Sex ist verboten (German Edition)
Geschichte verbinden wird.
»Was soll ich machen, wenn ich einen Teil meines Körpers nicht spüren kann? Zum Beispiel den Oberkopf. Dort habe icheinfach keine Empfindungen. Oder meine Knöchel, oder meinen Nacken.«
»Konzentrieren Sie sich einfach eine Weile auf diesen Bereich«, wird Harper sagen. »Versuchen Sie nicht, ein Gefühl zu erzwingen. Seien Sie nicht ungeduldig. Warten Sie eine Weile und gehen Sie dann weiter. Eines Tages wird die Empfindung sich einstellen. In jedem Zentimeter des Körpers gibt es in jedem Moment eine Empfindung. Ihr Geist ist einfach nicht konzentriert genug. Arbeiten Sie weiter. Haben Sie Geduld.«
Seine Stimme hat einen vertrauensvollen Klang, der total unecht sein muss, wenn man sich überlegt, dass er das ganze Zeug auswendig aufsagt.
Oder auch nicht. Vielleicht kann man etwas auswendig aufsagen und trotzdem aufrichtig sein. Vielleicht ist er aufrichtig, gerade
weil
er Wahrheiten aufsagt, an die er glaubt.
»Es tut mir leid, aber ich habe die ganze Zeit furchtbar hässliche Visionen. Bilder von Gewalt. Vergewaltigung, Mord. Ich weiß nicht, woher sie kommen. Ich weiß nicht, was ich machen soll.«
»Kämpfen Sie nicht gegen die Bilder, versuchen Sie nicht, sie zu unterdrücken.« Ich bewege die Lippen zu Harpers Worten. »Bewerten Sie sie nicht und kritisieren Sie sich nicht, weil Sie sie sehen. Machen Sie einen objektiven Vermerk. Gewalt. Hässlichkeit. Gewalt. Dann kehren Sie zu dem Atem zurück, der über Ihre Lippe streicht. Kehren Sie zurück zur
ānāpāna
-Meditation, bis Ihr Geist sich beruhigt hat. Arbeiten Sie an Ihrem Gleichmut.«
»Ich bin mir sicher, dass meine Frau und ich uns trennen werden, wenn ich nach Hause komme. Ich kann an nichts anderes denken.«
Es ist eine kräftige, tiefe, verzweifelte Stimme. Er! Ich öffne die Augen. Ich blinzle und richte den Blick nach vorn.
Er ist es nicht. Er ist nicht in der Schlange.
HONIG AUF EINER RASIERKLINGE
ALS ICH DRAUSSEN BIN , habe ich es nicht eilig, ins Bett zu kommen. Ich laufe am Bungalow des Kursleiters vorbei bis auf die Wiese. Es wird langsam dunkel, und die Hügel wirken kalt. Der Nordstern ist erschienen. Ich mag diesen Moment zwischen Abend und Nacht. Ein paar Leute gehen auf dem Weg spazieren, der am Zaun entlangführt. Manche erkennt man wieder, manche nicht. Sie gehen langsam. Da ist die kleine weißhaarige Frau, die ihren Platz an der Wand räumen musste. Sie läuft mit gesenktem Kopf, die Hände hinter dem Rücken. Wenn wir etwas begehren, begehren wir nicht das Objekt, das wir glauben zu begehren. Ich weiß nicht mehr, an welchem Tag Dasgupta das sagt. Wir sind einfach süchtig nach dem Begehren. Süchtig nach Anhaftungen. Wir brauchen das Begehren. Wenn es nicht dieses Objekt wäre, dann wäre es ein anderes. Es
wird
ein anderes
sein.
Warum dann nicht GH anstelle von Jonathan? Warum nicht den Künstler durch den Tagebuchschreiber ersetzen? Wenn du dich nicht heilen kannst, dann wiederhole dich. Stürz dich wieder in die Krankheit. Ich war sehr lebendig, als ich krank war.
Ich laufe bis zum Ende der Wiese und dann weiter, ins Dickicht hinein, wo es dunkler ist. Hier zwischen den Büschen riecht es gut, feucht und erdig. Der Pfad, der nach unten abzweigt, zu der Stelle, wo die Mauer durchbrochen ist, scheint oft benutzt zu werden. Die Zweige der Dornenbüsche sind zum Teilabgebrochen. Da scheint sich jemand regelmäßig in den Pub zu verdrücken. Es ist ziemlich einfach, hier über die Mauer zu springen und die zwei Meilen bis zum Barley Mow zu laufen. Mit etwas Glück nimmt einen ein Auto mit. Freitags gibt es dort Live-Musik. Ich weiß nicht, welchen Wochentag wir haben. Ich weiß nur, dass es Tag sieben ist. Ein Segnungstag. »Tag sieben ist vorbei, Freunde, Sie haben noch drei Tage zum Arbeiten.« Aber ich weiß nicht mehr, an welchem Wochentag dieses Retreat angefangen hat. An einem Freitag? Oder einem Samstag? Wenn sie Live-Musik haben, könnte ich eine Gitarre ausleihen. Ich könnte fragen, ob ich etwas singen darf. Die Meditierenden machen hier die echte Arbeit, sagt Harper nach dem
mettā.
Service leisten ist der reinste Spaziergang im Vergleich zum Sitzen, zu den Mühen des Sitzens. Unser Dienst ist dazu da, ihnen die Meditationsarbeit zu ermöglichen. Ich würde
Better off on my own
singen. »Das ist der Song, bei dem ich mich in dich verliebt habe«, hat Jonathan gesagt.
Jetzt ist jemand hinter mir, im Dunkeln. Die Blätter rascheln. Aber sie ist stehen geblieben. Sie läuft eilig
Weitere Kostenlose Bücher