SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren
rasch. Er zweifelte keine Sekunde mehr daran, daß Larry Brent seine
Drohung wahrmachen würde.
»Und wie kommt sie dorthin ?«
»Ich habe sie dorthin gelockt .«
»Aus welchem Grund?«
»Wir hatten uns verabredet. Sie wollte mehr wissen über das
Landhaus, in dem der letzte Henker Ihrer Majestät seine letzten Lebensjahre
verbrachte .«
Zwischen Larrys Augenbrauen entstand eine steile Falte. »Und sie
ist Ihrem Ruf einfach so gefolgt ?« fragte er rauh. Er
konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß eine erfahrene, clevere
Frau wie Morna wie ein Neuling in eine Falle tappte. Es sei denn, sie wäre
besonders geschickt aufgestellt worden.
»Nein, so einfach war das nicht«, ließ der andere sich vernehmen.
»Es war einige Vorarbeit nötig. Ich kannte den Weg, den sie kommen würde... Zum
erwarteten Zeitpunkt brauchte ich nur an einer Abzweigung ein Umleitungsschild
aufzustellen. Danach mußte sie einen Weg benutzen, der einst zu einer alten
Umgehungsstraße gehörte, aber nun durch die neue Straßenführung nicht mehr zu
befahren ist.
Die Straße aber ist nach der fraglichen Abzweigung noch gut
erhalten und verführt dazu, schneller zu fahren, vor allem auch, weil kein
Gegenverkehr vorhanden ist. Kein Kunststück - wenn es auf der anderen Seite
keinen Anschluß mehr gibt. Sie ist schnell gefahren. Das führte zu - einer
Panne«, drückte er sich vorsichtig aus, als er sah, wie Larry Brents
Gesichtszüge hart und weiß wurden.
»Sie - hatte .... einen Unfall?« Die
Stimme des PSA- Agenten klang wie ein Hauch.
Iwan Kunaritschew hielt den Atem an.
»Ja. Der Wagen überschlug sich mehrmals und knallte dann gegen
einen Baum. Auf dem ackerähnlichen Gelände am Ende der außer Betrieb
befindlichen Straße liegt das Auto .«
»Und - Miß Ulbrandson?«
»Sie ist aus dem Wagen geschleudert worden. Ich war sofort bei ihr
...«
»Ein menschlicher Zug von Ihnen«, stieß Larry sarkastisch hervor.
»Weiter!«
»Sie rührte sich nicht mehr...«
»Tot?«
»Sie atmete noch. Ich trug sie in die Hütte. Aber sie ist nicht
mehr zu sich gekommen. Da hab' ich sie einfach zurückgelassen ... »
Brent sprang nach vorn. Er packte den Mann an den Schultern und
schüttelte ihn heftig. »Und warum? Warum dies alles? Was hat sie Ihnen getan ?« fragte er wie in Trance. »Weshalb haben Sie sie nicht in
Ruhe gelassen? Und warum haben Sie sich nach dem Unfall nicht um sie gekümmert ... ?«
»Ich weiß nicht«, entgegnete der andere schwach und mit zittriger
Stimme.
Larry hob die Hand und wollte sie ins Gesicht seines
Gegenüber klatschen lassen.
Da faßte Iwan zu. »Laß, Towarischtsch«, sagte er leise. »Du machst
einen Fehler...«
Larry Brent stand schweratmend auf.
»Wegen des Buches«, fuhr der andere fort, der sich ängstlich in
die äußerste Ecke am Kopfende des Bettes verkrochen hatte. »Es enthält das
gesamte Mysterium des Lebens von Anthony Frederic ... es sind handschriftliche
Notizen. Es gibt sie nur im Original... es existiert keine Kopie davon... er
ist ein Hexer, ein Okkultist... aber das weiß niemand ... ich hätte alles darum
gegeben, es in meinen Besitz zu bringen. Sie ... Miß Ulbrandson - muß Kenntnis
vom Inhalt der Aufzeichnungen gehabt haben, davon ließ ich mich nicht
abbringen. Und deshalb mußte ich in dieses Zimmer...« Er war erregt und hatte
sich in Rage geredet. »Nach dem Unfall kehrte ich in das Hotel zurück und
wartete einen günstigen Augenblick ab, in dem der Portier nicht auf seinem
Platz war. Da nahm ich die Zimmerschlüssel an mich. Das war heute morgen gegen
fünf Uhr... aber sie hat das Buch bei sich gehabt oder an einem Ort versteckt,
weil sie ahnte, was es damit auf sich hat. Ich laß mich nicht davon abbringen,
daß sie im Augenblick die Besitzerin der Aufzeichnungen ist, die über Wohl und
Wehe des Schicksals von Anthony Frederic entscheiden ...«
»Das alles werden wir klären, das ist im Moment zweitrangig«, fiel
Larry Brent ihm scharf ins Wort. »An erster Stelle steht jetzt das Schicksal
Miß Ulbrandsons. Wir müssen uns um sie kümmern. Ich hoffe, in Ihrem eigenen
Interesse, daß wir nicht zu spät kommen. Sie selbst führen uns hin...«
Er riß den Mordschützen vom Bett und fragte nach seinem Namen.
»Henry Bolsan«, stammelte der Gefragte verwirrt. Draußen vor der
Tür wurden in diesem Augenblick Geräusche laut. Schritte, Stimmen... die
Polizisten kamen in Begleitung des Geschäftsführers.
Brent schloß die Tür auf.
Bei dem Geschäftsführer befanden
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