Sex oder Schokolade
draußen verschluckt wurde. Schwarzer Schmutz bedeckte das Fensterbrett. Es war erst Mai, doch jetzt schon war es in dem Apartment stickig und drückend.
Marjorie kam mit dem Putzzeug herein. Sie schleppte die große Schachtel Schokolade in die Küche und betrachtete entsetzt das schmutzige Spülbecken. „Sabrina, bist du dir sicher? Ich leihe dir gern das Geld für die Kaution, damit du dir ein besseres Apartment leisten kannst."
„Unsinn. Wenn ich mit meinem Geld auskommen will, kann ich mir in einer einigermaßen guten Gegend nichts Besseres leisten. Wenn ich die Wände erst frisch gestrichen habe, werde ich es hier bestimmt ein Jahr lang aushalten."
Sie warf Kit einen Blick zu. „Oder wenigstens ein paar Monate."
Sabrina versuchte das Fenster zu öffnen. Es rührte sich nicht. Als Kit weiter oben gegen den Rahmen drückte, öffnete das Fenster sich quietschend, und ein Regen von Farbsplittern ging zu Boden. Kit blickte auf Stromleitungen und die Rückseite einer alten Knopffabrik an der West End Avenue. Ein riesiger Wasserturm ragte über die angrenzende Ziegelwand und warf seinen Schatten in das Apartment.
Sabrina seufzte. „Ich werde es sonnengelb streichen."
„Dann lebst du in einem riesigen Eidotter. Ich würde alles Weiß anstreichen. Und eine Menge Spiegel aufhängen." Vorsichtig näherte Marjorie sich den Wasserhähnen. Es klopfte in den Rohren, als sie den Hahn aufdrehte, und ein Schwall von rötlich braunem Wasser kam heraus.
Kit trug den Koffer und den Rucksack herein. Sabrina hängte ihren Kleidersack in den Schrank und packte ihre Schuhkartons auf die Borde über einer eingebauten Kommode. „So. Seht ihr? Fertig mit dem Umzug." Sie klopfte sich die Hände ab. „Das ist auch ein Vorteil, wenn man nicht viele Dinge besitzt."
„Wie kommst du denn zurecht?" fragte Marjorie, während der Putzeimer volllief. „Liest du denn nie Bücher? Hörst du keine Musik? Kochst du nie?" Sie schüttete reichlich Allzweckreiniger in den Eimer, und sofort roch es streng nach Ammoniak.
„Die Bücher verschenke ich, wenn ich sie durchgelesen habe. Und zum Musikhören gehe ich in Clubs. Töpfe und Pfannen lasse ich immer für den nächsten Mieter zurück."
Kit öffnete die Küchenschränke. „Hier musst du alles neu kaufen. Es ist nichts drin." Außer ein paar Küchenschaben, die hastig in Spalten und Ritzen verschwanden.
Sabrina verlor etwas von ihrer Zuversicht. „Gut. Dann muss ich eben zum Flohmarkt."
Kit dachte an rostfreie Töpfe, Gläser, Geschirr und Besteck.
Ein kurzer Abstecher ins nächste Kaufhaus würde reichen, und Sabrina wäre ausgestattet, aber vermutlich würde sie das nicht wollen.
Konnte er eine Affäre mit einer Frau anfangen, die nicht wusste, wie viel Spaß es machte, in einer Pfanne mit Kupferboden zu kochen?
Er blickte zu ihr. Sie bückte sich gerade, um den Koffer zu öffnen, und Kit betrachtete ihren Po. Ja, dachte er, das kann ich.
Auf der anderen Seite des Apartments rutschte Marjorie auf Knien herum und putzte den Kühlschrank unter der Anrichte. Ihr runder Po war objektiv gesehen schöner als Sabrinas, aber Kit fand Sabrinas viel erregender.
„Wo siehst du denn hin, Kit?" Sabrina beobachtete ihn und hielt ein kleines Pferd aus Bronze in der Hand.
„Ich habe mich gerade gefragt, wo du den Esstisch aufstellen willst."
„Den brauche ich nicht. Ich setze mich zum Essen auf den Futon."
„Aber wenn du krümelst, kommen die Kakerlaken."
„Die sind schon da", antwortete Marjorie vom Kühlschrank her.
„Das ist stillos", stellte Kit fest. Durch seine letzte Pflegemutter, die alle nur Ma'am nannten, hatte er gelernt, wie wichtig ein gemeinsames Abendessen für den Zusammenhalt in der Familie war. „Du brauchst auf jeden Fall einen Tisch."
„Vielleicht könnte ich hier noch irgendwo einen Bistrotisch hineinzwängen. Oder ich stelle ihn draußen auf die Feuertreppe."
„Und wenn es regnet?"
„Dann esse ich im ‚Decadence'."
Kit musterte sie verlangend. Ihr blondes Haar war getrocknet und fiel ihr auf die Schultern. Flüchtig erspähte er ihr rotes Tattoo, ehe es wieder vom Haar verdeckt wurde. Wenn sie sich bückte und reckte, um den Inhalt ihrer Schuhkartons in den frisch geputzten Regalen zu verstauen, erinnerte ihn die Anmut ihrer Bewegungen an eine Ballerina.
„Was ist denn jetzt?" Sie blickte ihm in die Augen.
„Warst du jemals Tänzerin?"
Sabrina erstarrte, aber ihr Blick wirkte belustigt. „Findest du mich so
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