Sex oder Lüge
Reporter.“
Jetzt kommt’s, dachte er. „Ich tue ihr doch nur einen Gefallen.“
Mühsam ihre Wut unterdrückend, senkte Patrice die Stimme. „Ist Ihnen mal der Gedanke gekommen, dass Zoes Mutter nicht möchte, dass sie mit ihrer Schwester spricht? Oder auf eigene Faust zum Hotel fährt?“
Caleb zückte sein Handy und klappte es auf. „Wenn Sie die Nummer des Blumenladens wissen, dann rufe ich sie an und frage.“
Patrice zögerte, als habe er sie beim Bluffen erwischt.
Er hielt das Handy weiterhin hoch. „Ist sie nicht bereits im Abschlussjahrgang? Dann ist sie in einem halben Jahr mit der Highschool fertig und fängt zwei Monate später auf dem College an.“
„Ja, aber das ist noch acht Monate hin“, erklärte sie, als könne er nicht rechnen. „Heute sollte sie bei der Vorbereitung des Abschlussballs helfen.“
„Sagten Sie nicht, damit seien Sie bereits fertig?“
„Hören Sie, Mr. McGregor“, sie rieb sich die Schläfen, „Zoe bedeutet uns allen sehr viel. Vor ihr liegt eine vielversprechende Zukunft.“
„Schon verstanden. Und niemand möchte, dass sie so außer Kontrolle gerät wie angeblich Brenna. Das ist mir klar.“ Erst in diesem Moment erkannte er, dass er eine Trumpfkarte in der Hand hielt, und er spielte sie sofort aus. „Aber offenbar will sie zum Hotel, und jetzt müssen Sie entscheiden, ob sie mit ihrer Freundin Deb fährt, die es eilig hat, zur Arbeit zu kommen, oder mit dem verlässlichen Barry in seinem Minivan.“
Patrice verschränkte die Arme vor der Brust und blickte zu den Schülern an der anderen Seite der Sporthalle. Offenbar wusste sie nicht, ob sie ihren Schützling gehen lassen sollte oder nicht. Als sie sich schließlich wieder Caleb zuwandte, merkte man ihr an, dass sie über ihre eigene Entscheidung nicht glücklich war. „Hören Sie jetzt auf, vernünftig daherzureden. Sonst bleibt mir am Ende nichts anderes übrig, als Sie zu mögen.“
„Ich versuche immer, dafür zu sorgen, dass niemand mich mag.“ Resigniert stieß er die Luft aus. „Das macht mir den Job viel einfacher.“
„Soll ich das Miranda weitersagen?“ Fragend hob sie eine Augenbraue.
„Erzählen Sie ihr doch, was Sie wollen.“ Gleichzeitig musste er zugeben, wie weh ihm seine eigenen Worte taten.
In dem Moment kam Zoe wieder. Sie trug ihren Mantel und hatte sich den Rucksack über die Schulter gehängt.
Patrice begleitete sie noch bis zum Minivan, schloss die Tür hinter Zoe und plauderte kurz mit Barry, während Caleb sich auf den Beifahrersitz setzte.
Auf der Fahrt zum Hotel unterhielten Zoe und Barry sich wie alte Freunde. Da Caleb Brennas Schwester auf keinen Fall vor Barry, der fahrenden Gerüchteküche, interviewen wollte, überlegte er in der Zwischenzeit, wie er ungestört mit Zoe reden konnte, bevor sie auf Brenna traf.
Nachdem Barry vor dem Hoteleingang angehalten hatte, öffnete Jacob, der junge Page, Zoe die Tür und fing sofort an, mit ihr zu flirten, während er sie ins Hotel begleitete.
Caleb, der sich einen Plan zurechtgelegt hatte, behielt die beiden im Auge. Jacob stand neben ihr an der Rezeption und unterhielt sich angeregt mit ihr, während Caleb vom Haustelefon aus Brenna anrief.
„Ja?“, meldete sie sich nach dem fünften Klingeln.
„Caleb McGregor hier. Könnten wir uns in einer halben Stunde im Restaurant ‘One in Vermillion’ treffen?“
„Warum? Gibt es denn noch etwas zu besprechen?“
„Nein, nicht zwischen uns. Aber ich dachte, Sie würden gern mit Zoe reden.“
Hörbar rang Brenna nach Luft. „Zoe ist hier?“
„Sie ist gerade eben mit mir aus dem Ort mitgekommen.“
„Weiß meine Mutter davon?“
„Nicht dass ich wüsste.“
„Okay. Ich komme runter.“
„In einer halben Stunde.“
„Vergessen Sie Ihre verdammte halbe Stunde. Ich komme sofort.“ Damit legte sie auf.
Das war’s mit meinem Plan, dachte er, als sein Blick auf einen sehr großen Blumenstrauß fiel, der direkt neben einer Vase mit roten Rosen, einer weiteren mit Margeriten und einer dritten mit Gipskraut stand.
Den exotischen Strauß würde Miranda sicher später in ihrer Garderobe vorfinden. Doch dann verdrängte er hastig die Gedanken an Miranda. Er musste sich auf Zoe und Brenna konzentrieren, damit er für seinen Abschied als Max Savage genug Informationen sammelte, um sich mit einer guten Story endgültig von seiner zweiten Identität zu verabschieden.
9. KAPITEL
Nachdem sie nach ihrem Auftritt zehn Minuten lang in ihrer Garderobe auf und ab
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