Sex oder Schokolade
Sabrina am Strand von Baja California verbracht. Dort hatte sie zwei Monate in einer Hütte ohne richtige Wände gelebt. Es gab nur Bambusmatten, die sie hochrollen konnte, um die Sonne und den Duft des Meeres hereinzulassen.
Das Taxi saß im Berufsverkehr fest, aber endlich erreichten sie doch das Apartment. Einen Moment bedrückte Sabrina die Vorstellung, ein ganzes Jahr lang in diesem Ziegelbau zu leben, noch dazu in diesem winzigen Raum. Doch dann dachte sie an die lebendige Stadt um sich herum, und sie fühlte sich auch gleich wieder voller Energie. Ja, dachte sie, das halte ich ein Jahr lang aus.
Kit lud die Taschen aus und half Sabrina aus dem Taxi.
„Wo wohnst du denn?" Schwer bepackt stieg sie neben Kit die Treppen hinauf.
„In einer Wohnung im Zentrum. Nichts Besonderes. Dort wohne ich seit vier Monaten, aber länger als ein halbes Jahr soll es nicht werden. Dann will ich mir etwas kaufen."
„Du willst auf Dauer in der Stadt bleiben?"
Vor ihrer Tür blieb Kit stehen. „Du nicht?"
Über das Ende des Baguettes hinweg sah sie ihn an. „Nicht, wenn ..." Die Wette mit Marjorie ging über ein Jahr, und die ersten fünf Wochen davon hatte Sabrina gebraucht, um den richtigen Job und das falsche Apartment zu finden. Den Job bei Dominique hatte sie durch Glück bekommen, weil eine alte Freundin, die auch kellnerte, sie empfohlen hatte. Ein Jahr kam ihr endlos lang vor.
„Nicht für immer", sagte sie schnell. „Ich bleibe lieber frei und ungebunden."
Kit nickte. „Gut." Mit einem Mal war die Stimmung zwischen ihnen angespannt.
Sabrina war enttäuscht, konnte aber gar nicht sagen, warum. Sie lud alle Taschen auf einen Arm, um mit der freien Hand den Schlüssel aus der Hosentasche zu angeln. „Geht es dir nicht genauso?" Sie öffnete die Tür.
Kit blickte sie leicht verwundert an. „Wie kommst du denn darauf?"
„Dominique meinte, du hättest schon überall auf der Welt gelebt." Auch Parker hatte es Sabrina bestätigt. Alle bewunderten Kit, weil er die besten Restaurants der Welt als Referenzen aufzählen konnte.
„Wenn man in der Navy ist, sieht man die ganze Welt." Er stand reglos neben Sabrina, die hastig Marjories Putzmittel unter die Spüle stellte, damit sie die Lebensmittel auspacken konnten. Kurz darauf war jeder freie Platz mit Obst und Gemüse beladen.
Sabrina drehte den Wasserhahn auf und blickte auf Kits muskulöse Brust, während sie darauf warteten, dass klares Wasser fließen würde. „Du warst in der Navy? Hast du denn auch Tätowierungen? Anker und Segelschiffe?"
„Soll ich mein T-Shirt ausziehen?"
Ihr Herz schlug schneller. „Nein, danke, ich glaub's dir auch so."
„Aber du hast ein Tattoo."
Sie schob eine Schulter vor. Die winzige Chilischote war ein Souvenir an eine Nacht in Tijuana mit einem Mann, an dessen Kuss sie sich noch erinnern konnte, dessen Namen sie aber vergessen hatte.
„Niedlich", sagte Kit nur.
Sabrina verfluchte das Apartment. Weil es so winzig war, musste sie so dicht neben Kit stehen. Sie spürte seine Körperwärme, sah seinen Ohrring blitzen und erkannte jede Schattierung seiner blauen Augen unter den dichten schwarzen Wimpern. Obwohl sie sich noch nicht einmal geküsst hatten, wusste sie, dass sie seinen Namen niemals vergessen würde. Mist, wo war bloß die Schokolade?
„Du wirkst hungrig", stellte er leise fest. „Wie wär's mit ein paar Weintrauben?"
Sie hielt die Trauben unter das Wasser.
Kit fischte ein paar einzelne aus dem Becken. „Du brauchst noch ein Sieb."
Sabrina hielt die Trauben hoch und schwenkte sie leicht hin und her, dass die Tropfen flogen. „So geht's auch."
„Und was ist mit deinen Händen? Du brauchst Handtücher."
Sie dachte an nasse nackte Körper, doch Kit spülte ungerührt das Becken aus. Während Sabrina versuchte, Kits Nähe nicht auf sich wirken zu lassen, wusch er die Tomaten, legte sie in eine der neuen Rührschüsseln und wischte sich die Hände an der Jeans ab.
Immer noch musste Sabrina an nackte Körper denken. „Wann warst du denn in der Navy?" Sie musste sich ablenken. „Dominique hat nichts davon erwähnt."
„Nach der Highschool." Er wirkte verlegen. „Dann hat Dominique dir meinen Lebenslauf erzählt?" Sie wussten beide, dass Dominique gern tratschte. Ihre Angestellten boten da allerdings mit ihrem eher langweiligen Leben weniger Stoff als Dominiques schillernde Freunde.
Sabrina errötete. „Also schön, ich gebe zu, dass ich sie gefragt habe."
„Wieso?"
Sie
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