Sexualitaet mit Leib und Seele
Meditation ma chen. Und damit laden Sie die Ekstase in Ihr Liebesleben ein.
Mit Ekstase assoziieren die meisten wahrscheinlich den dreistündigen Superorgasmus für beide Partner, aber das wäre erstens Ausdruck von Leistungsdenken und zweitens ein Ziel. Und Ziele sind immer in der Zukunft angesiedelt. Wenn Sie hingegen Ihre Gedanken loslassen, nichts unbedingt erreichen wollen im Sex und intensiv einfach nur spüren, was Sie spüren, und eindringlich tun, was Sie tun – also ganz in der Gegenwart sind –, dann führt das zu einem Gefühl von Ausdehnung, zu einem tiefen Ankommen und Wohlfühlen, das sich ekstatisch anfühlen kann, von sanft und wenig spektakulär bis orgasmisch. Jegliche Gier oder Unlust verschwindet. Es ist ein Zustand, in dem Energie einfach fließt, weil man sie nicht mehr erzwingen will. Wenn man als Paar für Momente vollkommen präsent ist, verliert man das Zeitgefühl, fühlt sich unendlich verbunden und einig mit dem Leben. Man ist glücklich, ohne dass etwas Bestimmtes geschehen muss.
Warum wir uns der Gegenwart verweigern
Präsenz ist das Tor zu wunderschönen Erfahrungen, aber es steht einiges an Hindernissen davor.
So wird man häufig durch Gedanken abgelenkt – entweder man hat Michael oder Michelle im Kopf, die viel besser im Bett waren als Karl oder Carola, oder man denkt an alles Mögliche. Assoziationsketten ergeben sich blitzschnell. Gerade noch hat man sich tief in die Augen geschaut, und im nächsten Moment fragt man sich, ob die Jüngste vielleicht doch eine Brille braucht und man einen Termin beim Augen arzt machen sollte. Und so sind wir meist mehr oder weniger innerlich auf Abwegen, während die Körper das anstellen, was sie gewöhnt sind – die Standardnummer beim Sex schafft man auch ohne wirkliche Aufmerksamkeit.
Manchmal will man gar nicht ganz im Hier und Jetzt sein, zum Beispiel, wenn der Partner Angewohnheiten hat, die einen stören. Wenn er falsch streichelt, zu laut schnauft, sie so uninteressiert aussieht, er sich zu ruckartig bewegt – all das kann rasch dazu führen, dass man es gern anders hätte. Schöner, besser. Nicht so wie jetzt in diesem Moment. Aber weil man nichts sagen will, hält man durch, macht weiter, hofft, dass das Störende sich bessert oder aufhört. Damit verabschiedet man sich aus der Gegenwart und nimmt meist Zuflucht zu Fantasien, auch wenn einem am Aussehen des Partners etwas nicht gefällt.
Der Sex, so wie er gerade stattfindet, ist häufig nicht richtig. Er kann zu lang dauern, ermüden oder zu rasant ablaufen, zu wenig sein. Was bleibt, ist die vage Vorstellung, dass es einmal gigantischen, schönen, eben richtigen Sex geben wird – mit dem eigenen Partner oder einem anderen –, irgendwann in der Zukunft, als Sehnsucht, die sich nie erfüllt. Da wird man zur Sexgöttin oder zum begnadeten Liebhaber, da ist man stark und romantisch, sexy und einfallsreich. Irgendwann, aber nicht jetzt. Und schon ist man wieder im Kopf woanders und nicht in der Präsenz. So einfach es auch ist, sich vorzustellen, was in der Zukunft im Bett stattfinden soll, tatsächlich passieren wird es nur im Jetzt, in der tatsächlichen, realen Situation.
Auch wer einen Plan hat, ist weit entfernt von der Gegenwart. Alles, was man gehört oder gelesen hat, fließt hier ein, man will es ja gut machen. Nehmen wir das Vorspiel: Die meisten Männer würden gern schneller zur Sache kommen, haben aber gelernt, der Frau auch ihren Spaß einzuräumen. Und so streicheln und schrauben sie, was das Zeug hält. Wenn sich die Frau später beschwert, alles sei so mechanisch gewesen, ist der Mann natürlich gekränkt, denn er hat sich so bemüht und weiß nicht, was er falsch gemacht haben soll. Auch die Frau arbeitet häufig einen Plan ab, indem sie versucht, dem Mann zu gefallen, sich windet und stöhnt in gespielter Ekstase. So richtig hat keiner was davon. Einen Plan zu haben bedeutet: Ich weiß, was ich tun werde, und ich weiß, was geschieht. Das ist keine Präsenz. Das ist ziemlich langweilig.
Wirklich in der Gegenwart sein bedeutet, dass ich keine Ahnung habe, was im nächsten Moment geschieht, dass ich so in Kontakt mit dem Augenblick bin, dass alles, jede noch so unscheinbare Berührung, zum Abenteuer wird – und das ist der Schlüssel zu Intensität. Wenn man immer wieder vollkommen präsent sein kann, braucht es keine ausgefeilten Techniken. Dann ist jedes Mal das erste Mal. Und es ist nicht langweilig, selbst wenn man stets das scheinbar Gleiche tut.
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