Sexbewusstsein - So finden Sie erotische Erfuellung
die ihren Freund früher alles machen ließ, ohne je zu signalisieren, was ihr gefallen würde oder was nicht. Auf diese Weise hatten die beiden nur «seinen» Sex oder eine seltsame Mischung aus «seinem Sex plus Sex, von dem er mutmaßte, dass er ihrer sein könnte». Dass so etwas nur selten zu ekstatischen Höhenflügen führt, versteht sich von selbst.
Viele wiederum können recht gut über das reden, was sie
nicht
wollen, aber kaum über das, was sie wollen, denn dann liefe man ja Gefahr, sich eine Abfuhr zu holen, und sei es auch nur, dass der Partner halt gerade keine Lust hat. Die Angst vor dieser «Gefahr» wiegt schwerer, als sich seine Wünsche verkneifen zu müssen. Letztlich ist aber der Preis für diese Vermeidungsstrategie zu hoch, weil mindestens einer der beiden Beteiligten irgendwann mit dem Liebesleben sehr unzufrieden sein wird – noch häufiger beide.
Natürlich kann man vieles auch mit Körpersprache und Tönen ausdrücken. Dies ist aber oft nicht eindeutig genug, und es birgt noch eine Gefahr: Viele Menschen (überwiegend Frauen) denken, der Partner
müsse
doch mitkriegen, wie er vorgehen soll. Daher warten sie so lange damit, ihre Korrekturen offen auszusprechen, bis sich ein dicker Sack voller Groll in ihrem Inneren angesammelt hat, der sich dann patzig über dem armen, verdatterten Partner entlädt. Aber Vorwürfe und schnippische Bemerkungen lösen nicht grade das Bedürfnis nach Entgegenkommen aus, im Gegenteil.
Das Wichtigste an guter Sexkommunikation ist also, seine Wünsche und Korrekturen so anzubringen, dass der andere 1. seine Würde behält und dass es ihm 2. nicht zu schwergemacht wird, anderer Meinung zu sein oder etwas anderes zu wollen. Versuchen Sie es mit Charme, Feingefühl und einer Prise Verschmitztheit. Etwa: «Süßer, es ist toll, was du mit der Zunge alles so kannst, und ich finde Abwechslung super, aber auf der Zielgeraden zum O brauche ich ganz langweilig immer das Gleiche.»
Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Partner über Sie oder über Sexualität speziell Bescheid wissen müsste. Natürlich sollten Sie mit ihm oder ihr auch nicht wie mit einem Anfänger reden. Doch wenn Sie merken, dass es Synchronisationsprobleme gibt, ist es immer gut, ihm oder ihr zu erklären, wie man tickt. Vor allem Frauen, die schwer in Erregung kommen und ihre Lust oder ihren Körper als kompliziert empfinden, sollten dem Mann auch während der sexuellen Aktion viele Rückmeldungen geben, z.B. dass er fester oder leichter stimulieren soll, eine andere Stelle nehmen soll (höher, tiefer usw.), dass sie mehr Feuchtigkeit brauchen (z.B. Gleitgel), dass sie eine andere Stellung testen wollen usw.
Ein weiterer Grund für das Schweigen ist mangelnde Kritikfähigkeit: Hatten Sie schon mal einen Partner, der überempfindlich auf alles reagiert, was auch nur in leisestem Ansatz nach Kritik riecht? Da wird sogar schon Ihre Hand, die seine/ihre Hand stoppt, als verletzend empfunden. Oder ein «Heute nicht, Schatz» als persönliche Zurückweisung aufgenommen. Es gibt auch viele Männer, die im Interview mit mir gerne betonen, dass sie es toll finden, wenn eine Frau ihre Wünsche äußert. Aber wehe die Bettgefährtin sagt dann mal, was ihr nicht gefällt: Dann wird sie von ebendiesem Typen gemaßregelt und muss sich Vorwürfe anhören wie etwa: «Du hast vielleicht ’ne Menge Ansprüche!», «Dir kann man’s auch nicht recht machen» oder «Andere Frauen waren da aber einfacher». Es ist noch eher nachvollziehbar, wenn solche Kritik an Menschen gerichtet wird, die in einer ständigen Abwehrwehrhaltung verharren, aber manchmal stellt sich das Ganze auch ähnlich wie folgt dar:
Eine meiner Bekannten hatte einen neuen Freund, der trotz wiederholter dezenter Hinweise einfach nicht verstand, dass sie in ihrem Intimbereich nur sehr zart angefasst werden wollte. Offensichtlich fehlte ihm das Fingerspitzengefühl, denn trotz verbaler und nonverbaler Winke verfiel er immer binnen Sekunden in heftige Bewegungen, die eher an Topfschrubben erinnerten. Als sie ihn dann zum etwa zehnten Mal bat, die Bewegung sanfter zu gestalten, erwiderte er patzig: «Bis jetzt war jede Frau mit mir zufrieden, nur
du
hast dauernd etwas auszusetzen. Mach’s dir doch selbst.»
Die Frage ist, ob man seine Korrekturen und Wünsche in so einem Fall
noch
vorsichtiger anbringen sollte; die Krux ist nämlich: Wer zu vorsichtig und zu indirekt spricht, wird oft nicht richtig verstanden. Außerdem fragt sich ja auch, ob ein
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