SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren
aus einem Lebensmittelgeschäft
und einer Metzgerei vor. Im ersten Laden hatten die unbekannten Täter
verschiedene Käsesorten und Spezialitäten mitgehen lassen, aus der Metzgerei
fehlten Schinken und diverse Salamiwürste ...
Einen besonderen Anstrich bekamen diese Dinge vor allem dadurch,
daß in keinem Fall von der Polizei an den betreffenden Läden Spuren gewaltsamen
Eindringens festgestellt werden konnten.
Der Verdacht lag nahe, daß mit Nachschlüsseln gearbeitet worden
war. Aber auch diese Überlegung erwies sich nach dem bisherigen Stand der
Kenntnisse als falsch.
Wer riskierte einen solchen Aufwand, um sich Nahrungsmittel zu
beschaffen? Das war die nächste Frage, der die Polizei nachging. Und wieder
mußte sie kapitulieren. Von den stadtbekannten Pennern kam keiner in Frage, der
so geschickt zu Werk gegangen wäre. Keine Fingerabdrücke, auch sonst keine
Spuren. Es schien, als wären Geister in die fraglichen Geschäfte eingedrungen ...
Diese letzte Bemerkung, die wörtlich aus der Stellungnahme eines
mit der Aufklärung befaßten Polizeibeamten übernommen worden war, beschäftigte
Larry.
Er ging zu den Wartenden zurück und wechselte mit Iwan einige
Worte unter vier Augen.
»Nachricht vom Boß«, sagte er. Damit sagte er sogar die Wahrheit.
Nur konnte Kunaritschew nicht ahnen, daß sein bester Freund dieser Boß war.
»X-RAY-1 hat neue Informationen. Es geht drunter und drüber - und
doch weiß niemand etwas Genaues .«
Er berichtete ihm, was er erfahren hatte.
»Wir sollten am besten versuchen herauszufinden, wie das letzte
Nacht war mit dem Verschwinden mit Charles Turnup, Dorothee Valec und May Weston,
Brüderchen«, fuhr er fort. »Ein Vorschlag: Du fährst die Straße zurück und
recherchierst in »The Old Man« und im Bekanntenkreis von Dorothee Valec, ich
werde Inspektor Hopkins bitten, mich in seinem Wagen nach Dartmoor mitzunehmen.
Sobald wir Morna hoffentlich einigermaßen gut erhalten
zurückbekommen haben, werde ich meinerseits versuchen herauszufinden, wie sich
das mit May Weston abgespielt hat. So frische Fälle hatten wir bisher noch nie.
Wir kommen gerade mal wieder zur rechten Zeit... « »Das kommen wir doch immer,
Towarischtsch. Du scheinst es nur noch nicht bemerkt zu haben«, antwortete der
Russe. »Alles okay! Du machst dich an die Arbeit - und ich begebe mich auf eine
Vergnügungsfahrt .«
»Wieso Vergnügungsfahrt?« Larry war einen Moment lang mit seinen
Gedanken ganz woanders, so daß er die letzte Bemerkung nur beiläufig mitbekam
und mechanisch nachhakte.
»Ich hoffe, daß es in »The Old Man« einen Whisky gibt, der sich
sehen und erst recht riechen lassen kann. Aber ich verspreche dir eines, Towarischtsch:
Ich nehme erst dann einen zur Brust, wenn ich die Klarmeldung von dir habe, daß
mit Morna alles in Ordnung ist. Dann habe ich einen Grund, das flaue Gefühl in
der Magengegend zu vertreiben. Ich drücke dir beide Daumen...«
Iwan nahm die Autoschlüssel entgegen, die Larry ihm zusteckte, und
verließ das kleine Hotel.
Eine Minute später fuhr auch Larry Brent los.
Inspektor Hopkins hatte sich sofort bereit erklärt, die Fahrt
mitzumachen. Er steuerte den Wagen. Larry saß hinten im Fond, neben ihm Henry
Bolsan, der Handschellen trug.
Hopkins sprach während der Fahrt von den gespenstischen
Einbrüchen, über die Brent bereits durch die an die Zentrale erfolgten
Routinemeldungen unterrichtet war. Auch der Inspektor stand wie alle anderen
vor einem Rätsel und gab seiner Überzeugung
Ausdruck, daß das Ganze sich hoffentlich als eine Art Fehlmeldung
erwies.
»Der Gedanke daran, daß jemand durch verschlossene Türen und Wände
gehen kann, ist mir unbehaglich«, sagte er abschließend.
»Aber selbst damit müßten wir uns abfinden«, murmelte Larry
beiläufig, in Gedanken bei Morna und deren Ungewissem Schicksal. »Manchmal
existieren die Dinge einfach, auch wenn wir sie nicht wahrhaben wollen. Und
dann müssen wir alles daransetzen, um mit ihnen fertig zu werden. Wenn man es
wirklich will, gibt es auch immer einen Weg... «
*
Lilian Showny hatte das Gefühl, jeden Augenblick den Verstand zu
verlieren.
Was sie in den letzten Stunden - unterbrochen nur durch eine
gnädige Ohnmacht - erlebt hatte, war mehr, als ein Mensch verkraften konnte.
Doch wieviel er tatsächlich verkraften konnte, das verwunderte sie
selbst.
Wie ein Geist stand John Willex vor ihr. Er war bereits so
durchsichtig, daß man die schweren Samtvorhänge hinter ihm durch
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