SGK264 - Im Wartesaal der Leichen
Angreifer und spurtete auf Mi Tsu
los, die von einer lebenden Leiche weggetragen wurde.
Es gelang dem flinken, kämpferischen Chinesen, mehrere Angreifer
zur Seite zu stoßen und den Entführer zu erreichen.
Chang Li riß dem lebenden Toten die Beine unterm Leib weg. Noch
während die Gestalt taumelte und das schreiende, um sich schlagende Opfer entgegen
aller normalen Reflexion von seinem Angreifer noch immer festgehalten wurde,
umsprang der wendige Chang die Gestalt, umfaßte Mi Tsus schmale Taille und riß
die Chinesin aus den Händen der zu Boden stürzenden lebenden Leiche.
Von der Seite tauchten sofort vier, fünf neue Angreifer auf. Der
Kung-Fu-Kämpfer wußte, daß der Weg zur Tür im nächsten Moment wieder versperrt
sein würde. Vielleicht ein für allemal, wenn er nicht jetzt die Chance nutzte.
»Lauf! So schnell wie's geht«, preßte er hervor, während er Mi Tsu
auf die Beine stellte. »Rasch hinunter zum Boot... wirf‘ schon den Motor an!
Wenn alles klappt, sind wir in wenigen Minuten bei dir ...«
»Ich werde warten«, sagte Mi Tsu schnell. Es war erstaunlich, mit
welcher Nervenkraft das grazile Mädchen über die Ereignisse hinwegkam.
Sie lief los. Leichtfüßig sprang sie über einen Sarg, der im
gleichen Moment von einer lebenden Leiche nach vorn gestoßen wurde, um ihr den
Weg abzuschneiden.
Noch fünf Schritte bis zur Tür!
Chang Li konnte Mi Tsu nicht begleiten.
Da war Su Hang ...
Sie befand sich in arger Bedrängnis.
Die PSA-Agentin war von mindestens zwölf, vierzehn Gestalten aus
den Särgen umringt, so daß man sie innerhalb der dichten Traube, die sie umgab,
kaum mehr wahrnehmen konnte.
Mehrere Male dicht hintereinander grellte weißes Licht auf.
Laserblitze!
Sie kamen aus der Waffe, die Su Hang gezwungen wurde, einzusetzen,
um sich gegen die erdrückende Übermacht zu wehren.
Ein Strahl ging mitten durch den Brustkorb einer lebenden Leiche,
ein zweiter durch die Stirn, ein dritter trat am Nacken hervor.
Das helle Licht schoß lautlos schräg in die Luft empor und bohrte
sich dort in die blatternarbige, feuchte Decke, die sich gewölbeartig über
ihnen erhob.
Was tot war, ließ sich nicht noch mal töten!
Mit wildem Aufschrei warf Chang Li sich der Gruppe entgegen.
Innerhalb der nächsten zwanzig Sekunden schien dieser wendige,
tapfere Mann an allen Stellen gleichzeitig zu sein und mehrere Hände und Beine
zu besitzen.
Er bewegte sich mit einer Schnelligkeit, daß das menschliche Auge
kaum zu folgen vermochte.
Chang Li war ein wahrer Meister des Kung-Fu. Er setzte sein Talent
und das Können, das er im Lauf vieler Jahre dazugelernt hatte, nie ein, um zu
töten oder anderen Menschen Schaden zuzufügen. Er wendete seine Kunst an, um
sich Feinde vom Hals zu schaffen.
Chang Li fuhr in die Reihen der lebenden Toten wie ein Orkan.
Dreschflegeln gleich wirbelten seine Hände und Füße durch die
Luft. Lautlos flogen die Angreifer in die Ecken und landeten gezielt in Särgen,
deren Deckel durch die heftige Erschütterung zuklappten, um sich jedoch gleich
darauf wieder zu öffnen und den Unheimlichen aus der Herberge der Leichen
wieder auszuspucken.
Chang Li merkte, wie seine Kräfte erlahmten. Seine Angreifer
dagegen ermüdeten nicht. Er kämpfte ständig nur wie gegen Schatten, ohne
wirklich die Reihen der unheimlichen Feinde zu dezimieren.
Die Kleidung des Kung-Fu-Kämpfers war völlig durchgeschwitzt. Sie
klebte an seinem Körper wie eine zweite Haut.
Chang Li konnte den Lauf der Dinge nicht mehr beeinflussen.
Die unheimlichen, lebenden Leichen waren in der Überzahl.
Der Chinese wurde von vier Feinden zur gleichen Zeit angegriffen
und zu Boden gerissen.
Obwohl es ihm gelang, sich zwei seiner Gegner zu entledigen, blieb
Li auf der Strecke.
Drei, vier füllten die Lücke der Zurückgeschleuderten und schlugen
auf ihn ein.
Ein metallenes Scheppern kündigte an, daß auch Su Hang der
Übermacht weichen mußte.
Ihre Smith & Wesson-Laser fiel klappernd auf den steinigen
Untergrund.
X-GIRL-G sank zu Boden.
Chang Li sah noch aus den Augenwinkeln, wie Mi Tsu die Halle
verließ und in den langen, düsteren Korridor hinausrannte, um das rettende Ufer
und das dort vertäute Boot zu erreichen.
Mi Tsu lief um ihr Leben.
Und hinter ihr her jagte eine Handvoll lebender Leichen, von denen
sich eine an Kraft und Schnelligkeit besonders hervortat.
Das war - Lee Tsu, ihr Bruder, der Schritt für Schritt aufholte
und ständig näher kam.
Mi wandte den Kopf, die Augen vor
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