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Sex ist verboten (German Edition)

Sex ist verboten (German Edition)

Titel: Sex ist verboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Parks
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Baby geworden. Er war das Kind, das sie nie hatten. Sie hatte den Schlüssel zu seinem Atelier und brachte ihm Essen, wenn er nicht da war, und Kleidung, sogar Alkohol. Ich hatte Jonathan gegenüber mehr Muttergefühle als für das Baby in meinem Bauch. Und Carl gegenüber auch. Ich hatte mütterliche Gefühle bei Carl. Selbst als ich weglief, um mit den französischen Jungs nackt zu baden. Vielleicht besonders in dem Moment. Ich taumelte vom Alkohol und vom Dope. Das wird dich retten, Carl, dachte ich. Das hier wird dich vor großer, großer Scheiße bewahren. Die wird mit der Flut weggespült. Beths Scheiße. Die französischen Jungs konnten es nicht fassen, dass ich bei diesem Seegang zum Baden bereit war. »
C’est dangereux, bien sûr.
« Sie konnten es nicht fassen, wie hoch die Wellen waren. »Eure Schwänze sind jetzt klitzeklein«, schrie ich. »Klitzeklein, klitzeklein.«
    Werde ich je ein Kind haben, Mi Nu?
    Diese Frage wäre vielleicht wenigstens neu für sie.
    In diesem Zimmer ist nichts außer seinen Kleidern auf dem Fußboden und dem Tagebuch neben dem Bett. Den Tagebüchern. Ein Stapel Schulhefte. Es ist zu dunkel zum Lesen. Jonathans Zimmer war mit Bildern vollgestopft. Ich weiß nicht, ob er ein guter Maler war. Seine Bilder hatten etwas Kindisches an sich, etwas dümmlich Begehrliches. Man schaute sie an und spürte, wie man von einem Sehnen erfüllt wurde. Es hatte nichts zu bedeuten. Es gab keine Verbindung mit irgendetwas Wirklichem, keine Aussicht darauf, dass tatsächlich etwas geschehen könnte. Es waren Mädchen, die sich in abstrakten Hintergründen auflösten, surreale Collagen. Clever, aber dümmlich. Vielleicht gerade deshalb dümmlich,
weil
sie so clever waren. Es gab etwas an diesen Bildern, das ich nicht verstand. Vielleicht wurde die Cleverness für den falschen Zweck genutzt. Wie bei einem Musiker, der seinKönnen auf raffinierte Synkopierungen verschwendet, anstatt sich auf den Song zu konzentrieren. Das Bild, das er von mir gemalt hat, war allerdings anders. Es war handfester und fleischlicher als die anderen, realer, abgesehen von diesen albernen Vögeln, die zu meinen Füßen aufflogen. Es waren winzige Vögel in sehr schrillen Farben.
    »Die Vögel sind auch ein Teil von dir, Beth«, sagte er. »Die Vögel sind mein Staunen darüber, dass es dich gibt.«
    »Schenk es mir«, sagte ich.
    Er dachte kurz nach. »Sobald ich es in New York gezeigt habe. Dann mache ich eine Kopie.«
    »Nein, jetzt gleich.«
    »Es ist im Katalog, Beth. Ich muss es ausstellen.«
    »Wenn du aus New York zurückkommst, wird es aus sein mit uns.«
    »Warum, Beth?«
    »Ich habe noch andere Eisen im Feuer. Ich bin kein Mädchen, das wartet.«
    Er schwieg.
    »Und du genauso. Du bumst alles, was sich bewegt. Das weiß ich.«
    »Komm mit«, sagte er da. »Komm mit zum Flughafen und steig mit mir ins Flugzeug. Flieg mit nach New York.«
    »Das hättest du eher sagen müssen. So was kannst du mir nicht am Abend vorher anbieten.«
    Es entstand eine Pause. Unser Leben fand in dieser Pause statt, in dem sorgfältig aufgeräumten Raum zwischen seinen Bildern und seinem Bett. Jonathan war ein unglaublich ordentlicher Mann. Aber er kämpfte nicht um Dinge.
    »Ich werde wohl zu Carl fahren und den ficken«, sagte ich. »In seinem Zelt in Frankreich.«
    Er sagte nichts. Hätte er mich am Handgelenk gepackt und gesagt, los komm, wir holen deinen Pass, Beth …
    Wenn ich in die Küche gehen und eins der Messer holen würde, zum Beispiel das, mit dem man die Sellerieknollen in zwei Hälften schlagen kann, dann könnte ich diesen Mann hier im Schlaf töten. Diesen untreuen Tagebuchschreiber. Wie viele Männer auf diesem Flur könnte ich wohl umbringen, ehe ich aufgehalten würde? Zwei? Drei? Vier? Alle untreu. Mit Sicherheit. Alle Tagebuchschreiber. Aber die Nacht verstreicht. Ich muss meine Zigarette anzünden.
    Ich schnappte mir das oberste Heft und schlich hinaus.

DER ZWEITE PFEIL
    VIPASSANĀ-SCHEISSE HAT EINEN besonderen Geruch. Irgendwie süßlicher, aber schaler. Lang anhaltend. Zuerst dachte ich, es läge am Essen – die Haferflocken, das Gemüse, kein Fleisch, kein Fisch, kein Alkohol. Inzwischen glaube ich, es könnte am Denken liegen. Wenn Geist und Körper eins sind, warum sollte unsere Scheiße dann nicht nach unseren Gedanken riechen? Ängstliche Scheiße, gelassene Scheiße. Wie auch immer, die Toilette der Helferinnen ist der einzige Ort, wo ich die ganze Nacht lang rauchen und lesen kann. Es stinkt

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