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Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter -

Titel: Sexy Sixty - Liebe kennt kein Alter - Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabella Bernstein
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nicht so richtig, was solche Frauen taten, wie sie aussahen und wo man sie zu Gesicht kriegen konnte. Irgendwie hatte man mal etwas in dem Tatsachenbericht einer Illustrierten über »verbotene Liebe« gelesen, oder man schnappte auf, dass die zwei herben, Make-up-freien, stählern-sportlichen Damen, die eine Straße weiter wohnten, »andersrum« sein sollten.
    Wir jedenfalls kriegten irgendwann eine neue Sportlehrerin, eine rothaarige ältere Lesbe, die besorgt um mich und Dagmar war, weil wir uns immer am Rücken kitzelten, wenn wir »nicht mitturnen konnten« - so hieß das dezent, wenn wir unsere Tage hatten. Nachdem sie uns beunruhigt beobachtet hatte, nahm sie uns zur Seite und belehrte uns streng, dass so etwas in der Schule nicht erlaubt sei. Dagi und ich hatten keine Ahnung, was sie meinte. Aber das Rückenkraulen hörte dann leider auf, ohne
dass wir je auf den Grund des Kitzelverbots gekommen waren.
     
    Ich verabrede mich also mit Christa, die sich Chrissie nennt, in ihrem Gym. Ich muss sowieso meine Gelenke und Muskeln etwas mehr bearbeiten, warum keinen Profi zurate ziehen.
    Werde ich mich wohlfühlen?, geht es mir durch den Kopf. War das eine gute Idee?
    Chrissie ist klein und kompakt, toll durchtrainiert, hat ein sehr freundliches, schmales Gesicht mit grünblauen Augen und schulterlanges dunkles Haar. Sie trägt Trainingshosen und ein T-Shirt und lächelt einladend, völlig natürlich und herzlich. Sie bietet mir Wasser an und zeigt mir erst einmal die Räume und einige Geräte, die für mich infrage kommen.
    Ich erzähle ihr, dass ich Geräte und Sport hasse, aber endlich einsehe, dass ich nicht daran vorbeikomme, wenn ich nicht als schnaufende, dicke Oma im Fernsehsessel enden will.
    Sie betrachtet mich aufmerksam und hat ein wirklich nettes Lächeln um die Lippen. Wahrscheinlich kennt sie die Weibergeschichten um Fitness und Schönheit.
    »Ich mochte auch nie Sport als Kind und Teenager«, gesteht sie. »Ich war schüchtern und fett, aber dann entdeckte ich, dass ich gut Volleyball spielen konnte und unter dem Fett eine Athletin versteckt war.« Sie nickt und sagt weiter: »Das hat dann mein Leben sozusagen gerettet.«
    Was für eine sympathische Frau, denke ich.
    Ich setze mich zur Probe mal auf eines dieser Marterinstrumente, bei denen man die Beine rechts und links stellt und die Schenkel gegen die Polster presst.

    »Gerade sitzen!«, befiehlt sie und drückt meine Schultern zurück - sanft und doch fest. Nicht unangenehm.
    Aber eigentlich will ich jetzt keine Geräte ausprobieren, und Chrissie möchte etwas über meine gesundheitlichen Daten wissen und was man mit mir machen könnte. Wir setzen uns an den Tisch, sie holt ein Formular zum Ausfüllen.
    Nach einigen Fragen zu Operationen, Familienkrankheiten und Allergien hört sie auf und guckt mich an.
    »Ich möchte das doch klären. Ich will nicht, dass du dich unwohl fühlst. Das hier ist nicht wirklich ein Date, weißt du? Ich weiß, dass du nicht lesbisch bist!«
    Ich lächle erleichtert und finde sie noch netter. Was sind Frauen doch sensibel, wenn sie nur wollen, immer daran interessiert, es anderen angenehm zu machen. Diese gewisse Stimmung und leichte Unbeholfenheit ist wie weggeblasen, und innerhalb kürzester Zeit reden wir über Frauenfreundschaften, lesbische Liebe, Männer und gesellschaftliche Vorstellungen.
    Ich erzähle ihr von meinen Männergeschichten. Wir finden beide, dass wahrscheinlich angenommen wird, dass zwei Frauen besser miteinander auskommen als Mann und Frau - besonders, wenn man geklärt hat, dass Sex nur eine kleine Rolle spielt oder man sogar im Zölibat leben möchte. Einem Mann glaubt man nie, dass er nicht an Sex interessiert ist, auch wenn er fünfundachtzig ist, während die »vernünftigen« Frauen, deren Sextrieb angeblich niedriger ist, ganz einfach von dem selbstlosen, immanenten Verständnis-Bonus profitieren.
    Ob das wirklich stimmt, frage ich. Ist eine lesbische Frau als Partnerin und Versorgerin verlässlicher und besser?

    Chrissie glaubt daran, auch wenn sie einige schlimme Geschichten mit Frauen erlebt hat.
    Ich erzähle ihr trotzdem von einem relativ kurz zurückliegenden gruseligen Mordfall in Florida, der ein verheiratetes lesbisches Paar Anfang fünfzig involvierte.
    Zwei wohlhabende, berufstätige Frauen - eine war Reiseleiterin, die andere Informatikerin - verliebten sich, kauften sich ein Haus, lebten friedlich zusammen und heirateten sogar in einem Bundesstaat, in dem das erlaubt war.

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