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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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ich das Geheimnis nie ergründen können, was hinter dem unbedingten Diktat steckt, als Lesbe um keinen Preis der Welt weiblich und attraktiv aussehen zu wollen. Ist man nicht durch die Ablehnung oder Neutralisierung des verführerisch Weiblichen (lange Haare, fließende Kleidung, Make-up) und die Imitation des Männlichen (Westen, Hosen, Stiefel) wieder dort gelandet, wo man wegwollte - nämlich in der Welt der Männer, getarnt als exklusive Weiberwelt? Liebt man nicht Frauen, weil sie eindeutig Frauen sind und nicht ein vermurkster Frauenverschnitt? Auch als Lesbe? Warum sehen dann viele Lesben
aus wie ein drittes Geschlecht aus dem sexuellen Niemandsland oder wie Türsteher oder Ringer, vor denen man Reißaus nimmt?
    Das ist natürlich nur der eine Typ. Gott segne die sogenannten Lippenstiftlesben! Von denen gibt es ja auch einige - siehe Jodie Foster und Anne Will.
    Ich habe gerade in Amerika und Holland sehr hübsche lesbische Frauen kennengelernt, die jeden Mann und jede Frau um den Finger gewickelt hätten (oder auch haben), wenn sie wollten und sich auf der Gegenseite zumindest ein Fünkchen Entgegenkommen gezeigt hätte.

Selbstversuch
    Ich weiß jetzt nicht, ob sich Sarah einen Scherz erlaubt hat, aber gerade als es langweilig wurde, flackerte eine neue Nachricht in mein Fach: Ich hatte zwei Tage gar keine und dann hintereinanderweg drei Tage lang nur wohlmeinende Altherrengrüße wie »Ich wollte nur ein geruhsames Wochenende wünschen« gekriegt, da kam eine unerwartete Botschaft.
    »Ich finde dich so attraktiv«, schreibt lesbocat einfach und schickt mir relativ zahme Mails, die sich auch nicht anders als die von gesitteten Männern anhören. Sie sei siebenundvierzig, nach einer langen Beziehung allein und suche jemanden, mit dem sie Spaß haben kann. Sie liebe Sport, sei Fitnesstrainerin in einem Gym, möge gern Soulmusik und tanze gern - was ich auch tue.
    Ich antworte ihr einigermaßen wahrheitsgemäß, vergesse auch nicht zu erwähnen, dass ich nicht lesbisch bin. Treffen könne man sich aber ruhig …

    Eigentlich haben Lesben ein eigenes Online-Forum, aber manchmal checken sie (und die Bisexuellen) auch Heteros aus - wer kann es ihnen verübeln? Ich bin ein paarmal in meinem Leben von Frauen angemacht worden, habe das in meiner Naivität aber nie bemerkt. Manche Menschen haben keine Antennen für Homosexualität.
    »Was, Elton John ist schwul? Nee, das kann nicht sein!«, zu der Art Mensch gehöre ich.
    Nicht einmal der vor Jahren von einer Frau direkt an mich gerichtete, von einem tiefen Augenaufschlag begleitete Satz »Hast du schon mal was mit einer Frau gehabt? Ist viel schöner als mit einem Mann!« kam mir verdächtig vor.
    Dann wiederum habe ich einige sehr sexy aussehende Frauen gesehen, bei denen ich dachte, diese Art Körper und Weiblichkeit ist eigentlich auch ganz schön, könnte Plan B werden …
    Ich glaube ganz fest, dass Frauen bei anderen Frauen zwar Alter, Schönheit, Figur, Geschmack genauso registrieren wie Männer, aber weit weniger be- oder verurteilen, allein schon deshalb, weil sie als Prestigeobjekt wegfallen; einer der Gründe, warum Frauen sich mit Frauen meist wohler fühlen als mit Männern.
     
    Fast jedes Mädchen hat scheinbar eine Episode in ihrem jungen Leben, in der sie völlig vernarrt in eine Freundin oder Mitschülerin ist, in der man sich anfasst, schmust, unendlich kichert, sich wie ein Zwillingspärchen fühlt. Das gehört mit zur Identitätssuche. Denn wenn Jungs blöd und fremd sind, noch nicht die Grenze zwischen doofem Rüpel und sexuell präsentem jungem Mann überschritten haben, dann hält man sich an Mädchen.

    Ich jedenfalls liebte mit dreizehn Annemarie, total platonisch natürlich. Wir gingen zusammen in eine Klasse, saßen nebeneinander, warfen uns begeisterte Blicke zu, in denen die Erkenntnis »Ich bin du und du bist ich« lag, und hielten manchmal Händchen! Jawohl!
    Annemarie war Nägelkauerin, aber bildhübsch, blond, sanft, weich und rund - und eine schlechte Schülerin. Ich glaube, die Jungs in der Klasse, die uns sahen, fanden unser Benehmen befremdlich, vielleicht dachten sie aber auch »typisch Weiber«, weil die ja ständig sehr schwer einzuschätzende Dinge taten.
    Nach einem halben Jahr war alles mit Annemarie verpufft, weil ich in eine andere Schule kam.
    In den Schulen hatte man damals scheinbar große Angst vor den kranken sexuellen Irrwegen junger Mädchen. Das Wort lesbisch wurde jedoch nie ausgesprochen, und wir wussten auch

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