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SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

SGK264 - Im Wartesaal der Leichen

Titel: SGK264 - Im Wartesaal der Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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einem Regal einen Stoß ledergebundener Alben
und legte sie X- RAY-3 vor.
    Von jedem Kunden waren mehrere Bilder angefertigt worden.
    Der PSA-Agent mußte dem Tätowierer bestätigen, daß er wirklich in
jedem Fall hervorragende Arbeit geleistet hatte.
    Besonders stolz war Thai Hong auf seine Ganzkörpermotive. Er
zeigte eine Reihe von Bildern gutgebauter Chinesinnen, aber auch Europäerinnen,
die sich total ausgeflippte Motive über Waden, Schenkel, Gesäß, Rücken und
Brust hatten tätowieren lassen.
    Larry grinste. Ein Bild fand er besonders originell. Der volle
Busen einer Schönen war mit zwei riesigen Augen dekoriert, die einen typischen
Schlafzimmerblick vermittelten.
    Larry Brent pfiff leise durch die Zähne. »Jetzt müßte man wissen,
ob die Dame trotzdem noch regelmäßig einen BH trägt«, meinte er versonnen.
»Wenn solche Augen durch die Bluse leuchten, wird der eigene Blick automatisch
wie magnetisiert ständig zu dieser Stelle gelenkt .«
    Thai Hong fiel in Brents Lachen mit ein.
    Larry bekam während der nächsten Minuten noch die verrücktesten
Motive zu sehen, und Thai Hong plauderte munter wie ein Buch drauflos.
    Wäre X-RAY-3 ein Mensch jener Sorte gewesen, die kein Mißtrauen
kannten oder eine Gefahr nicht instinktiv spürten, dem Chinesen wäre es längst
gelungen, ihn von seiner Redlichkeit zu überzeugen.
    Obwohl sich Larry Brent jovial und scheinbar nur den Bildern
Aufmerksamkeit schenkend gab, war sein Unterbewußtsein ständig auf Gefahr
eingestellt.
    Hin und wieder wanderte sein Blick hinüber zu dem langen, schweren
Vorhang, hinter dem er jemand vermutete.
    Er war überzeugt davon, daß ihr gemeinsames Gespräch nicht unter
vier Augen stattfand, daß mindestens noch eine weitere Person anwesend war und
ahnte, weshalb Larry Brent sich wirklich hier aufhielt.
    Er war auf der Suche nach Kunaritschew.
    X-RAY-3 provozierte.
    »Sie wollten mir noch das Motiv zeigen, das mein Bekannter heute
im Lauf des Vormittags tätowieren ließ. Sie erinnern sich doch, Mister Kunaritschew . ..«
    Thai Hong war entweder nur eine nichtssagende Randfigur, die nicht
die geringste Ahnung hatte, oder er spielte seine Rolle perfekt.
    Iwan Kunaritschew - davon war Larry überzeugt - war während seine
Anwesenheit in diesem Haus auf etwas gestoßen, das ihm möglicherweise zum
Schicksal wurde.
    Während Larry sprach, ließ er den roten Vorhang mit dem
Drachenmotiv nicht aus den Augen. Bewegten die Falten sich nicht stärker?
    »Hinter dem Vorhang, Mister Hong«, sagte der Amerikaner
unvermittelt, »scheinen Sie ein Fenster geöffnet zu haben. Ich spüre einen
Luftzug .«
    Larry beobachtete den Chinesen genau. Wie würde er sich verhalten?
    Wenn er nun erkennen mußte, daß sein Besucher etwas gemerkt hatte,
würde er sicher in angemessener Form reagieren.
    Larry Brent war darauf gefaßt, daß der Vorhang ihm gegenüber
plötzlich zur Seite gerissen wurde und mindestens ein Bewaffneter auftauchte,
um dem Spiel ein Ende zu bereiten.
    Ihm wurde ein Ende bereitet! Aber auf andere Weise, als Larry
dachte.
    Er wurde überrumpelt.
    Thai Hong, der ihm gegenübersaß, blickte nur auf. »Der Vorhang?
Was ist mit ihm ?« fragte er überrascht. Er hatte seine
fleischigen Finger auf der Marmortischplatte liegen, und Larry sah noch, wie
der Daumen der linken Hand des Chinesen wie zufällig an der Plattenkante
abrutschte.
    Thai Hong drückte auf einen der goldfarbenen Nägel, die als
Verzierung wie ein Band rund um die Tischplatte liefen.
    Der Sessel, auf dem Larry Brent saß, kippte.
    Das ging ruckartig und so schnell, daß X-RAY-3 nicht mehr dazu kam
aufzuspringen.
    Der Boden unter dem Teppich klappte nach unten weg, Larry Brent
stürzte mit dem Kopf zuerst in die schwarze, gähnende Tiefe eins kühlen
Kellers.
    Eine Falltür!
     
    *
     
    Mi Tsu war überzeugt davon; ihre Probleme nur lösen zu können,
wenn sie endlich wußte, was hinter den Dingen steckte, die sie glaubte, gesehen
zu haben.
    »Bin ich noch normal oder bereits wahnsinnig ?« Sie blickte abwechselnd auf Chang Li und dann wieder auf Su Hang. »Der Gedanke
daran läßt mir keine Ruhe. War der tote Lee wirklich mit auf dem Dach, als mein
Vater abstürzte? Habe ich wirklich gesehen, daß er ihn heruntergestoßen hat?
Oder war es nur Einbildung? Da ist noch etwas, worum ich dich bitten möchte,
Chang. Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen kann .«
    »Schütte dein Herz aus, Mi! Wenn ich dir helfen kann, will ich es
gern tun .«
    »Ich wollte nicht allein auf die

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