Sexy, süß und namenlos
Du warst die Einzige, die mich nach langer Zeit wieder Mary Jo genannt hat.“
Mary Jo … Hailey. Das ähnelte ihren Künstlernamen, und doch lagen Welten dazwischen.
Plötzlich fluchte Moana. „Verdammt, ich kenne den Pick-up!“ Sie schnappte sich ihre Handtasche aus dem Impala und rannte auf die Beifahrerseite des Mercedes. „Steh hier nicht rum!“, schrie sie. „Fahr los!“
12. KAPITEL
A ls Grant nach Hause fuhr, hatte er nur einen Gedanken – Harley einen Pieper zu kaufen, den sie immer bei sich tragen konnte. Zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen ging sie nicht ans Telefon. Seit seiner Ankunft bei seiner Großmutter hatte er es dreimal versucht und jedes Mal nur den Anrufbeantworter bekommen. Als seine Unruhe sich in echte Besorgnis verwandelte, beschloss er, nach Hause zu fahren. Vor wenigen Tagen erst hatte sie einen Schlag auf den Kopf erhalten, und gestern Abend war sie gekidnappt worden. Wer wusste, ob sie seine Hilfe brauchte oder bloß im Pool schwamm und das Telefon nicht hören konnte?
Gus ermutigte Grant mit einem wissenden Lächeln zu fahren. Seine Großmutter, die nur halbwegs informiert war, wer Harley war und weshalb sie bei ihm wohnte, tätschelte lediglich seinen Arm und meinte, er solle der Stimme seines Herzens folgen.
Genau das würde Grant diesmal auch tun. Sein ganzes Leben hatte er sich von seinem Verstand und seinem Verantwortungsgefühl leiten lassen. In den achtzehn Jahren seines Erwachsenalters hatte er sich so gut wie nie von seinen Gefühlen leiten lassen – bis auf das eine Mal, als er seine Ehe zu retten versucht hatte. Es misslang, hauptsächlich, weil er Camille vermutlich gar nicht erst geheiratet hätte, wenn er auf sein Herz statt auf seinen Verstand gehört hätte.
Denselben Fehler würde er bei Harley nicht machen. Letzte Nacht hatten sie sich mehrmals geliebt, und nicht einmal hatte er ihr gestanden, wie tief er für sie empfand und dass er sich nicht mehr vorstellen konnte, auch nur eine Minute ohne sie zu leben. Er hatte Gus um die Adresse eines Spezialisten für Amnesie gebeten, denn Harley würde eine Beziehung zu ihm nicht akzeptieren, solange sie ihre Vergangenheit nicht kannte. Wenn er seinen Job verlor, weil er verliebt war, dann war es eben so.
Er bog in seine Straße ein. Der hellblaue Pick-up, der schief am Straßenrand vor seiner Auffahrt parkte, fiel ihm erst auf, als er seinen Mercedes dahinter entdeckte.
Dann sah er Harley auf dem Rasen vor dem Haus stehen, den rechten Arm ausgestreckt, um eine schreiende Rothaarige zu schützen, die hinter ihr stand. Harley schlug nach einem dünnen Mann, der auf die beiden Frauen losging. Grant trat auf die Bremse.
Harley trat den Mann gegen das Schienbein, jedoch ohne ihn aufzuhalten.
„Buck rühr sie nicht an!“, schrie die Rothaarige, von der Grant vermutete, dass es sich um Harleys Cousine Moana handelte. „Sie hat nichts mit uns zu tun!“
Buck ignorierte Moanas Flehen, packte Harley am Nacken und schleuderte sie zur Seite. Dann schlug er sie mit dem Handrücken und packte Moana.
„Harley!“ In Sekundenschnelle war Grant aus dem Wagen gesprungen und stürzte sich auf Buck. Harley lag regungslos auf dem Rasen. Moana kreischte. Buck fluchte und ließ sie los, als er auf den Rasen fiel.
Wie ein wütender Stier ging Buck nun auf Grant los und zielte mit dem gesenkten Kopf auf dessen Magen. Grant wich geschickt aus und verpasste Buck einen linken Haken. Buck blieb knurrend und mit vor Zorn funkelnden Augen auf den Beinen. Blut tropfte ihm aus dem Mundwinkel.
„Das hier ist nicht deine Angelegenheit, du reiches Bürschchen. Ich will nur, was mir gehört, dann verschwinde ich.“
Moana, die neben Harley gestürzt war, schaute wütend zu Buck hoch. „Ich gehöre dir nicht mehr! Du bist nichts als ein mieser kleiner Dieb! Und ein toter noch dazu. Dieser Kerl in Miami wird dich fertigmachen. Und ich werde ihn fragen, ob ich dabei zusehen darf.“
Buck stürzte sich auf Moana, die schrie und Harley mit ihrem Körper schützte. Grant schlug Buck die Faust in den Magen. Buck drehte sich um die eigene Achse und fiel zu Boden.
Im Hintergrund war Sirenengeheul zu hören. Grant warf einen raschen Blick über die Schulter und entdeckte Wilhelmina Langley, die von ihrer Haustür aus eifrig Fotos schoss, das schnurlose Telefon am Ohr.
Buck kroch auf die Frauen zu, doch Grant hielt ihn auf, indem er ihm einfach den Fuß in den Nacken stellte. „Sieht ganz so aus, als wäre es jetzt doch meine
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