Sex oder Lüge
Hotel in Snow Falls, und jetzt wüsste ich gern, ob ich mich kurz mit ihrer Schwester unterhalten könnte.“
„Ich kenne Sie.“ Während sie ihn musterte, runzelte die Frau die Stirn, und Caleb fragte sich, ob das jetzt ein gutes Zeichen war.
Wahrscheinlich ist das Alans Frau, überlegte er. „Wirklich?“
„Sie sind der Mann, über den Mir…“ Im letzten Moment unterbrach sie sich. „Meine Freundin, die oben im Hotel arbeitet, hat mir von Ihnen erzählt.“
Er wollte lieber mit offenen Karten spielen. „Ist Ihre Freundin zufällig Miranda Kelly?“
„Ich war mir nicht sicher, ob sie Ihnen ihren Namen genannt hat. Ich bin übrigens Patrice.“ Sie reichte ihm die Hand. „Patrice Price.“
„Schön, Sie kennenzulernen, Patrice. Ja, sie hat mir verraten, dass sie Miranda heißt. Den Nachnamen weiß ich vom Fahrer des Shuttlebusses. Von ihm weiß ich auch, dass ich Zoe hier finden kann.“
Sie stützte die Hände in die Seiten. „Dieser Barry. Steckt seine Nase überall rein, ob es ihn nun etwas angeht oder nicht.“
„Seien Sie nicht zu streng mit ihm.“ Er schob seine immer noch kalten Hände in die Taschen seiner Jeans. „Er hat mir auch verraten, dass ich Zoe hier antreffen könnte.“
„Ich werde nie begreifen, wie er das anstellt.“ Als sie den Kopf schüttelte, flog ihr Zopf von einer Seite zur anderen. „Immer weiß er, wer was tut und mit wem.“
Diese Fähigkeit kam Caleb nicht unbekannt vor. „Dafür muss man immer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt laufen.“
„Verstehe.“ Wieder musterte sie ihn, als sei sie sich nicht sicher, ob sie ihn mochte oder nicht. „Sie sind Reporter, das hatte ich fast vergessen.“
Die Dinge sprachen sich hier ja blitzschnell herum. Erst gestern Abend hatte er es Miranda anvertraut. „Ich wünschte, das würden alle einfach mal vergessen.“
„Wie zum Beispiel Miranda? Leute wie Sie haben ihr das Leben zur Hölle gemacht. Bevor Sie sich beklagen, dass sie Ihnen gegenüber misstrauisch ist und Sie Männchen machen lässt, sollten Sie mal lieber in den Spiegel sehen.“
„Männchen machen musste ich bisher noch nicht.“ Nur auf dem Sofa schlafen, aber das kam sicher auf dasselbe hinaus. „Hören Sie, wenn Sie hier gerade zu beschäftigt sind, kann ich auch wieder gehen. Wäre es Ihnen möglich, Zoe zu bitten, mich im Hotel anzurufen?“
„Eigentlich sind wir hier so gut wie fertig.“ Patrice sah zu einer Gruppe von Schülern, die alle gemeinsam auf das Display eines Handys blickten und kicherten. „Zoe!“
Ein Mädchen mit dunklen Haaren und großen blauen Augen blickte hoch und kam näher, als Patrice sie zu sich winkte. „Zoe, das ist Caleb McGregor. Er ist Reporter und würde sich gern mit dir unterhalten.“
„Mit mir?“ Zoe sah von Patrice zu Caleb. Man merkte ihr an, wie unwohl sie sich fühlte. Wie wahrscheinlich jeder Teenager in so einer Situation. „Worüber denn?“
Caleb beschloss, ihr gegenüber genauso offen zu sein wie bei Patrice. „Ich schreibe eine Story über deine Schwester.“
Sofort lächelte sie. „Über meine Schwester.“
Er nickte. „Gestern habe ich mich mit ihr unterhalten, und ich wollte zu einigen Dingen, die sie mir erzählt hat, gern deine Meinung hören.“
„Sie haben mit ihr gesprochen? Hier?“ Zoe war begeistert.
„Ja, sie wohnt oben im Hotel.“
„Oh, das fasse ich nicht!“ Begeistert wandte sie sich ihrer Jacke und ihrem Rucksack zu. „Ich kann jetzt nicht reden. Ich muss los.“
Beruhigend hielt Patrice sie am Arm fest. „Es war ausgemacht, dass du mit mir nach Hause fährst, schon vergessen?“
„Nein, ich kann bei Deb mitfahren. Gerade eben hat sie gesagt, sie müsse zur Arbeit.“ Erklärend wandte sie sich an Caleb. „Sie arbeitet im Souvenirshop im Hotel.“
Caleb wollte die Gelegenheit, mit Brennas Schwester zu sprechen, nicht ungenutzt verstreichen lassen – obwohl ihm bewusst war, dass er wieder im Begriff war, eine Grenze zu überschreiten. „Wenn du zum Hotel möchtest, kann ich dich mitnehmen. Der Shuttlebus des Hotels wartet draußen auf mich. Es macht dem Fahrer sicher nichts aus, dich später wieder nach Hause zu bringen. Er sagte, für heute seien keine Touren geplant.“
„Das wäre toll!“ Vor Begeisterung sprang Zoe in die Luft. „Ich muss schnell meine Sachen holen. Oh, ich kann’s nicht glauben, dass Brenna wieder hier ist.“
Gemeinsam mit Patrice sah Caleb ihr nach, bis Patrice sich vor ihm aufbaute. „Na, Sie sind mir ja ein toller
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