SGK224 - Das Gespensterhaus an der Themse
mit
den schweren Polstermöbeln und Mahagonischränken sah aus, als hätte eine Bombe
eingeschlagen.
Su Hang ahnte sofort, was
hier geschehen war.
Was sich in den
Hotelzimmern stets in der Nacht ereignete, wo James Conectree abstieg, hatte
sich hier mit aller Wucht zusammengeballt und war zur Entladung gekommen.
Und mittendrin - musste
James Conectree gewesen sein!
Su Hang verlor keine
Sekunde mehr.
Sie lief in die riesige
Wohnhalle, die mindestens hundert Quadratmeter groß war und in der die
kostbaren Möbel aussahen, als hätte jemand mit einer Axt an ihnen gewütet.
Da gab es kein Stück
mehr, das noch ganz war.
Die Polster waren
aufgeschlitzt, die Füllungen lagen auf dem Boden, Tisch, Stühle und Schränke
waren nur noch Kleinholz.
Alle Bilder waren
zerstört, der Raum war ein einziges Chaos.
Und mittendrin lag -
James Conectree!
X-GIRL-G räumte die Möbel
zur Seite, mit denen der Mann halb bedeckt war, und drehte ihn langsam herum.
Sie sah sofort - hier kam
jede Hilfe zu spät.
Conectree schien von
einem blindwütigen Mörder förmlich zu Tode geprügelt worden zu sein.
Die Leiche war kalt. Der
Tod war vor Stunden in der letzten Nacht eingetreten...
Sekundenlang schloss die
junge Chinesin die Augen. Diesen Verlauf der Dinge hatte sie nicht voraussehen
können.
Conectree war in seine
eigene Falle gelaufen, weil er von vollkommen falschen Voraussetzungen ausging.
Lebhaft erinnerte die
Agentin sich daran, was Conectree glaubte, als er den ersten Überfall auf sie,
Su, unternahm. Er war davon überzeugt, dass die geheimnisvolle Linda seines
Traumes, die sein Leben von Grund auf verändert hatte, eine Reinkarnation in Su
Hang gefunden hatte.
Er konnte sich einfach
nicht vorstellen, dass es da jemanden gab, der es gut mit ihm meinte. Seit
Wochen, nein - Monaten, befand er sich auf der Flucht vor den Unheimlichen, die
sich in seinem Haus seit eh und je befanden und anfingen, langsam Gestalt
anzunehmen. Die Geister der Vergangenheit waren wieder erwacht.
Su Hang sah sich in der
zerstörten Villa um.
Es gab nicht einen
einzigen Raum, der von dem blindwütigen Täter verschont worden wäre.
Außerhalb der hohen
Betonmauer hatte niemand etwas von dem Vorfall in der vergangenen Nacht
bemerkt. Su selbst hatte mehr als sechzehn Stunden bewusstlos im Wagen gelegen,
und wäre sie nicht zu sich gekommen, hätte sie vor Schwäche und Erschöpfung
ebensogut sterben können...
In der Bibliothek stand
kein Regal mehr aufrecht vor der Wand, lagen die Bücher kreuz und quer im Raum
verstreut, und sogar der Schreibtisch war umgekippt.
Die Geister, die
Conectree von London bis nach Hongkong verfolgten, hatten sich endgültig und
hoffentlich für alle Zeiten ausgetobt.
Die Explosion, die hier
erfolgt war, galt einzig und allein dem Mann, der versucht hatte, sie zu
hintergehen.
Wie dies im einzelnen
zustande gekommen war, ließ sich im Moment nicht feststellen.
Das Tagebuch, ein in
weiches Schweinsleder gebundener Foliant, den Su Hang in der Nähe des
Schreibtisches entdeckte, brachte ihr jedoch einige Aufklärung.
Sie blätterte die Seiten
durch und stieß auf Eintragungen, die vor fünf Jahren in größeren Abständen
begannen und schließlich während der letzten Monate fast regelmäßig
durchgeführt wurden.
James Conectree machte
einen Großteil seiner Aufzeichnungen noch in London, während seiner zahlreichen
Reisen im Flugzeug und vor allem hier in Hongkong.
Schon die Aufzeichnungen
bewiesen, weshalb Conectree aus der Sicht der Geister, mit denen er in Kontakt
stand, sterben musste.
James Conectree hatte auf
eigene Faust versucht, das Geheimnis um den rätselhaften Dr. X zu lösen.
Der Engländer fand
heraus, dass Dr. X im Umgang mit Geistern stand, dass er Menschen in sein Haus
lockte und ermordete. Mit den Leichen führte er Experimente durch. Viele Menschen
waren dort gestorben, wo vor vier -, fünfhundert Jahren ein anderes Haus stand,
das eines Tages verschwand. Und die Geister der Ermordeten spukten noch heute
in den Wänden des Hauses, das später von Conectree erbaut wurde.
Der Fluch des Dr. X
schien wie ein schleichendes Gift, wie ein Nebel vom Boden emporzusteigen und
hatte Besitz ergriffen vom Mauerwerk des Conectree-Hauses.
X-RAY-1 in New York
musste über den Lauf der Dinge umgehend informiert werden!
Noch aus der Villa heraus
brachte X-GIRL-G ihren Bericht auf den Weg, der sofort von dem PSA-eigenen
Satelliten auf die andere Seite der Weltkugel getragen wurde.
Dann erst informierte
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