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Sexualitaet mit Leib und Seele

Sexualitaet mit Leib und Seele

Titel: Sexualitaet mit Leib und Seele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irene Lang-Reeves
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häufiger Grund, sich der Gegenwart zu verweigern, sind belastende Erinnerungen. Sie bewirken, dass man sich in der Sexualität nicht fallen lassen kann, sich zurückhält, erstarrt, wenn man ins Fließen kommen möchte. Ängste und Traumata stehen wie Wächter über ein als gefährlich eingestuftes Gebiet. Sie sagen: »Stopp, hier geht es nicht weiter, hier tut es weh.«
    Irmgard wurde im Alter von achtzehn Jahren vergewaltigt. »Anfangs war es sehr schlimm. Ich war trotzig, sagte mir, ich bin stark, wollte den Albtraum einfach wegschieben, vergessen. Aber ich hatte ständig Flashbacks und konnte gar nicht mehr genießen. Jedes Mal, wenn ich Sex hatte, war die Erinnerung wieder da, wobei all meine Partner liebevoll waren. Das ging Jahre so. Mit Jörg wurde es schließlich langsam besser. Wenn er spürte, dass ich wieder steif und starr wurde, hielt er inne, während er in mir war, und sagte: ›Schau mich an, ich bin es. Schau mich an, komm hierher zu mir. Was spürst du, spürst du mich?‹ Und irgendwann war es dann ein Ja. Ich spürte ihn und konnte aus dem alten Film immer öfter aussteigen.«
    Was geschehen ist, kann nicht rückgängig gemacht werden. So schwer es ist, Präsenz herzustellen, wenn es Verletzungen gibt, so wichtig ist es, es genau deshalb zu versuchen. Nur in der Gegenwart lassen sich die Ängste auflösen. Das geschieht, indem wir innehalten und gewahr werden, was gerade ist.
    Die hohe Kunst der Aufmerksamkeit
    Auch ohne traumatische Vorerlebnisse ist der ganz normale Gedankensalat ein unermüdlicher Störfaktor, er sprießt stän dig und ungefragt, selbst wenn es im Bett noch so schön ist. Lassen Sie ihn nicht zu sehr ins Kraut schießen, kehren Sie immer wieder in die Gegenwart zurück. Wenn Sie absichtlich flüchten, sollten Sie sich auf die Suche begeben und herausfinden, woran es liegt. Stört mich etwas an meinem Partner? Kann ich es ändern, indem wir drüber reden? Oder ist es einfach eine schlechte Angewohnheit von mir, meinen Partner gedanklich allein zu lassen? Stelle ich mir lieber außerirdischen, galaktischen Sex mit irgendjemandem irgend wann vor, anstatt präsent zu sein in unserem gewöhnlichen Bettgestöber, jetzt, hier, mit genau diesem Menschen in genau diesem Körper?
    Verzichten Sie darauf, sich ein Dinner im Siebenundzwanzig-Sterne-Restaurant vorzustellen, das man vielleicht einmal haben könnte und ein wahnsinniger Hype wäre. Erleben Sie lieber die Wonne, ein richtig gutes Butterbrot einfach gründlich zu schmecken.
    Wenn Sie dazu neigen, beim Sex einen Plan zu haben, dann hilft es, wenn Sie mit Ihrem Partner in einen offenen Austausch über Ihr Liebesleben treten und den Flüsterkontakt pflegen. Trauen Sie sich, nach den Wünschen zu fragen – so können Sie von Moment zu Moment entscheiden, wohin Sie sich leiten lassen. Ob sie heute gestreichelt, gekitzelt oder überfallen werden will. Ob er heute gebremst oder angefeuert werden sollte. Wie lange Sie das Ohrläppchen beknabbern dürfen oder wann Innehalten für Sie beide am schönsten ist.
    Um gegen Ängste und Traumata anzugehen, braucht es Liebe und Mut. Der schlimmste Verhinderer einer jeden Veränderung ist die Angst vor der Angst.
    Sonja hatte nach einer schlechten Erfahrung jeden Kontakt mit Männern abgeblockt. Damals war ein netter Flirt beim Tanzen außer Kontrolle geraten. Sie wollte eigentlich keinen Sex, konnte aber nicht richtig Nein sagen. Seitdem löste jeder geringste Flirtversuch Panik bei ihr aus. Sie nahm zwanzig Kilogramm zu, kleidete sich unvorteilhaft und ließ ihre dichten, kastanienbraunen Haare ungepflegt herunterhängen. Um diese Abwärtsspirale zu durchbrechen, brauchte sie den Mut, sich ihrer Angst zu stellen. Sie tat dies in einer Frauenselbsterfahrungsgruppe. Begleitend hat sie über afrikanischen Tanz zu einer feurigen Kraft in sich gefunden, die ihr ermöglichte, dem anderen Geschlecht wieder eine Chance zu geben.
    Bei Männern kann die Angst vor der Angst dazu führen, dass ein kleines Schwächeln ihres Helden zu einem ständigen Potenzproblem führt. Flirten und Schmusen bescherten Moritz sehr wohl eine kräftige Erektion, aber sobald der Gedanke auftauchte, Sex zu vollziehen, flaute sie schlagartig ab. Längere Beziehungen hatte er keine, bis er eine Frau traf, die sagte, sie könne ohne Sex leben, nicht aber ohne Erotik. Die beiden entwickelten eine richtige Kunst des Genießens. Und dabei kehrte seine Standhaftigkeit ganz von selbst wieder zurück.
    Übungen für Präsenz werden

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