Sex oder Schokolade
lief ihr übers Kinn. Kit stutzte überrascht, und dann musste er lachen. Auch er biss in eine Tomate und leckte sich den Fruchtsaft vom Handgelenk. „Köstlich. Wir nehmen ein Dutzend." Die Frau vom Gemüsestand füllte die Tomaten in eine Tüte.
„Ein Dutzend Tomaten kann ich nicht auf einmal essen", beschwerte Sabrina sich.
Kit prüfte gerade die Auberginen. „Doch, das können wir."
Wir. Sabrina ließ sich ihre Freude über dieses Wort nicht anmerken und beobachtete Kit dabei, wie er Auberginen aussuchte und an Melonen klopfte. Schließlich bezahlte er die Gemüsefrau und nahm die großen Tüten entgegen. Er hatte bereits Zwiebeln, Pilze, Pfirsiche, Aprikosen und eine Unmenge von dunklen Weintrauben gekauft.
Schwer beladen bahnten sie sich ihren Weg über den Markt. Aus einer Bäckerei drang der Duft von frischem Brot, und sie kauften noch Baguettes. Kit spielte Ritter und hielt sie, als wären sie Schwerter.
Lachend schüttelte Sabrina den Kopf. „Das reicht jetzt aber wirklich. Komm, wir müssen uns ein Taxi nehmen. Mit dem ganzen Zeug passen wir ja in keine U-Bahn mehr."
Doch Kit war bereits zu einem Stand gegangen, an dem frische Gewürze verkauft wurden.
„Ich suche ein Taxi", rief sie über die Schulter zurück. Ihre Arme fühlten sich an, als seien sie in der letzten Stunde ein paar Zentimeter länger geworden. Sabrina schob sich durch die Menge, und Kit hastete hinter ihr her. Als sie beide die Mulberry Street erreichten, stellte Sabrina die Tüten auf dem Fußweg ab und winkte nach einem Taxi.
„Nur fünf Minuten", sagte Kit atemlos und verschwand wieder.
Sabrina wandte sich um und entdeckte Kit in einer Fleischerei, wo er bereits mit dem Fleischer verhandelte. Der dicke Mann wedelte mit beiden Armen, doch schließlich schlug er Kit auf die Schulter und griff unter den Tresen.
Quietschend blieb ein Taxi stehen, und Sabrina lud ihre Einkäufe ein. Gerade als sie einstieg, kam Kit angelaufen und reichte ihr eine Papiertüte. „Ich habe die letzte italienische Chorizo bekommen." Er keuchte leicht, als er sich neben sie setzte. „Die bestgewürzte Wurst in der ganzen Stadt."
„Ich nehme dich beim Wort." Wenn Kit sie jemals mit derselben Energie zu verführen versuchte, mit der er Lebensmittel einkaufte, dann würde sie sich niemals dagegen wehren können. Außerhalb des Restaurants war er vollkommen locker und entspannt. Er wirkte wie ein großer Junge, dessen Begeisterung ansteckend war. Während des Einkaufens erzählte er kleine Geschichten. Zum Beispiel war er im Süden Frankreichs mit Schweinen auf Trüffelsuche gewesen, und von einer Nonne in Siena hatte er gelernt, richtiges Risotto zu kochen.
Sabrina hätte ihm ewig zuhören können. Sie konnte gar nicht fassen, wie sehr sie diesen Menschen mochte, den sie so unglaublich begehrte.
Jetzt saß sie neben ihm im Taxi und hatte kein einziges Stück Schokolade bei sich.
„Was soll ich deiner Meinung nach denn mit all diesen Sachen tun?" Sie stieß Kit in die Seite.
„Das werde ich dir schon zeigen."
„Dann kannst also nicht nur Süßspeisen kochen?"
„Natürlich nicht. Das ist zwar meine Spezialität, aber ich kann alles kochen." Er kramte in seinen Taschen. „Das hier habe ich besorgt, während du Eier gekauft hast."
Es klapperte in der Tasche, und Sabrina blickte hinein. Eine Pfanne, drei Schneebesen, Besteck und rostfreie Rührschüsseln. „Danke, das Geld bekommst du wieder." New York war unglaublich teuer. Die Kaution für das Apartment hatte schon den Großteil ihrer Ersparnisse aufgefressen, und obwohl Marjorie ihr immer wieder Geld anbot, wollte Sabrina es selbst schaffen. Das war für sie eine Frage der Ehre. Sie hatte es bisher gekonnt, auch wenn sie bislang nichts für ihre Rente hatte zurücklegen können.
Sicherheit war ihr nicht so wichtig, dafür umso mehr das Leben in der Gegenwart. Und an dieser Grundeinstellung wollte sie auch nichts ändern, wenn sie demnächst dreißig wurde.
„Nimm es als Geschenk für die neue Wohnung", sagte Kit.
Liebevoll strich sie ihm über die Wange. „Vielen Dank", flüsterte sie. „Ich bin überwältigt."
„Dann warte erst mal den Lunch ab."
Anscheinend kommt er noch mit in mein Apartment, dachte sie. Mit seinem muskulösen Körper und seiner Präsenz wird er es vollständig einnehmen, und es wird mir noch winziger vorkommen. Wieso stört mich das nicht? Normalerweise erdrückte sie die Nähe eines Mannes. Die schönste Zeit hatte
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