Sex und Folter in der Kirche
Frauen vorstellen, die einen Mörder kaltblütig aufs Rad flechten, ihn stunden- und tagelang foltern oder ihm bei einer Vierteilung ohne jedes Mitleid die Glieder einzeln ausrenken. Es ist daher korrekt, von Tätern und nicht von Täterinnen zu sprechen.
Für Frauen ist im patriarchalen Konzept die Rolle der Opfer von Männersex und Männergewalt oder die der tröstenden, beklagen-den, beweinenden Dienerinnen vorgesehen.
Auch die sogenannte sexuelle Lust, die auf den Gesichtern der Männer liegt, ist nicht selten mit einem ungeheuren Potential an Frauenverachtung verbunden. Dieses hat zur Zeit ein gewisses
Endziel erreicht: Jetzt gibt es Plastikfrauen, die alles mitmachen, nur das eine nicht. Sie geben keine Liebe, treten ihren Besitzern und Benutzern nie zu nahe. Es sind Wunschfrauen, ganz lebensecht und doch nicht lebendig, Frauen, die alles zulassen, die die Öffnungen an der richtigen Stelle haben, sich benutzen, auch quälen lassen, Frauen, mit denen ein Mann nicht mehr allein ist, Frauen, die nie eigennützig, unkontrollierbar, selbständig sind. Wo anders findet sich die Frau, die, ohne selbst zu lieben, der Mann-Liebe dient, still und unter-legen?
Wie schön, wären alle Frauen so! Wollen die nach unten definierten andersartigen, doch gleichwertigen Frauen nicht, wie Männer es wünschen, bewahren Frauen sich ihren unvermittelten, nicht schon wieder von Päpsten und anderen Oberpatriarchen definierten Selbststand, lehnen sie Unterordnung ab, ist Vernichtung die Folge. Frauen bleiben, sofern und solange sie Frauen und nicht definierte Weibchen und Gebärerinnen sind, versucherische Gefahren, hurerische »Hexen«. Mit ihren Geheimnissen wußten Männer immer umzugehen. Das Christentum, weit entfernt, sich vom allgemeinen Männerwahn zu distanzieren, entwarf beizeiten die Theorien, legte für Körper und Seelen die passendsten Folterwerkzeuge 78
bereit. Wehe der Frau, die wie Eva ungehorsam ist! Schmerzen, Schwangerschaft, Brunst sind ihr Los. So rächt sich ein beleidigter Vater-Gott, wie Johannes Paul II. 1988 sagte,139 bereits auf Erden, und drüben mag es noch schlimmer enden. Der Tod, auch dieser
eine Folge des biblisch behaupteten weiblichen Ungehorsams, öffnet alle Türen zum Letzten Gericht des lieben Vaters.
Da ist es schon besser für die Frau (meint nicht irgendein mittelalterlicher Papst, sondern der jetzige), sich mit den gewohnten Ausdrucksformen zufriedenzugeben, die ihr den Mutterdienst
schmackhaft machen. Immerhin »ist der Ausruf des ersten Men-
schen beim Anblick der soeben geschaffenen Frau ein Ausdruck der Bewunderung und der Verzauberung, wie er die ganze Geschichte des Menschen auf Erden durchzieht«. Auch der Papst heuchelt
»Mensch«, wenn er »Mann« sagen müßte. Und noch mehr: Eine
Frau als Objekt männlicher Bewunderung, eine Frau als Ursache männlicher Verzauberung wirkt ungleich anziehender auf den
Papst-Mann als der Wunsch der Frauen, ihrerseits zu herrschen, wie dies Männer seit eh und je tun, gerade in der Catholica.
In patriarchalen Gesellschaften und in ihren Religionen sind Sex und Gewalt eins. Und gelingt es neuerdings nicht mehr so glatt wie noch vor wenigen Jahrhunderten, alle Frauen dieses Axiom zu
lehren, wird »Liebe« in die herrschende Gewaltpraxis eingeführt.
Nun gilt mehr denn je nicht das dumm und weit verbreitete »Sie bekam Hiebe statt Liebe«, sondern die Devise »Hiebe sind Liebe«.
Männer wissen, was das beste für die zu erziehende Frau ist. Das Motto bleibt gegen Frauen und Kinder gesellschaftlich akzeptiert, und dies nicht nur bei der praktizierenden sadomasochistischen Minderheit.
Ich hoffe, daß sich eines Tages Freiheit durchsetzt und der Begriff
»Verbrechen« anders erlebt wird, als er gegenwärtig definiert ist.
Das wird geschehen, wenn es gelingt, den exklusiven Begriff von denen wegzunehmen, die heute in den Gefängnissen gefoltert werden, und ihn auf diejenigen zu übertragen, die noch immer völlig unangefochten tausendfache Schuld auf sich laden, indem sie Menschen pädagogisch, psychologisch, soziologisch nach unten zensieren, religiös disziplinieren oder prinzipiell kriegstauglich machen.
Dann sind religiöse Leitsätze wie der folgende als kriminelle Definition entlarvt: »Im Bereich väterlicher Ordnung entstehen die son-nenhaft zum Himmel ragenden Heiligtümer, Pyramiden, Obelisken 79
und gotischen Dome, das Zweckhaft-Nützliche muß sich dem
Überzweckhaft-Heiligen unterordnen; das Große bestimmt das
Kleine,
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