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SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

Titel: SGK264 - Im Wartesaal der Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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noch.
    »Öffnen Sie bitte den Sarg«, sagte Su Hang. »Wir möchten sehen, ob
Lee Tsu sich an Ort und Stelle befindet .«
    »Weshalb sollte er nicht«, entgegnete Keong. Er trug auch am
späten Abend noch seine Berufskleidung - einen wie maßgeschneidert sitzenden
schwarzen Anzug.
    Der Wächter der Toten, wie man ihn im Volksmund auch nannte,
öffnete wie verlangt den Sargdeckel.
    Chang Li hatte seine Hände auf Mi Tsu Schultern gelegt. Das
Mädchen zitterte am ganzen Körper.
    Obwohl klein von Wuchs, bereitete es Mister Keong überhaupt keine
Schwierigkeit, den großen Sargdeckel mit einem Ruck auf die Seite zu heben.
    Mi Tsu preßte ihre kleine Faust gegen die Lippen und biß in ihre
Hand, um nicht laut aufzuschreien.
    Im Sarg vor ihr lag der gleiche Mann, den sie in der letzten Nacht
im Korridor des Hauses und am späten Nachmittag auf dem Dach bei ihrem Vater
gesehen hatte.
    »Es ist alles normal - wie Sie sehen«, tönte Yee Keongs Stimme
durch das bedrückende Schweigen. »Es hätte mich auch gewundert, wäre es anders
gewesen .«
    Aber das, was dann geschah, wunderte ihn nicht.
    Er stand noch immer da und blickte auf seine drei späteren
Besucher, als die Deckel der links und rechts ebenfalls aufrecht stehenden
Särge sich öffneten.
    Ruckartig wurden sie nach vorn geschoben. Hände stießen von innen
dagegen!
    Mi Tsu schrie gellend auf, als sechs, acht Sargdeckel dumpf
polternd auf den staubigen Steinboden fielen und die Gestalten aus dem
Sarginnern wie auf einen stillen Ruf hin sich in Bewegung setzten.
    Die Toten lebten!
    Starre, unbewegliche Gesichter, grau und
runzlig, die das Alter der Leichen nur ahnen ließen, waren den drei Besuchern
zugewandt.
    Ehe Su Hang, Chang Li und Mi Tsu sich versahen, waren sie von den
unheimlichen Gestalten umringt.
    Keong stand da, noch immer den Sargdeckel umfaßt, als ginge ihn
das Ganze nichts an, als bekäme er es nicht mal mit.
    »Lauft !« befahl Su Hangs Warnschrei in
letzter Sekunde.
    Der Ruf hallte durch die kahle, hohe Halle und kehrte als Echo aus
den Gängen und Fluren zurück, die verschachtelt zu den anderen einzelnen Räumen
lagen.
    Zu einem weiteren Warnschrei kam sie nicht mehr.
    Die Arme einer lebenden Leiche legten sich um ihren Hals und
drückten zu.
    Su Hang spürte durch den Stoff der Ärmel die trockene,
mumifizierte Haut.
     
    *
     
    Viele Möglichkeiten hatte er nicht mehr, nur eine einzige - er
konnte verhindern, daß er mit dem Kopf zuerst unten aufkam.
    Larry Brent wußte nicht, wie tief der schwarze Kellerschacht war,
in den er fiel, als würde die Schaufel eines Baggers ihn abschütteln.
    X-RAY-3 vollführte einen Saltomortale und war darauf eingestellt,
jeden Augenblick festen Boden unter den Füßen zu spüren.
    Da er jedoch den Grund nicht sah, kam der Zeitpunkt trotz Erwarten
überraschend.
    Ein kurzer, scharfer Ruck ging durch Larrys Unterleib, als er
aufsetzte.
    Der PSA-Agent versuchte abzufedern, was ihm nur unvollkommen
gelang.
    Der brennende Schmerz stieß wie eine Lanze durch sein Inneres,
drei Sekunden war Larry benommen.
    Sein Schädel dröhnte, das Blut rauschte in seinen Ohren.
    Nur beiläufig bekam er mit, wie die Fallklappe über ihm knirschend
nach oben rastete und sich fugendicht schloß.
    Instinktiv versuchte er sofort - kaum daß die Benommenheit von ihm
gewichen war - wieder auf die Beine zu kommen und sich über sein düsteres
Gefängnis zu informieren.
    So weit kam es nicht mehr.
    Aus der Dunkelheit warfen sich ihm zwei Gestalten entgegen, die
auf seine Ankunft vorbereitet waren.
    Ein kurzer, harter Kampf entspann sich.
    Die anderen, die sich schon länger in dieser Dunkelheit aufhielten
und deren Augen an die Umgebung gewöhnt waren oder sich zumindest in diesem
Bereich auskannten, waren ihm deshalb überlegen.
    X-RAY-3 wurde herumgerissen. Er erhielt einen kräftigen Schlag
gegen die Brust, der ihn zurücktaumeln ließ.
    Larry stieß mit den Füßen gegen einen kistenähnlichen Behälter,
der in der Dunkelheit vor der Wand stand und von dem er nichts wußte.
    Der Taumelnde konnte den Sturz nicht verhindern.
    Larry fiel auf die Kiste, saß darauf wie auf einem Hocker und
reagierte im nächsten Moment intuitiv, als er sich vorstellte, was sein
unsichtbarer Gegner wohl weiter mit ihm machen würde.
    Die Rechnung ging auf.
    Der andere schien der Meinung, daß er leichtes Spiel mit seinem
Opfer hätte, Er ging ein wenig unvorsichtig zu Werk, indem er sich Larry Brent
tastend näherte, in der Erwartung, daß sein Gegner durch

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