dich«, sagt Meredith kichernd. »Er lässt dich nicht aus den Augen.«
    Meredith sagt das, was ich ihrer Meinung nach gesagt hätte, wenn ich reden würde. Sie hat das gesagt, um mir zu gefallen.
    »Er ist Professor, oder?«
    Der Anflug eines Lächelns geht jetzt über Kristins Gesicht. Ich liebe das. Ich liebe es, wenn sie aus ihrer Ernsthaftigkeit gerissen wird. Ich wünschte,
ich
hätte das bewirkt.
    »Wofür?«, fragt Marcia.
    »Romanische Sprachen.« Meredith rutscht aus dem Schulterstand.
    »Wisst ihr, was meine Lieblingszeile aus dem
Bodhicaryāvatāra
ist?«, fragt Marcia verdrießlich. »Sinnliche Freuden sind wie Honig auf einer Rasierklinge.«
    »Wow!«
    »Dann kümmere ich mich um den Haferbrei.«
    »Hoffentlich kommt nicht wieder so eine klumpige Pampe raus.«
    »Hoffentlich kommt dieses Mal überhaupt nichts wieder raus!«
    Meredith und Stephanie lachen. Das war eigentlich nicht schlecht, ausgerechnet von Marcia. Vielleicht ist sie gar nicht so übel. Jeder hat schließlich mal Blähungen. Merediths Kichern klingt ab. Es herrscht einen Moment lang Stille, während sie und Stephanie sich auf die Seite drehen. Erholung von der Buddha-Position.Sie sehen sehr schön aus, wie sie einander im gelblichen Licht auf der Seite gegenüberliegen.
    »Was war das?« Kristin setzt sich auf. »Ich habe ein Geräusch gehört.«
    Alle lauschen. Sie hat recht. Kratz kratz. Ein Scharren in der Wand. Fast hätte ich geschrien: »Die Maus!« Stattdessen drehe ich mich um und gehe hinaus. Ich darf nicht reden. Ich werde nicht reden. Wenn ich wieder rede, dann, weil ich mich entschieden habe. Weil ich
was
entschieden habe? Keine Ahnung.
    Unser Schlaftrakt ist ein umgebauter Stall. Nicht umgebautgenug, wenn man ehrlich ist. Ich gehe die Holztreppe hinunter und ziehe mir auf der Veranda meine Schuhe an. Über der Tür zu den Toiletten ist Licht. Als ich reingehe, um zu pinkeln, höre ich in der Kabine nebenan jemanden stöhnen. Ein richtiges Ächzen, fast ein Bellen. Aber wie kann man von dem Essen hier Verstopfung kriegen? »Solltest du mich je auf dem Klo hören, wirst du kuriert sein von dem Wunsch, mit mir zusammenzuleben«, hat Jonathan lachend gesagt. Es ist ekelhaft, wie laut diese Frau stöhnt, so als würde sie auf ein gefährliches Tier einschlagen. Ah Ah Ah! Du lieber Himmel. Eilig wische ich mich ab und sehe zu, dass ich wegkomme. Es klingt, als würde sie gerade gebären.
    Kann es Mrs. Harper gewesen sein? Haben die Harpers Kinder? Wie schaffen Buddhisten es, keine Bindung zu ihren Kindern zu haben? Vermutlich habe ich irgendetwas nicht richtig verstanden. Oder vielleicht ist es die schwangere

Weitere Kostenlose Bücher