Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -
Dann gab es Zank, Eifersüchteleien. Die eine verdiente mehr Geld, ging heimlich in lesbische Clubs und verliebte sich in eine andere Frau. Da rastete die Verlassene aus und ermordete ihre Ehefrau mit einem Schraubenzieher und zweiundzwanzig Stichwunden. A crime of passion. Nach zwei Tagen erschoss sie sich selbst. Es ist also überall dasselbe mit Paaren und Leidenschaft. (Ich bin froh, dass Sarah nicht so viel Zeitung liest wie ich, denn sie hätte wieder Material gehabt, mir einen ihrer Horrorlinks zu schicken.)
Chrissie winkt lachend ab: »So was gibt es nur in Amerika.«
Vielleicht.
Jedenfalls, wir reden und reden, haben ein echtes Gespräch, eigentlich das erste innerhalb meiner neuen Datingwelt. Das Thema Sex, lesbisch oder nicht, ist irgendwie unter den Tisch gefallen. So sind wir, die mitteilsamen, neugierigen Frauen, die egal, worum es geht, immer irgendeinen gemeinsamen Nenner, ein Interessengebiet suchen und auch finden, um sich auszutauschen, näherzukommen und auch zu unterstützen. Das ist die Frauenstärke. Der Quassel-Klub, und das sage ich liebevoll, funktioniert als Stütze und soziales Netz.
Chrissie erzählt mir, dass sie im Heim groß geworden ist und dort auch ihre ersten lesbischen Erfahrungen gemacht
hat. Sie wurde entdeckt, und ihre Mutter, eine kleinkarierte, religiös angehauchte Bürgerstochter - ihren Vater hat sie nur einmal gesehen, als sie in die Schule kam -, war so erbost, dass sie die Sechzehnjährige verstieß und nie mehr besuchte.
Chrissie fing an zu trinken, nahm Drogen und hatte einmal Sex mit einem Mann im betrunkenen Zustand. Es gefiel ihr nicht. Irgendwann mit Mitte dreißig, nach zahlreichen Affären mit Frauen, ein paar damit verbundenen Prügeleien und deprimierenden Teilzeitjobs, zu denen sie auch im betrunkenen Zustand erschien, entschied sie sich für ein neues Leben ohne Alkohol und Drogen.
Immer sportlich und körperbewusst gewesen, fing sie in einem kleinen Fitnessstudio an und arbeitete sich hoch. Sie fühlt sich heute rundum gut, hat aber keine Freundin. Die letzte war zu eifersüchtig.
»Ich glaube, unter lesbischen Frauen ist die Eifersucht noch größer und extremer, weil die normale Familienstruktur wegfällt, die wohl mehr Sicherheiten gibt und Grenzen setzt.«
Ich bin beeindruckt von ihrer Einsicht.
»Was sucht Frau in einer Frau?«, frage ich sie.
»Ich nehme an, dasselbe wie in einem Mann«, entgegnet sie und lacht mich an.
Sie ist wirklich attraktiv!
Also, wir zwei saßen doch irgendwie im gleichen Boot, nur unter verschiedenen Flaggen. Wir suchten etwas, das nicht leicht zu finden ist: einen wundervollen, interessanten, sexy Partner.
Ich habe inzwischen eine SMS gekriegt und gucke schnell.
Karen schreibt: »Ich hoffe, wir haben dich nicht an die andere Fraktion verloren!« Witzbold!
Ich verabschiede mich und wünsche Chrissie alles Gute und dass sie eine passende Partnerin findet (und zwar ohne Schraubenzieher und loderndes Temperament). Das kommt wirklich von Herzen.
Ich werde als offizielle Fitnesskandidatin wiederkommen, verspreche ich.
Ich gehe gut gelaunt nach Hause. Es war ein sehr bereichernder Nachmittag, gefüllt mit Schnipseln von echtem Leben. Es ist nicht das erste Mal, dass ich denke, wenn diese Frau ein Mann wäre - wow, in die könnte ich mich verknallen. Ich fand Chrissie mutig, smart und bewundernswert. Aber es bleibt dabei: Letztendlich finde ich, dass Sex spannender mit einem Mann ist, weil es eben diese Andersartigkeit des Körpers und des Charakters ist, die mich anzieht. Doch hätte ich eine lesbische Freundin, die Single ist, ich hätte ihr Christas Nummer sofort gegeben.
So sind wir Frauen. Wir teilen (mit)!
Ich lieb dich, ich lieb dich nicht
Das Witzige ist , seit ich mit dem Online-Blödsinn angefangen habe, schießt so etwas wie eine romantische Parallelwelt aus dem Boden wie frühreife Pilze. Und die findet außerhalb des Netzes statt. Als ob ich mich versteckt gehalten oder ein Flirtbazillus die fünfundvierzig bis sechzigjährigen Männer befallen hätte und ich das perfekte Opfer bin, werde ich neuerdings angeguckt und angemacht wie in New York. Vielleicht ist es wirklich ein Naturgesetz, dass immer alles auf einmal kommt oder, wie es im Englischen heißt: »When it rains, it pours!« (Wenn es regnet, dann gießt es!)
Ich hatte mich mit einem Peter bei einer Foto-GalerieEröffnung verabredet. Der ideale Ort, finde ich, denn sollte das Date langweilig sein, dann gibt es immer noch Kunst, und wenn die
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