Sexy Office Boy 2
sich eines der Champagnergläser, die von einem Kellner in weißer Jacke angeboten wurden.
„Was meinst du damit?“, fragte ich.
„Flirten, zuckersüße Komplimente machen, sich einschleimen.“ War das Eifersucht in seiner Stimme?
„Also ich finde ihn sehr nett. Und glaub mir, uns Frauen kann man nie genug Komplimente machen. Ehrlich gesagt“ – und jetzt wagte ich mich auf sehr dünnes Eis – „ich finde es sehr sexy, ein wenig hofiert zu werden.“
Clarke lachte schallend und zog die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf sich.
„ Hofiert ?! Mann, Audrey, du redest wie eine Prinzessin aus dem 18. Jahrhundert. Fehlt nur noch, dass ich mich als Minnesänger verkleiden soll.“
„Minnesänger gab es nur im Mittelalter“, erwiderte ich brüsk. „Ein wenig Allgemeinbildung würde dir ganz gut tun.“
Ich wandte mich ab und ging in Richtung Bug. Ich ließ die lachenden, plaudernden und exquisit gekleideten Gäste hinter mir, atmete die würzige Abendluft tief ein und lehnte mich an die Reling. Der Himmel war klar, die Sterne leuchteten aber nur schwach.
Warum war alles so vertrackt? Warum konnte es nicht mal einen Abend gut laufen zwischen Clarke und mir? Irgendwas schien immer dazwischen zu funken. Nur was?
Eine sanfte Berührung riss mich aus meinen Gedanken. Jemand hatte seine warme Hand auf meinen Rücken gelegt. Und ich wusste sofort, um wen es sich handelte.
„Genießen Sie den Ausblick, Audrey?“
Mr. Smiths tiefe, sonore Stimme hatte eine wohltuende Wirkung auf mich. Es war, als ob sie all meine trüben Gedanken verscheuchte, einfach so, mit ein paar unscheinbaren Worten.
Ich wandte mich zu unserem Gastgeber um und lächelte.
Er nickte zufrieden. „Ich möchte, dass Sie sich hier wohlfühlen. Machen Sie mir die Freude.“
Warum tat mir die Nähe dieses Mannes so gut? Seine Präsenz entspannte mich, ich fühlte mich geborgen und sicher. Mr. Smith vermittelte die Gewissheit, dass jedes Problem lösbar war, dass jede Herausforderung gemeistert werden konnte. Er strahlte Souveränität aus – nicht das ungestüme, leichtsinnige Selbstbewusstsein von Clarke, sondern eine Sicherheit, die sich aus Reife und Erfahrung speiste. Er verkörperte, wonach ich mich in den letzten Wochen so gesehnt hatte: eine Schulter zum Anlehnen.
„Ihre Yacht ist sehr beeindruckend, Mr. Smith.“
„Steven. Für Sie ganz einfach Steven.“ Er hob sein Glas, lächelte mich an und erst jetzt bemerkte ich, dass seine linke Hand immer noch auf meiner Hüfte lag. Aber es war mir nicht unangenehm. Im Gegenteil. Es fühlte sich vertraut an.
„Nun“, fuhr er fort, „ich komme leider nur selten dazu, dieses Schmuckstück zu nutzen. Die Zeit, wissen Sie. Und das bekommt so einem Boot nicht. Es ist wie mit einem Pferd: Es muss regelmäßig bewegt werden, alles andere tut ihm nicht gut.“
Ich nickte verständnisvoll, obwohl ich weder von Pferden noch von Schiffen die blasseste Ahnung hatte.
„Und Sie, Audrey? Clarke hat mir erzählt, Sie haben sich selbstständig gemacht. Mit einer eigenen Agentur.“
Und was hatte Clarke ihm noch erzählt? Dass ich als Unternehmerin versagt hatte und wahrscheinlich wieder bei Alex unterkriechen würde?
„Ich finde es sehr mutig, in der heutigen Zeit etwas auf die Beine zu stellen“, sagte Steven, nahm einen Schluck und starrte selbstvergessen aufs schwarze Meer. „Es braucht einen ganz besonderen Menschenschlag dafür, jemanden, der das Risiko liebt und sich gleichzeitig so gut wie möglich absichert. Mit einem guten Produkt, mit guten Mitarbeitern, einer Nische, die der Wettbewerb noch nicht für sich entdeckt hat. Glauben Sie mir, ich erkenne solche Menschen, wenn ich sie sehe. Und Sie gehören dazu, Audrey.“
Mein Herz klopfte. Endlich mal jemand, der nicht an mir zweifelte. Der mir etwas zutraute.
„Und wenn es nicht gleich so läuft, wie Sie sich das vorgestellt haben – das ist völlig normal.“ Er machte eine kleine Pause. „Haben Sie gewusst, dass ich drei Firmen in den Sand gesetzt habe? Damals, als junger Mann.“
Ich lachte. „Wie beruhigend.“
„Ja, das ist es in der Tat. Es soll Ihnen nur zeigen, dass Sie durchhalten müssen, dass Sie es immer und immer wieder versuchen müssen. Lernen Sie Ihre Lektionen und Sie werden Erfolg haben.“
Ich fühlte, wie ich abermals rot wurde. Aber nicht aus Verlegenheit, sondern aus einem Gefühl neu entfachter Begeisterung. Der Tatendrang, der mich vor wenigen Monaten dazu getrieben hatte, meinen Job hinzuwerfen,
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