SGK248 - Dr. X - Todesatem
einen Schlag aus.
Die Frau drehte sich ganz zu ihm herum, nahm die Halbmaske vom
Kopf, legte sie hinter sich auf die schwere Steinplatte und schüttelte den
Kopf, daß ihre schwarze Haarpracht aufgelockert wurde und luftig und locker ihr
schmales, schönes Gesicht rahmte.
Dann tat sie etwas, was Trevon das Luftholen vergessen ließ.
Sie zog das hauchdünne Kleid vor seinen Augen aus und ließ es
gekonnt wie eine Striptease-Tänzerin aus spitzen Fingern zu Boden gleiten.
»Kommen Sie! Worauf warten Sie noch? Gefalle ich Ihnen nicht ?« Ihre Stimme klang so verführerisch, daß Trevon, von ihren
Worten und ihrem Anblick fasziniert, sein mechanisches Handeln nicht mehr
registrierte.
Er löste sich aus dem Kernschatten des Felsvorsprungs, benutzte
den schmalen Weg zwischen den Tropfsteinen und ging direkt auf die nackte
Schöne zu, die ihm wie im Traum erschienen war.
Wahrscheinlich war das Ganze überhaupt nur ein Traum. So etwas gab
es doch nicht in der Wirklichkeit!
Doch er spürte seinen Atem, merkte, daß sein Herz nun bis zum Hals
schlug und verschlang gierig den angenehmen Duft des Körpers dieser schönen
Frau mit der Gestalt einer Göttin.
»Wer sind Sie? Wo kommen Sie her ?« Howard
Trevon brachte die Worte nur stockend hervor.
Sie lächelte ihn an. Die weißen, makellosen Zähne schimmerten in
ihrem dunklen Gesicht. »Das gleiche könnte ich Sie fragen. Es gibt jedoch
Situationen, wo viel Reden nur schadet. Finden Sie nicht auch ?«
»Doch ...« Er nickte mechanisch. »Was geht hier vor? Was hat das
alles zu bedeuten? Wieso sind Sie hier in der Höhle? Und diese steinerne Statue
... wen stellt sie dar?«
»Kr'Okchthu.«
»Kr'Okchthu? Darunter kann ich mir nichts vorstellen .«
»Das brauchen Sie auch nicht. Sie haben ihn ja vor sich. Sehen Sie
ihn sich genau an! Oder mich. Vielleicht bin ich Ihnen lieber ?« Die Frau ließ ihren Worten ein leises, verführerisches Lachen folgen. Trevon
stand jetzt direkt vor ihr und ließ seine Hände vorsichtig auf ihre nackten
wohlgeformten Schultern herab.
Er rechnete damit, daß seine Hände vor ihm in die Tiefe rutschen
würden, daß es da nichts gab, was Widerstand bot. Der schöne Leib war nichts
weiter als eine Halluzination. Die schönste und klarste, die er je gehabt hatte
...
Doch er irrte.
Seine Hände berührten sie. Er spürte die warme, durchblutete Haut.
Einige Sekunden, die ihm wie eine Ewigkeit vorkamen, standen sie
sich nur gegenüber und blickten sich an.
Sie hatte die dunkelsten Augen, die man sich denken konnte.
Schwarz und unergründlich. Sie schienen nur aus großen Pupillen zu bestehen.
»Wer bist du ?«
»Ich habe keinen Namen, der wichtig wäre für dich, ihn zu
wissen...« Mit diesen Worten hob sie ganz langsam ihre schönen, schlanken Arme
legte sie um seinen Hals und ging einige Schritte zurück.
»Was tust du hier unten und warum ... «
»Mhm«, fiel sie ihm ins Wort und legte den Zeigefinger ihrer
rechten Hand auf seine Lippen. »Nicht reden ... nicht so viel reden !«
Da näherte er seine Lippen vorsichtig ihrem Mund, als wollte er
diesen Augenblick bis zur Berührung aufs äußerste auskosten.
Sie stand jetzt nahe, fühlte mit ihrem Körper den seinen, preßte
sich an ihn, und Howard Trevon berührte mit dem Rücken den massigen,
zusammengekauerten Leib der steinernen Statue.
Der athletische Verkaufsfahrer, der sich ganz auf seine
Körperkräfte verlassen hatte, wurde überlistet. Als er es erkannte, war es
schon zu spät.
Die Berührung mit Kr'Okchthu genügte. Der unheimliche, atmende
Gott einer namenlosen Rasse aus den Urtagen der Erde, war durch die Aktivität
von Dr. X. schon so erstarkt, daß es kein Entrinnen mehr vor ihm gab.
Die Lippen von Dr. X und Howard Trevon berührten sich.
Da hob der steinere Gott seine mächtige Pranke. Er ließ sie schwer
auf die Schulter des Mannes fallen, ehe der auch nur einen Schritt zur Seite
machen konnte, um sich vor der Gefahr in Sicherheit zu bringen.
Trevon schrie auf. Schaurig hallte es durch die Tropfsteinhöhle.
Sein Kopf flog herum, instinktiv machte er noch eine halbe Drehung
nach links und riß seine mächtige Rechte hervor, um sie dem Angreifer ins
Gesicht zu pflanzen.
Doch da war kein Angreifer aus Fleisch und Blut - sondern nur
einer aus Stein.
Trevon brach in die Knie und wollte sich nochmal erheben, aber da
geschah schon das Unheimliche, Unfaßbare ...
Vor seinen Augen begann alles zu kreisen. Sein Körper wurde schwer
wie ein Stein, den er nicht mehr in
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