SGK224 - Das Gespensterhaus an der Themse
jungen Menschen das Leben zu erhalten.
Schweiß perlte auf seiner
Stirn.
Es wurde ihm heiß.
X-RAY-3 hatte den Mörtel
schon zehn Zentimeter tief aus der Fuge gekratzt, und noch immer war kein Ende
abzusehen.
Langsam wurde es
schwierig. Die Steine waren mindestens doppelt, wenn nicht sogar dreimal so
dick. Sein Vorgehen schien schon im Keim erstickt zu werden. Er hatte überhaupt
keine Chance.
Trotzdem gab Larry Brent
nicht auf.
Unablässig arbeitete er
weiter und löste den Mörtel rund um den Stein, ohne dass sich der auch nur um
einen Millimeter bewegte. In Larrys Ohren begann das Blut zu rauschen, und er
meinte, es bis ins Hirn pochen zu hören.
Es fiel ihm schwer, trotz
des grellen Lichtstrahls, den er auf die Arbeitsstelle gerichtet hatte, seine
Bemühungen fortzusetzen.
Mehr als einmal rutschte
ihm die Hand kraftlos nach unten, die Sauerstoffarmut machte seinem Organismus
zu schaffen.
Und ganz plötzlich kam
das, was sich nicht länger vermeiden ließ. X- RAY-3 kippte nach vor und wurde
bewusstlos...
*
Als Iwan Kunaritschew
einen Blick auf das Zifferblatt des Weckers warf, fuhr er zusammen.
Es war sieben Uhr
morgens.
»Immer diese unangenehmen
Luftveränderung«, murmelte der Russe. »Da schläft man mehr, als einem
zuträglich ist. In der Zwischenzeit hätte man längst etwas essen oder trinken
können...«
Er war sofort hellwach,
sprang aus dem Bett und stellte sich unter die Dusche. Man hörte X-RAY-7
prusten und schnaufen, als er sich abseifte und schließlich abfrottierte.
Punkt halb acht saß Iwan
am gedeckten Frühstückstisch des Hotels und blätterte in einem Magazin, während
er auf seine Bestellung wartete.
Das Programm für den
heutigen Tag sah so aus, dass sie unabhängig voneinander ihre Wege erledigten,
aber dabei in engem Kontakt bleiben wollten. So war abgesprochen, dass Larry
Brent an diesem Morgen ein Gespräch mit Dorothy Myler herbeiführen sollte, die
in einem Maklerbüro im Herzen Londons arbeitete. Er, Kunaritschew, sollte in
der gleichen Zeit mit Susan Myler sprechen, die in einer Modeboutique in der
Oxfordstreet angestellt war.
Auf dem Tisch, an dem
Iwan Kunaritschew saß, standen zwei Gedecke.
So nahm X-RAY-7 zunächst
an, dass Larry Brent offensichtlich noch schlief und wenig später auftauchen
würde.
Als es acht Uhr war, kam
ihm das sonderbar vor.
Er ließ seinen Kaffee
stehen und ging hinauf in Brents Zimmer.
Dort klopfte er an.
»Hallo, alte Schlafmütze«, sagte er laut. »Es ist höchste Zeit zum Aufstehen.
Der Kaffee wird kalt und die Marmelade warm...außerdem habe ich geräucherten
Fisch bestellt. Hier in London kann man sich solche Mätzchen ja schließlich
nicht erlauben .«
Er erwartete eine
Antwort, die kam aber nicht.
Im Zimmer rührte sich
nichts.
War Larry unterwegs?
X-RAY-7 ging wieder nach
unten, nachdem er festgestellt hatte, dass das Zimmer seines Freundes
abgeschlossen war.
Er kam an der Rezeption
vorbei und sah dort tatsächlich Larrys Zimmerschlüssel hängen.
Das war typisch. Da war
ihm sicher etwas durch den Kopf gegangen, was er so schnell wie möglich
erledigen wollte, dachte Iwan. Nur - warum hatte er keine Nachricht
hinterlassen?
Da fragte der Russe den
diensthabenden Portier. Der Mann schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn.
»Sorry, Mister
Kunaritschew.. .natürlich. ..entschuldigen Sie vielmals! Das habe ich doch
tatsächlich vergessen.
Mister Brent hat mich
gebeten, ihnen auszurichten, dass er unterwegs sei und sich rechtzeitig wieder
mit Ihnen in Verbindung setzen werde .«
Es hörte sich vernünftig
an.
Iwan Kunaritschew kehrte
an seinen Platz zurück, verspeiste die Reste seines Frühstücks, goss sich noch
eine Tasse Kaffee ein und verließ dann ebenfalls das Hotel.
Der Portier, der ihm die
Auskunft gegeben hatte, war gerade mit einer Eintragung für seinen Kollegen
beschäftigt, der ihn ablösen sollte.
Der Auskunft gebende
blickte Iwan Kunaritschew nicht mal nach. Der Mann verhielt sich ganz normal.
Jetzt - verhielt er sich
wieder ganz normal. Vor wenigen Minuten war dies anders gewesen...
Für einen Augenblick war
er nicht mehr Herr seines Willens, seiner Worte. Etwas anderes hatte Besitz von
ihm ergriffen und bediente sich seiner wie einer Marionette.
Von alledem hatte der
Mann nichts bemerkt. Auch Iwan Kunaritschew war es entgangen, weil er eine
solche Möglichkeit überhaupt nicht einkalkuliert hätte...Lindas Geist hatte
gehandelt.
Die bestellten Leihwagen
waren ihnen für die
Weitere Kostenlose Bücher