Sex oder Schokolade
wehren. Jahrelang war er gereist und hatte sich gefragt, wo sein Platz in der Welt war, und schließlich war er an den Punkt gekommen, wo er sich auf Dauer häuslich niederlassen wollte. Im Grunde sollte er sich zu Marjorie hingezogen fühlen. Sie schien genau die Frau zu sein, die in das neue Bild seiner Zukunft passte. Aber er konnte Sabrina nicht aus dem Kopf bekommen.
„Wir helfen gern", beharrte Vijay.
Parker klopfte sich auf den Bauch. „Das sind alles Muskeln", erklärte er stolz.
„Natürlich, das glaube ich." Sabrina drückte ihm den Bizeps. „Hundert Prozent Muskeln."
„Da wir schon mal hier sind", warf Kit ein, „kannst du uns auch helfen lassen. Draußen wartet ein Taxi, aber wir können natürlich auch einen Lieferwagen kommen lassen."
Sabrina neigte lächelnd den Kopf zur Seite, aber sie wandte sich Kit nicht zu. Er versuchte sich die Enttäuschung nicht zu sehr anmerken zu lassen, und blickte auf die tätowierte Chilischote auf Sabrinas Schulter, die er bislang niemals vollständig zu Gesicht bekommen hatte.
„Der entscheidende Punkt ist", sagte Sabrina, „dass ich nur mit leichtem Gepäck umziehe. Habt ihr meine Sachen im Flur gesehen? Mehr gibt es nicht, abgesehen von einem Kleidersack und einem Eimer mit Putzzeug, den Marjorie mitnimmt, damit ich erst mal mein neues Apartment reinigen kann."
„Sie haben keine Möbel?" Vijay wirkte enttäuscht.
Parker strahlte glücklich. „Mann, das ist der leichteste Umzug, den ich je erlebt habe."
Kit klatschte in die Hände, um sich die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
Offenbar war Sabrina genauso eine Vagabundin, wie er geglaubt hatte. „Dann packen wir das Zeug ein. Schließlich wartet das Taxi."
Er selbst hatte auch über Jahre hinweg kaum etwas besessen. Aber von dieser Art Leben hatte er genug, seit er vor ein paar Monaten in Cieveland am Grab des einzigen Menschen gestanden hatte, den er bisher als Familie empfunden hatte, jetzt war er vollkommen allein und begriff, wie wichtig es war, Bindungen einzugehen und sich auf andere einzulassen.
Sabrina Bliss war wie ein Schmetterling und nicht die Frau, nach der er suchte.
„Ich schaffe das allein", erklärte sie, doch die Männer sprachen sich bereits ab, wer welches Ende vom Futon trug. Kit löste das Problem, indem er sich das ganze Bündel auf die Schultern lud. „Wartet, lasst mich meine Schuhe anziehen." Sie musste sich rasch noch ein Paar Schuhe aus dem einen Karton holen, bevor alles im Taxi verschwand.
Marjorie war bereits ins Schlafzimmer gelaufen, um sich umzuziehen.
Das Gepäck und die Schuhkartons passten in den Kofferraum des Taxis. Den Futon musste Kit ein bisschen quetschen, damit er auf den Rücksitz passte. Sabrina kam in Sandaletten aus dem Haus gestürmt. Ihr Haar war noch feucht, und sie trug ihren Kleidersack und eine Strohtasche bei sich. Hastig zwängte sie sich neben den Futon.
Kit überließ Marjorie den Beifahrersitz. Sie kam mit Wischmop und Besen angelaufen und einem Eimer voller Putzzeug. Den Hausschlüssel hielt sie zwischen den Zähnen.
Kit half ihr beim Einsteigen und blickte dann hinten ins Taxi. „Da passt nur noch einer rein", stellte er fest.
Vijay und Parker rempelten sich gegenseitig an, um als Erster einzusteigen, aber Kit drängte sich an ihnen vorbei und zwängte sich neben den Futon.
„Nehmt das nächste Taxi!" rief er den beiden zu und winkte, als das Taxi losfuhr.
Sabrina blickte eine Minute lang nur schweigend geradeaus. „Aber Vijay weiß doch gar nicht die Adresse", stellte sie dann fest.
„Mist." Kit klang sehr gut gelaunt. Ihr Schenkel presste sich an seinen, und er roch den Duft ihres feuchten Haars.
Sabrina wirkte auch nicht sonderlich besorgt. „Bestimmt schaffen wir es auch allein." Sie blickte zu Kit. „Schließlich haben wir genüg Muskeln an Bord."
Marjorie drehte sich zu ihnen nach hinten. „Trotzdem war es gemein, die beiden so zurückzulassen. Schließlich waren sie so nett und wollten ..." Sie verstummte, als sie merkte, dass Kit und Sabrina ihr nicht zuhörten.
Sie blickten sich in die Augen und schoben den zusammengefalteten Futon etwas tiefer.
„Ich mache es wieder gut", sagte Sabrina leise.
„Ich lade sie nach der Arbeit auf ein Bier ein." So nahe war Kit Sabrina noch nie gewesen. Ihre Wimpern waren dunkelbraun, und eines ihrer Augen war eine Spur dunkler als das andere. Hellbraun mit grünen und goldfarbenen Sprenkeln darin. Ihre Nase war schmal und spitz, der
Weitere Kostenlose Bücher