Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sex oder Lüge

Sex oder Lüge

Titel: Sex oder Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Heitmann Alison Kent
Vom Netzwerk:
lassen? Einer dieser Reporter hat sogar mit der Frau gesprochen, die bei mir das Waxing gemacht hat. Sie hat ihm nichts erzählt, aber was gibt ihm das Recht, überhaupt nach so etwas zu fragen?“
    „Das Grundgesetz? Redefreiheit? Pressefreiheit? Seine Fragen gefallen dir vielleicht nicht, aber er hatte das Recht zu fragen.“
    Nein, das gefiel ihr absolut nicht. „Gibt es überhaupt kein Gefühl für Ethik mehr? Gelten die früheren Spielregeln in Zeiten von YouTube und Internet-Blogs nicht mehr? Ich will nicht, dass in der Presse über meine Körperhygiene berichtet wird.“
    „Moment mal. Ich kann mich nicht erinnern, dass die Pressefreiheit bezüglich persönlicher Hygiene eingeschränkt wurde.“
    „Du bist nicht witzig.“
    „Das will ich auch gar nicht sein. Du ziehst die Grenze da, wo es dir persönlich passt.“
    „Die Medien kennen überhaupt keine Grenze mehr.“
    „Einige Journalisten schon.“
    „Und du? Gehörst du zu diesen Journalisten?“
    Mit der Antwort ließ er sich mehr Zeit, als sie gedacht hätte. Miranda hätte gedacht, dass er sich und seine Arbeit so gut kannte, dass er diese Grenze jederzeit und in jeder Situation klar ziehen könnte.
    „Ich war nicht immer so.“ Seine Stimme klang rau. „Nach meinem Studienabschluss wollte ich mit meiner journalistischen Arbeit den ganzen Planeten vor der globalen Erwärmung retten, die Welt von Armut, Hunger oder religiöser Unterdrückung befreien.“
    „Und was hat dich von diesem Weg abgebracht?“
    „Ich hatte den Eindruck, dass es bei mir mit dem Durchbruch nicht klappt. Zugegeben, ich war ungeduldig. Ich wollte den Pulitzerpreis, und zwar sofort. Aber jedes Mal, wenn es irgendwo etwas Sensationelles gab, war ich gerade auf einem anderen Kontinent oder anderweitig verpflichtet. Immer zur falschen Zeit am falschen Ort. Was ich zu berichten hatte, wollte niemand lesen. Und dann kam Delano Wise.“
    „Der Country-Star? Del Wise? Du kennst ihn?“ Als Caleb nickte, schnappte Miranda nach Luft. Sie erinnerte sich gut daran, wie der Sänger praktisch über Nacht berühmt geworden war. „Was hat Del Wise mit deinem beruflichen Werdegang zu tun?“
    „Wir sind zusammen aufgewachsen, haben als Kinder im selben Verein Baseball gespielt, zusammen heimlich die erste Zigarette geraucht, das erste Bier getrunken und uns beide übergeben. Damals waren wir zwölf.“
    „Das ist nicht dein Ernst.“
    „Ich schwöre es. Als er später kurz vor dem Durchbruch stand, habe ich alle meine Verbindungen genutzt, um ihn in die Medien zu bringen. Je berühmter er wurde, desto stärker habe ich ihn unterstützt.“
    „Dann hat es mit Del angefangen, und jetzt bist du hier, um über Ravyn und Ted zu berichten. Du hast deinem Freund geholfen, indem du über ihn statt über die globale Erwärmung geschrieben hast.“
    „So ungefähr.“ Er trank einen Schluck und stellte das Glas weg.
    „Muss aufregend sein, wenn man darüber entscheiden kann, wer Karriere macht und wer nicht, indem man über ihn schreibt oder es lässt.“
    „Alles Sensationelle verkauft sich gut. Und wenn man oft genug etwas schreibt, was mit Sex zu tun hat, bist du schlagartig die beste Quelle für alle neuen Gerüchte.“
    „Und wie hast du dich dabei gefühlt?“
    „Ganz ehrlich? Großartig. Ich hatte es geschafft. Ich war ganz oben. Machtgefühl und alles, was dazugehört.“
    „Aber?“
    „Wer sagt, dass da ein Aber ist?“
    „Du selbst. Schließlich bist du ein Reporter, der klare Grenzen zieht.“
    „Das tue ich erst seit Kurzem, glaub mir. Vorher gab es diese Grenzen für mich auch nicht.“
    Darüber wollte sie gern Näheres erfahren. „Es ist nie zu spät für einen Neuanfang.“
    Er musste lächeln. „Klingt ein bisschen platt.“
    „Nein, klingt nach meiner Erfahrung.“ Sehr ernsthaft blickte sie ihm in die Augen.
    Er senkte den Blick. „Tut mir leid, dass du all das durchmachen musstest.“
    „Wieso? So ein Neuanfang ist unglaublich spannend.“ Sie sagte es ohne jedes Zögern und ohne jeden Sarkasmus.
    „Nein, ich meine, dass Dinge an die Öffentlichkeit gebracht wurden, die du lieber für dich behalten hättest.“ Es klang aus seinem Mund, als müsse er sich entschuldigen. Fast, als sei er verantwortlich für das, was sie erlebt hatte.
    Oder für etwas Ähnliches.
    „Tja, danke.“ Ihr Widerstand schmolz. „Aber ich bin mir sicher, du wärst nicht viel rücksichtsvoller gewesen, wenn du damals dabei gewesen wärst.“
    „Wie gesagt“, er zuckte mit den

Weitere Kostenlose Bücher