SGK224 - Das Gespensterhaus an der Themse
Ausschau hielt nach einem unbekannten Mörder, den er nicht
gesehen hatte und von dem er hoffte, dass er sich noch in der Nähe aufhielt,
hörte er aus der Ferne schon die Polizeisirene und das Horn des Krankenwagens.
Im Nu kam es vor dem Eingang und in unmittelbarer Nähe der Boutique zu einem
Menschenauflauf.
Rund fünfzig Meter von
Kunaritschew entfernt auf der anderen Straßenseite, wo das große Kaufhaus
>Harrods« lag, blieben die Leute stehen und starrten herüber.
Aus einer Seitenstraße
kam ein Bobby. Ihm entgegen ging eine Frau, mit unsicherem Schritt, wie eine
Hypnotisierte...
Kunaritschew wusste
selbst nicht, was es war, das ihn veranlasste, über die Straße zu spurten, im
Zickzacklauf zwischen anrollenden Taxis und Bussen, um der Frau zu folgen.
Etwas an ihrem Verhalten, an ihrer Haltung irritierte ihn und löste ein
Alarmsignal in ihm aus.
Beim Näherkommen sah er,
dass sein Gefühl ihn nicht getrogen hatte.
Beide Hände der Frau -
waren blutverschmiert...
Sie anhebend und dem
anmarschierenden Bobby entgegenhaltend, taumelte die seltsame Frau auf den Ordnungshüter
zu.
»Bitte...«, begann sie
mit dumpfer, tonloser Stimme. »Helfen Sie mir. Ich wollte nicht, doch ich
musste es tun.
Sie schlug die Augen auf.
Ich habe...soeben
meine...Tochter getötet !« sagte Dorothy Myler.
*
Im ersten Moment wusste
sie nicht, wo sie sich befand und was geschehen war. Ihr Kopf schmerzte, der
Nacken tat ihr weh...
Su Hang fühlte sich wie
gerädert.
Stöhnend richtete sie
sich auf, unwillkürlich mit der Rechten nach ihrem Hinterkopf tastend. Ihr Kopf
war blutverkrustet.
Nach und nach stellte
sich die Erinnerung wieder ein, und sie begriff, dass sie in Conectree
beschädigtem Wagen lag.
Völlig steif kam sie in
die Höhe und musste sich vor Schwäche im ersten Moment an der Rückenlehne des
Vordersitzes festhalten, weil ein Schwindelgefühl sie packte.
Conectree, dieser
Wahnsinnige, war mit seinem Auto einfach gegen die Mauer gefahren, und Su war
dabei mit dem Kopf gegen die rückwärtige Scheibe geknallt.
Die Tatsache, dass
Conectree offensichtlich sein eigentliches Ziel noch nicht erreicht hatte, war
für die junge PSA-Agentin Antrieb genug, trotz Schmerzen und Abgeschlagenheit
aktiv zu werden.
Su stieß die Tür auf und
taumelte ins Freie.
Geblendet Schloss sie die
Augen.
Im ersten Augenblick war
sie noch überzeugt davon, nur für wenige Minuten bewusstlos gewesen zu sein.
Doch dann, als die Helligkeit in ihre Pupillen stach, merkte sie, dass dies
nicht sein konnte.
Helles Tageslicht!
Su Hang schüttelte sich
benommen, taumelte dann um das Auto herum und wunderte sich, dass James
Conectree noch nicht aufgetaucht war. Es war doch kaum damit zu rechnen, dass
der Engländer, der die ganzen Vorbereitungen in die Wege geleitet hatte, sie
schließlich nicht zum Abschluss brachte.
Am späten Abend war der
>Unfall< geschehen - nun war heller Nachmittag. Su Hang warf noch mal
einen Blick auf ihre Uhr, dann zuckte sie zusammen, als ob jemand einen Eimer
kaltes Wasser über sie ausgösse.
Ihr Datumsanzeige bewies eindeutig, dass es der
Nachmittag des nächsten Tages war.
Die PSA-Agentin stutzte.
Direkt neben dem Auto
stand ein geöffneter Benzinkanister. Der Geruch des Treibstoffs stieg der
jungen Chinesin in die Nase.
Und neben dem Kanister -
lag ein Feuerzeug.
Su Hangs Gedanken
begannen zu kreisen.
X-GIRL-G löste sich von
dem Bentley, und eine furchtbare Ahnung stieg in ihr auf.
Su bückte sich, griff
nach dem Feuerzeug, ließ es aufschnappen und wollte es in Gang setzen.
Genau das klappte nicht!
Das Gasfeuerzeug war leer...
Das passte zu ihrer Überlegungen.
Unwillkürlich warf sie
einen Blick hinüber zu dem Haus, dessen Tür halb offen stand.
Sie musste schon seit der
vergangenen Nacht offen stehen. James Conectree, der die PSA-Agentin bereits in
der Fabrikhalle überfiel, hatte dies noch mal hier im Hof seiner Villa
versucht, und nur durch einen kleinen Zufall war Su Hang offensichtlich mit dem
Leben davongekommen.
Der Tatsache, dass
Conectrees Feuerzeug nicht mehr funktionierte, weil die Flüssiggasampulle leer
war, hatte Su Hang es zu verdanken, dass sich Conectree ins Haus begab, um von
dort ein anderes Feuerzeug oder Streichhölzer zu holen.
Und von da war er nicht
mehr zurückgekommen ...
Su Hang gab sich einen
Ruck, lief zum Haus und stieß die Tür nach innen.
»Mister Conectree? !« rief sie laut, auch wenn ihre Stimme noch etwas zittrig
klang.
Die große Wohndiele
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