Sex oder Schokolade
mit deinen richtigen Eltern?"
„Die sind schon lange tot."
„Verstehe."
Kit fing wieder an, die Eier zu schlagen. „Dass ich Chefkoch bin, verdanke ich allein meiner Pflegemutter. Als ich zu Ma'am ins Haus kam, war ich fast sechzehn und hatte schon eine ganze Reihe von Pflegefamilien und sogar ein paar Wochen Jugendgefängnis hinter mir. Ich wollte abhauen, sobald ich alt genug für den Führerschein war und die Schule abbrechen konnte. Und auf keinen Fall wollte ich mich an irgendwelche Regeln halten, die irgendeine Frau mit französischem Akzent aufgestellt hatte." Er musste lächeln und schlug die Eier schaumig.
„Du hast dich also gegen die Regeln aufgelehnt?" Sabrina musste lächeln. „Das kommt mir bekannt vor."
„Du warst sicher auch nicht einfach." Lächelnd sah er sie an. „Daran hat sich nichts geändert."
Sabrina wurde unruhig unter seinem Blick. „Erzähl mir den Rest der Geschichte."
Kit rollte ihr über die Anrichte eine rote Peperoni zu. „Wenn du mir helfen willst, dann schneide die klein. Bei dem Besteck muss auch ein scharfes Messer sein."
Sie spülte das Messer ab. „Du wurdest also zum Küchendienst verurteilt?"
„Schon bei meiner Ankunft habe ich mehrere Regeln verletzt. Ma'am kochte gerade für ihren siebenköpfigen Haushalt, deshalb brauchte sie Hilfe. Ich musste Kartoffeln schälen." Kit lachte leise. „Beim Küchendienst hatte Ma'am Gelegenheit, engeren Kontakt zu ihren Pflegekindern zu knüpfen."
Sabrina juckte es in der Nase, als sie die Peperoni klein schnitt. „Und bist du darauf eingegangen? Hast du ihr beim Bohnenschnippeln auf der Veranda erzählt, was in dir vorgeht?"
„Ich war ein harter Fall. Manchmal habe ich kein Wort gesagt." Er lachte wieder. „Aber ich habe auch weiter Ma'ams Regeln gebrochen. Irgendwann ..."
„Da hat der Küchendienst dir Spaß gemacht."
„Ja. Zum ersten Mal seit langem hatte ich wieder ein richtiges Zuhause. Der Fernseher lief ständig, in den anderen Zimmern lärmten die Kinder, und auf dem Herd stand immer ein Topf, in dem etwas kochte. Dazu gehörte einfach eine Mutter, die in der Küche stand und neugierige Fragen stellte."
„Das hatte ich früher auch." Sabrina schnitt ein paar Tomaten in Scheiben. In ihrer Kindheit hatte es auch schöne Zeiten mit gemeinsamen Ausflügen und Gesellschaftsspielen gegeben. „War Ma'am eine gute Köchin?"
„Natürlich. Das hielt sie mit ihrer französischen Abstammung für ihre Pflicht." Kit stellte den Elektroherd an. „Im Lauf der nächsten Monate schaffte sie es, mich fürs Kochen zu begeistern." Sein Gesicht bekam einen zärtlichen Ausdruck. „Ma'am sagte, ich hätte eine gute Nase und einen guten Geschmack, der leider ziemlich verkümmert sei." Er zuckte mit den Schultern. „Das war für mich ein Kompliment."
Sabrina war gerührt.
„Bist du fertig? Dann schneide etwas von der Chorizo und anschließend eine Zwiebel."
„Ja." Sie schniefte.
„Wenn du unter fließendem Wasser schneidest, musst du nicht weinen."
Nein, sagte Sabrina sich. Ich weine nie. Nicht mehr, seit ich dreizehn war.
Kit erzählte weiter. „Als ich eines Abends zu spät nach Hause kam, hat sie mir alles über das Brotbacken erklärt. Ich hatte wieder eine Regel gebrochen und noch eine, nur um nicht offen zugeben zu müssen, dass ich kochen lernen will. Aber Ma'am hat es gewusst. Schließlich habe ich mir kaum noch Mühe gegeben, meine Verstöße vor ihr zu verbergen."
Sabrina wusste noch gut, wie sie sich bewusst daneben benommen hatte, um ihren Eltern dadurch zu zeigen, wie sehr sie unter der Scheidung litt. Sie räusperte sich.
„Eine Mom kann man schlecht hinters Licht führen. Meine Mom hat auch immer rausbekommen, was ich ausgefressen hatte." Besonders nach der Scheidung hatte sie sich fürchterlich aufgeführt.
Kit hatte es allerdings noch viel schwerer gehabt.
„Ich dachte mir schon, dass es in deiner Vergangenheit eine Erklärung geben müsste", dachte Sabrina laut nach. Sie betrachtete die klein geschnittenen Zutaten, die Kit in der Pfanne anbriet, bevor er die Eier hinzugab, das Ganze stocken ließ und mit Tomaten und frischer Petersilie anrichtete. Ihr Magen knurrte, trotz der vielen Schokolade. „Du bist eine Mischung aus Muttersöhnchen und bösem Jungen. Jetzt weiß ich auch, warum."
Er kratzte das Preisschild von einem Spatel und warf Sabrina einen Blick zu, der so heiß war wie das Omelett. „Genau das bin ich." Geschickt wendete er das Omelett in der
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