Sex oder Lüge
nicht die Einzige.“ Miranda fuhr ihr Laptop hoch und wartete, während das Buchhaltungsprogramm startete. „Ich wüsste gern, wie die zwei es schaffen, so dünn zu bleiben. Ihre Kinder sind auch schlank.“
„Das hat alles nur mit den Genen zu tun. Unsereins hat leider zunehmend das Problem, in seine Jeans zu kommen. Und du“, drohend hob sie den Finger, „du hast das Problem, deine Jeans anzubehalten.“
Entnervt erwiderte Miranda ihren Blick. „Sei froh, dass du nicht Komikerin geworden bist.“
„Zurück zum Thema.“
Miranda deutete auf ihren Monitor. „Ich muss Rechnungen schreiben. Also komm zurück zum Thema, und fasse dich kurz.“
Corinne hob die Augenbrauen. „Candy Cane müsste eigentlich den schrecklichsten Blumenstrauß bekommen, den ‘Under The Mistletoe’ jemals ausgeliefert hat. Ich dürfte keine einzige Blume verwenden, die sie mag. Im Gegenteil: Es müssten ausschließlich solche sein, die sie hasst.“
Darüber musste Miranda lachen. „Dann ist es ja gut, dass sie keine Allergien hat, sonst bräuchte sie nur einmal an dem Strauß zu schnuppern und würde auf der Stelle in einen anaphylaktischen Schock fallen.“
„Das wäre natürlich mein großes Ziel.“ Corinne legte die Rosen in den Kühlraum. „Aber ich kann mir nicht leisten, meinen Job zu verlieren, wenn ich Zoes Ausbildung bezahlen will, soweit sie nicht durch das Stipendium abgedeckt wird. Daher werde ich vielleicht doch einen hübschen Strauß zusammenstellen.“
„Hat Zoe überhaupt schon entschieden, wo sie hingehen will?“ Miranda wusste, dass Zoe von allen drei Hochschulen, an denen sie sich beworben hatte, Zusagen bekommen hatte. Alles ausgezeichnete Universitäten an der Ostküste und weit weg von Corinne. „Es wird sicher schwer für euch beide, wenn sie fortgeht.“
Corinne winkte ab. Sie wollte Mirandas Mitgefühl nicht. Angestrengt suchte sie nach einer passenden Vase für ein exotisches Arrangement. „Zoe wird’s prima gehen. Sie freut sich schon darauf, aus Mistletoe wegzukommen. Große, weite Welt schnuppern, so nennt sie es.“
„Und du?“ Es überraschte Miranda nicht, dass Corinne ablenkte.
„Ich?“ Einen Moment schwieg sie nachdenklich. „Ich komme schon zurecht.“
Das wollte Miranda nicht so stehen lassen. „Es wird dir prächtig gehen. Endlich wirst du Zeit für all die Dinge haben, die du aufgeschoben hast, weil du als Alleinerziehende für ein außergewöhnlich talentiertes Kind sorgen musstest.“
Corinne schnaubte. „Zum Beispiel die Garage aufräumen und die Kacheln im Bad schrubben? Wunderbar. Das kann ich kaum erwarten.“
„Du hast selbst gesagt, dass du gern eine Woche zu deiner Schwester nach Boston fahren würdest. Und mit May Potter hast du immer wieder davon gesprochen, dass ihr eine Reise nach Alaska macht.“ Für Corinne hatten ihre Töchter immer an erster Stelle gestanden. Doch dass es für sie persönlich gar nichts gab, worauf sie sich freute, war für Miranda neu und machte ihr Sorgen. „Du weißt doch, dass du noch bezahlten Urlaub nehmen kannst. Falls du dir Gedanken wegen möglicher Fehltage machst.“
„Nein, die Fehlzeiten stören mich nicht.“
„Sondern?“ Miranda drehte sich auf ihrem Stuhl herum und wandte sich ganz ihrer Freundin zu.
Zu einem Regal mit Blumen gewandt, aber mit Blick in die Ferne seufzte Corinne so schwer, dass sie am ganzen Körper zitterte. „Ich mache mir Sorgen, dass ich bei Brenna so viele Fehler gemacht habe, dass Zoe es mir nicht verzeiht. Dann wird keine meiner Töchter jemals wieder nach Hause kommen.“
„Was redest du da?“ Miranda stand auf und ging zu ihr. „Natürlich wird Zoe zurückkommen.“
Fragend blickte Corinne sie mit Tränen in den Augen an. „Und Brenna? Ich habe ihre Gesten immer zurückgewiesen. Und wenn sie nun irgendwann ganz damit aufhört?“
„Dann musst du eben zu ihr gehen und von dir aus den ersten Schritt machen. Sie ist im Moment im Ort.“
„Ja, im Hotel.“ Corinne schüttelte den Kopf und griff nach einer eckigen roten Vase. „Und das weiß ich nur, weil sie gesehen wurde und man es mir zugetragen hat. Es ist ja nicht so, dass sie angerufen und es mir mitgeteilt hätte.“
Für ihre Hochzeit mit dem Abgeordneten hätte Brenna sich jeden Ort auf der Welt aussuchen können. Miranda glaubte nicht, dass Brenna hierher nach Mistletoe kam, wenn sie nicht wollte, dass ihre Familie an diesem wichtigen Tag bei ihr war.
Andererseits war sie fast noch ein Mädchen, und sie hatte eine
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