Sex ist verboten (German Edition)
Frau aus der Reihe hinter mir? Vielleicht kriegt man Verstopfung, wenn man schwanger ist.
Im Speisesaal der Frauen ist es dunkel. Ich gehe durch die Küche. Es ist spät. Eine rote Kontrolllampe leuchtet am Heißwasserbereiter und ein gelbes LED-Licht am Küchenherd. Das Zimmer der Helferinnen ist ganz hinten links. Ich schließe die Tür, mache das Licht an und suche mir einen Kugelschreiber. Kein Papier da. Ich gehe zurück in die Küche und nehme mir einen Stapel Service-Formulare. Und wenn ich jetzt durch den Speisesaal der Männer hinüber zum Quartier der Männer liefe, bis in den Schlaftrakt A, fünftes Zimmer rechts? Ich finde ihn schlafend vor, schnarchend. Alle älteren Männer schnarchen. Ich rüttle an seinem Arm. Heh, Garry, Graham, Gregory, los, lass uns abhauen.
Jetzt. Ich könnte das jetzt machen.
Stattdessen fange ich an zu schreiben. Ich kann das Dasgupta-Institut weder verlassen noch hierbleiben. Also schreibe ich. Schreiben ist ein Zwischending. Zwischen tun und nicht tun. Schreiben ist Unentschiedenheit, Träumerei. Ein Tagebuch anstelle eines Lebens. Schreiben wir mal auf, was passiert, wenn er Ja sagt. Ich heiße Elisabeth, aber meine Liebhaber nennen mich Beth. Der Tagebuchschreiber lacht. Er hat Zigaretten im Schrank, und kaum sind wir unterwegs, steckt er sich eine an. Ich schnorre eine. Mir wird davon schwindelig, und ich bitte ihn, kurz stehen zu bleiben. Wir setzen uns auf eine feuchte Mauer, unter den Wolken und den Sternen. Der Wind fegt rauschend durch die Bäume. Es ist wunderschön. Ohne abzuwarten nehme ich die Zigarette in die linke Hand, lege die rechte um seinen Kopf und ziehe ihn zu einem Kuss zu mir heran, einem rauchigen Kuss. »Ich liebe deine Impulsivität«, sagte Jonathan. Wir waren im Kino.
Match Point
ist ein schrecklicher Film. »Das war noch gar nichts«, habe ich zu ihm gesagt.
Jetzt höre ich etwas. Jemand ist in der Küche. Ich verstecke mein Papier unter dem Teetablett. Jemand läuft in der Küche herum. Ich höre Teller, Besteck. Es ist schon nach elf. Alle sollten im Bett sein. Warte mal. Ich kann genau hören, wie ein Löffelüber einen Teller schabt; eindeutig Löffel auf Teller. Jemand genehmigt sich ein Mitternachtsmahl. Marcia vielleicht. Honig auf einer Rasierklinge. Oder Tony. Der Gedanke, dass Tony auf irgendjemanden scharf sein könnte, ist lächerlich. Darüber ist er hinweg. Ein Professor der Obsoletheit. Ist das ein Wort? Obsoleszenz? Der Gedanke, dass irgendjemand auf Marcia scharf sein könnte, ist noch alberner. Sie ist ein Elefant, ein See-Elefant. Marcia wäre mit den Wellen problemlos zurechtgekommen.
Wenn ich jetzt schreibe, dann, weil es nicht funktioniert. Die Meditation funktioniert nicht. Oder ich funktioniere nicht, ich arbeite nicht hart genug an der Meditation. Nichts funktioniert. Der siebte Tag ist vorbei. Du hast noch drei Tage zum Schreiben. Vielleicht hilft mir das Schreiben darüber hinweg. Ich kann darüber schreiben, wie ich mit ihm abhaue. Drei Tage lang. Das wird mich retten. Davor, mit ihm abzuhauen. Dann wird er weg sein. Dann kann ich von vorn anfangen.
Ich schlüpfe zur Tür hinaus. Warum bewege ich mich immer so, als wäre ich ein Einbrecher? Zoe ist das aufgefallen.
»Beth, du bewegst dich so, als dürftest du gar nicht da sein, wo du bist. So, als würdest du gerade jemanden hintergehen.«
»Meistens ist das auch so.«
Es ist Ralph, der Müsli isst. Er hat mich nicht gehört. Er sitzt an der Arbeitsfläche hinten in der Ecke, Gesicht zur Wand, über eine große Schüssel Müsli und sein BlackBerry gebeugt; er isst und surft. Gierige Freuden. Anhaftungen. Verlangen. Wie voll seine langen, welligen Haare sind. Und der süße Ohrring in diesem supersüßen Ohr. Ich schleiche mich an, geräuschlos. Und einen Ohrhörer trägt er auch! Man hört ganz leise Musik. Musik, Essen und Porno. Lustmolch! Sein Bein wippt auf dem Fußballen auf und ab. Rhythmus. Sein großer Kopf wiegt sich hin und her. Er ist total vertieft. Total glücklich. Einen halben Meter hinterihm strecke ich die Arme aus. Ein schneller Schritt, und meine Hände liegen auf seinen Augen.
»Keine Bewegung!«
Ich halte ihn fest.
»Wer bin ich? Rate.«
Er wirkt nicht erschrocken. Ich spüre, wie sein Gesicht sich zu einem Lächeln verzieht.
»Bess.«
»Falsch.«
Er lacht. »Du bist es, Bess.«
»Woher weißt du das?«
»Ich weiß es, ja.«
»Ich bin nicht Beth.«
»Du bist es.«
»Nein, bin ich nicht. Mach die Musik aus. Nimm das Ding ab.«
Er
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