Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
Während Marc allerdings am Anfang ja noch «die Sau rausließ», war David schon immer brav, was uns einen Hinweis darauf gibt, dass er nicht unbedingt durch die Beziehungsdynamik in die brave Rolle rutscht. Er hat eher von Haus aus ein sehr «anständiges» Selbstbild und ist daher sexuell handlungsgehemmt. Das heißt, es ist ihm geradezu unmöglich, sich selbst als jemanden zu sehen, der sexuell frech, dreist, selbstbewusst, ab und zu dominant und auch ein bisschen
dirty
ist; er fühlt sich dann komisch und unwohl, es passt nicht zu dem Bild, das er von sich selbst hat. Und das wird Clarissa höchstwahrscheinlich auch nicht ändern können, denn sie hat ja schon alles Mögliche versucht. «Eine neutrale Fachperson könnte ihm die Problematik mit dem Selbstbild eher nahebringen», erkläre ich ihr.
Immerhin ist David zu einem Telefonat bereit, bei dem wir das Thema ein wenig anreißen können. Unter anderem erfahre ich, dass zwei Dinge ihn zusätzlich verunsichern: Er ist recht unerfahren, denn er hatte sein «erstes Mal» erst mit 25 (und vor Clarissa nur zwei Bettpartnerinnen), zudem kommt er sehr schnell, wofür er sich schrecklich schämt. Doch an Sex ist er durchaus interessiert; auch an erotischen Phantasien mangelt es nicht.
«Wenn ich dich bitten würde, eine Liste mit zehn sexuellen Wünschen zu erstellen, die erst mal dein Geheimnis bliebe – würdest du die zehn voll kriegen?», frage ich ihn.
Die Antwort ist ein klares Ja.
«Und wenn ich dich bitten würde, die Liste mit Clarissa nach und nach umzusetzen?»
Er macht nur: «Hm.»
Ich bohre nach, bis ich eine Antwort kriege – er sagt: «Dann käme ich mir vor wie so ein Schwanzgesteuerter.»
«Wie wer?»
«Was meinst du?», fragt er verdattert.
«Wer in deinem Umfeld ist oder war denn schwanzgesteuert?», frage ich zurück.
«Hm. Halt Kerle, die dauernd nur an Sex denken.»
«Woher hast du das?», möchte ich wissen.
«Ich bin mit einer feministischen Mutter aufgewachsen, die sexualisierte Männer stets als etwas Primitives abgetan hat. Ich wollte immer ein beherrschter, die Frauen respektierender Mann sein.»
(Ja, da ist sie wieder, die Mutter. Sorry, ich würde Ihnen gern etwas anderes erzählen.)
Es stellt sich heraus: Davids Mutter hatte eine verächtliche Haltung gegenüber Männern und allem, was mit Männern zu tun hat, wozu für sie in erster Linie Sex gehörte. Die Lektion, die David lernte: «Wenn ich Sex mag und mich um Sex bemühe, gehöre ich verachtet.» Und das wollte David schon als Kind um keinen Preis – denn dann hätte ihn die Mutter nicht mehr lieb. (Da er ihre Einstellung übernommen hat, glaubt er unbewusst sogar, dass er generell verachtenswert wäre, wenn er sich offen zu Interesse an Sex bekennen würde!)
Ich glaube, dieser Gedanke schwingt bei vielen Menschen mit, die sexuell so unschuldig wie möglich bleiben wollen: «Solange ich wie ein Kind bin, werde ich auch geliebt wie ein Kind (ohne dass ich viel dafür tun muss)»; oder sie wollen dem Ideal der Eltern so gerecht wie möglich werden, das brav und anständig ist und Sex verurteilt. Oder aber es steckt etwas wie bei Ines und Andreas dahinter (dazu gleich mehr). Oft treffen mehrere dieser Punkte gleichzeitig zu. David jedenfalls will nicht zu den Schlechten gehören, dagegen sperrt sich sein unbewusstes Selbstbild so massiv, dass es ihn entweder blockiert oder dazu treibt, den Sex möglichst schnell hinter sich zu bringen (einer der Gründe für vorzeitige Ejakulation).
Es ist aber auch verdammt schwierig, in der heutigen Zeit ein entspanntes, unbeschwertes Verhältnis zu Sex und zu sich selbst als «Sexsubjekt und -objekt» zu haben! Wohl denen, die sich weder von idealisierten Sexszenen in Film und Fernsehen noch von den «Mehr-wilder-heißer»-Standards der Magazine beeindrucken lassen und sich dem allgegenwärtigen Porno völlig entziehen können. Ich habe nicht vor, eine Gegenkampagne zu starten – aber wenn ich wieder etliche Stunden auf dieser großen «Erotik»-Messe in Berlin verbracht habe (die viel mit Kommerz und Schmuddel, aber nur wenig mit Erotik zu tun hat) und beobachtet habe, wie die drängelnden Massen dort auf die Bühnen und Monitore starren und was dort zu sehen ist, dann könnte mir die Lust auf Beischlaf für Wochen vergehen. Auf den vielen kleinen und größeren Monitoren werden vor allem die DVD s der Porno-Industrie gezeigt, fast ausnahmslos Hardcore. Analsex ist ganz weit vorn, jeder zweite Stand zeigt auch
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