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SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren

SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren

Titel: SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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seinen Körper
hindurch erkannte.
    Die junge Engländerin bewies in diesen Minuten Nerven wie
Drahtseile.
    Sie stand da, hielt die Hand vor die Läppen gepreßt und sah, wie ihr Verlobter Schritt für Schritt nach der Seite
auswich.
    »Ich muß gehen... ich habe nicht mehr viel Zeit«, flüsterte er.
Seine Stimme klang schwach und schien aus
    einer unendlichen Ferne zu kommen. »Der Tag bricht an... die Sonne
wird stärker ... nichts für mich, Lil... ich werde wiederkommen, verstehts du?
Du brauchst dich nicht vor mir zu fürchten - du nicht !«
    Warum betonte er das 'du' so?
    » ... ich werde dir alles erklären... später... heute abend oder
heute nacht... oder morgen. Ich werde versuchen, wiederzukommen... du hast
richtig gesehen, die Leiche über deinem Bett, der Gehenkte - das war ich! Es
gehört zu unserem Komplott, so kann man es ruhig nennen... ich mußte mich
selbst erhängen !«
    »John! Oh, mein Gott«, stammelte sie.
    »Nur dann funktioniert das Spiel...«
    »Welches ... Spiel, John?«
    Er schien ihre Fragen nicht vernommen zu haben und fuhr einfach
fort, wo sie ihn unterbrochen hatte. » ... schon jetzt kannst du erkennen, daß
alles seine Richtigkeit hat, daß der Teufel seine Hand im Spiel hat - wie
Frederic es wollte ... Du kannst mich sehen, obwohl ich tot bin. Aber ich lebe
auf einer anderen Ebene weiter ... ich habe meine Leiche selbst weggeschafft,
den Haken in der Decke wieder entfernt...«
    Sie konnte es nicht hören, schrie und preßte beide Hände an die
Ohren. Soviel Absurdes hatte sie nie zuvor vernommen!
    Sie schloß die Augen und hoffte, daß die schreckliche Halluzination
vor ihr verging wie ein Nebelstreif in der Sonne.
    »Bleib' im Haus, Lil !« hörte sie John
Willex, als sie es nicht mehr fertigbrachte, einfach wie angewurzelt stehen zu
bleiben. »Lauf nicht davon... ich werde wieder zurückkommen. Du kannst helfen,
du mußt mir helfen !« Seine Stimme erstarb.
    Lilian Showny konnte nicht stehen bleiben oder den Kopf wenden.
Sie lief aus der Küche, durcheilte den Korridor, dann die große, apart
eingerichtete Empfangshalle mit der Empore und stürzte aus dem Haus.
    Die kühle Morgenluft schlug ihr ins Gesicht und fächelte ihr
erhitztes Antlitz.
    Sir Anthony Frederics Landsitz war ein Ort des Grauens! Es spukte!
    Die Geräusche und Stimmen nach Einbruch der Dunkelheit waren also
keine Einbildung gewesen. Das Gefühl, nicht allein in diesen Räumen zu leben,
war begründet. Ständig war etwas vorhanden und beobachtet sie ... sprach über
sie. John hatte dies alles ignoriert.
    Er war ein Eingeweihter - oder Verdammter? Lilian Showny
schluchzte.
    Sie lief barfuß in den Garten. Der kühle Tau auf dem Gras benetzte
ihre Füße. Die junge Frau eilte nach vorn zu dem großen Eisentor.
    Verschlossen ... !
    Die Schlüssel befanden sich im Haus.
    Sie kam sich plötzlich vor wie eine Gefangene, wie ein wildes
Tier, das man in einen Käfig gesperrt hatte.
    Sie sehnte sich nach Menschen, mit denen man vernünftig sprechen
konnte. Der Gedanke grellte nur kurz in ihr auf. Dann nahm die Furcht und die Ratlosigkeit wieder den größten Platz in ihrem Denken und
Fühlen ein.
    Die Frau warf sich herum. Das schwarze Haar wehte wie eine Fahne
hinter ihr her, als sie wie von Sinnen quer durch den Garten lief .
    Zweige streiften ihr Gesicht und ihre Schultern. Lilian Showny
geriet außer Atem, bekam Seitenstechen und merkte, wie ihre Bewegungen
schwerfälliger wurden.
    Sie lief um das Haus, blieb erschöpft an einer Eiche stehen und
lehnte ihre erhitzte Stirn gegen den rauhen Stamm.
    Sie fühlte das Beben ihres Körpers, das heftige Pochen ihres Herzens ...
    Was sollte sie tun? Es war der erste klare Gedanke, den sie wieder
fassen konnte.
    Aus den Augenwinkeln warf sie einen Blick zum Hauseingang. Die Tür
stand weit offen. Dunkel lag dahinter der Korridor, der nur darauf zu warten
schien, sie wieder aufzunehmen.
    'Wie ein Rachen, der mich dann doch noch verschlingt', dachte sie
unwillkürlich. Ihr Körper spannte sich.
    Dort hinten - zwischen den Büschen -entdeckte sie plötzlich bei
näherem Hinsehen etwas, das ihr vorhin in der Aufregung und Verwirrung gar
nicht aufgefallen war. Wie unter Zwang löste sich die Engländerin von dem
schwarzen Stamm und taumelte benommen über den Rasen auf die Rosenbüsche zu.
Dahinter war frische Erde aufgeworfen. Ein Hügel...
    Sie schluckte.
    Gestern gab es den noch nicht!
    In der Zwischenzeit war jemand hier gewesen, hatte etwas gesucht -
oder vergraben...
    Lilian

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