Sexy, süß und namenlos
einen Knopf. „Gehen Sie hinauf. Sie klang verschlafen.“ Er legte den Hörer auf und runzelte die Stirn. „Ich glaube, ich habe sie geweckt.“
„Ich bin sicher, sie wird Ihnen verzeihen.“
Harley verstaute den Schlüssel in ihrer Handtasche und eilte zur inneren Tür. Grant sah, dass ihre Hand zitterte, als sie sie auf den Türgriff legte und zog. Vor dem Fahrstuhl flüsterte sie Grant zu: „Ich bin aus Miami. Mein Nachname ist Roberts. Harley Roberts.“ Sie drückte den Fahrstuhlknopf für den dritten Stock, schloss die Augen und wiederholte den Namen mehrmals. Doch zu ihrer Enttäuschung rief er keine Erinnerung in ihr wach. „Vielleicht hilft es, wenn ich Moana sehe.“
„Vielleicht.“
Grant lehnte an der polierten Messingwand des Fahrstuhls und vergrub die Hände tief in den Taschen seiner Smokinghose. Er wollte Harley erklären, dass ihre Vergangenheit für ihn nicht wichtig war, selbst wenn sie sich ihren Lebensunterhalt damit verdiente, dass sie sich vor Männern auszog. Er wollte ihr versichern, dass weder ihr Job noch ihr Lebensstil mit seinen beruflichen Anforderungen und persönlichen Zielen kollidierte. Er wollte ihr versprechen, dass er niemals zulassen würde, dass sein engstirniger Boss sie dem öffentlichen Spott preisgab.
Doch die Worte kamen ihm nicht über die Lippen. Stattdessen starrte er auf seine Schuhe. So kurz vor dem Ende der durch den Unfall ausgelösten Amnesie beschlichen ihn Zweifel, wie ernst es ihm mit seinen edlen Absichten war.
Der Fahrstuhl verlangsamte die Fahrt und hielt an. Die Türen glitten auf, und Harley biss sich auf die Unterlippe. „Das ist es, Harley Roberts“, sagte sie in den leeren Flur. „Dies ist dein Leben.“
Entschlossen trat sie aus dem Fahrstuhl. Grant zögerte. Er wollte nicht mehr wissen, wer Harley gewesen war, bevor sie in sein Leben gestolpert war. Sie hingegen schien es kaum erwarten zu können. Die Fahrstuhltüren glitten wieder zu. Grant schoss vor, um den Mechanismus zu blockieren, doch eine fleischige Faust, die zu einem ebenso fleischigen, kolossartigen Körper gehörte, stieß ihn zurück.
„Mit dir geht’s abwärts, Armleuchter.“
Harley schrie, und Grant versuchte, das Gleichgewicht zu behalten. Mit beiden Händen versuchte er die zugleitenden Türen aufzudrücken. Zur Belohnung erhielt er einen Tritt in den Bauch, der ihn an die hintere Fahrstuhlwand schleuderte.
Der Angreifer, dessen blonde Haare verfilzt und dessen Augen rot gerändert und glasig waren, stieg in den Fahrstuhl und grinste. „Jetzt werden wir uns ein bisschen amüsieren.“
10. KAPITEL
E ine schwielige Hand erstickte Harleys Schrei, während eine zweite ihre Handgelenke wie Handschellen hinter dem Rücken zusammenhielt. Tränen des Schmerzes und der Angst traten ihr in die Augen. Wer war dieser Mann? Was hatte er mit ihr vor? Hatte er oder sein Komplize Grant verletzt? Sie wehrte sich und versuchte, um Hilfe zu schreien. Ohne den Griff zu lockern, stieß der Mann sie vorwärts.
„Sei still, und hör auf, dich zu wehren. Ich will dir nur ein paar Fragen stellen. Kein Grund, Angst zu haben.“
Die Tür zu Moanas Apartment, dem letzten auf dem Gang, war, angelehnt. Der Mann schob Harley hinein und wartete, bis sein Komplize ihm gefolgt war. Dann schloss er die Tür und verriegelte sie. Er ließ Harleys Arme los, hielt ihr jedoch weiter fest den Mund zu.
„Setz dich. Ein Mucks, und ich werde sauer. Und das würde dir sicher nicht gefallen. Kapiert?“
Harley nickte gehorsam.
„Gutes Mädchen.“ Er stieß sie auf eine salbeigrüne Ledercouch. „Bleib da sitzen, bis ich für dich bereit bin.“
Sie versuchte, ihren Fall mit den Händen abzufangen, landete jedoch trotzdem auf dem Bauch. Ihr Rock war hochgerutscht, und einer der beiden Männer stieß einen anerkennenden Pfiff aus. Grant, wo bist du? fragte sie sich ängstlich.
Grant schlug seinem Angreifer mit voller Wucht die Faust ins Gesicht. Die ersten vier Schläge waren für Harley. Der Fünfte und sechste für den Tritt in den Magen. Bis der Kerl bewusstlos am Boden des Fahrstuhls lag, hatte er für jedes einzelne Mal bezahlt, in dem Grant sich aus Rücksicht auf seine Karriere zurückgehalten und professionelle Gelassenheit bewiesen hatte. Der Schläger hatte sich einfach die falsche Nacht ausgesucht, um sich mit Grant Riordan anzulegen.
Erst nachdem er mit dem Mann fertig war, bemerkte Grant den Schmerz im Arm und die blutende Faust. Er war völlig außer Atem, aber noch nie hatte er
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