SGK268 - Die Henker aus dem Unsichtbaren
mal sehen«, rief Larry Bolsan zu! »Lassen Sie
sich eine gute, glaubwürdige Geschichte für Ihr Verhalten einfallen, Mister
Bolsan...«
Im Zusammenhang mit diesem Mann gab es eine Reihe von ungeklärten
Fragen. Wie zum Beispiel war Morna an diesen Burschen geraten? Und was für eine
Bedeutung hatten die handschriftlichen Aufzeichnungen des Henkers Sir Anthony?
Was hatte Morna gemeint mit ihren Worten 'er wollte nicht, daß ich an mein Ziel
kam' .. ? Gerade diese Bemerkung in ihren Ausführungen
vorhin ließ ihm keine Ruhe.
Ehe Mornas Untersuchung eingeleitet wurde, erfuhr er zumindest so
viel von ihr, daß sie schon eine ganze Zeit Kontakt mit Bolsan gehabt hätte.
»Er wußte, daß ich mich mehrere Male in das Landhaus begeben
hatte, um in den Besitz der Notizen zu gelangen, die angeblich bewiesen, auf
welche Art Menschen verschwanden und was mit ihnen geschah. Bolsan rief mich
zwei Tage später - nach meinem dritten Besuch dort an und gab mir zu verstehen,
daß Sir Anthonys Notizen allein nichts wert seien. Er - Bolsan - hätte noch
etwas gefunden, was sensationell wäre. Ich würde doch für eine Zeitung arbeiten
und wäre sicher interessiert an nicht alltäglichen Informationen. Ich ließ ihn
in diesem Glauben und verabredete mich mit ihm. Ebenfalls unwissend ließ ich
ihn darüber, ob ich nun die Aufzeichnungen wirklich besaß oder nicht .«
»Und - besitzt du sie? Was für Aufzeichnugen sind das eigentlich?
Uns wurde von X-RAY-1 keine Erläuterung darüber gegeben. Das bedeutet, daß du
selbst noch nichts der Zentrale mitgeteilt hast .«
»Das ist richtig... ich weiß nichts Genaues über sie, und ich
besitze sie auch nicht. Bolsan aber ist wie ein Besessener hinter ihnen her.
Das ist mir spätestens dann klargeworden, als das Auto in die Nägel fuhr... Ich
ahnte, daß er etwas im Schild führte und war auch auf Gefahr eingestellt - habe
dann aber doch versagt. Da war noch etwas anderes, Larry .« »
»Was, Morna?«
»Wenn ich das wüßte ...« Man sah ihr an, wie sie sich anstrengte
und in ihrer Erinnerung kramte.
Larry versetzte es förmlich einen Stich ins Herz. Morna litt unter
Gedächtnisverlust? Das war das neueste, das er bei ihr feststellte.
Oder - der Gedanke schlich wie Gift in sein Bewußtsein und ließ
ihn vom gleichen Augenblick an nicht mehr los Morna sollte sich nicht mehr
erinnern!
Sie plauderte gleich darauf weiter, als sei nichts gewesen. Das
mißfiel ihm noch mehr.
Morna Ulbrandson erwähnte ihre insgesamt drei Besuche im Haus des
ehemaligen Henkers und sprach von ihren Begegnungen mit dem jungen Anwalt John
Willex.
» ... er hat eine Menge Verdächtigungen über sich ergehen lassen
müssen«, beendete sie ihre Ausführungen. »Er ist der Universalerbe. Sir Anthony
Frederic hat ein riesiges Vermögen hinterlassen. Woher er es allerdings hat,
konnte nie befriedigend geklärt werden. Man verdächtigt den ehemaligen Henker
übrigens, daß er nicht der Menschenfreund ist, für den er sich gern aufgegeben
hat. Böse Zungen behaupten, daß alles nur Theater gewesen sei. Genau fünf Jahre
ist es jetzt her, seitdem Frederic spurlos verschwand. Und die gleichen bösen
Zungen sind noch immer nicht verstummt. Jetzt heißt es, daß Frederic etwas mit
dem Verschwinden der Menschen in dieser Landschaft zu tun hat .«
»Tote, die Lebende verschwinden lassen - das ist ja mal was ganz
neues«, warf Larry nachdenklich ein.
»Ich habe jedenfalls nichts gefunden, das einen Verdacht in dieser
Richtung rechtfertigen würde .«
Sie fand die letzte Nacht bemerkenswert, insofern, daß Bolsan in
ihr Zimmer eingedrungen war und dort offensichtlich nach den vermeintlichen
Aufzeichnungen Frederics suchte.
»Mit diesen verdammten Aufzeichnungen muß es doch etwas auf sich
haben«, knurrte Larry gereizt.
»Das habe ich auch gedacht. Scheint aber nur ein Gerücht zu sein,
wie das ganze Geschwätz über den alten Henker. Wahrscheinlich sind die
Schwätzer neidisch auf die Erbschaft Willex'. So etwas fällt einem schließlich
nicht alle Tage in den Schoß .«
Diese Überlegung mochte etwas für sich haben.
»Daß Bolsans Anschlag nicht klappte, kann ein Wegweiser für uns
sein«, sagte Larry Brent. »Ich werde mir den Burschen mal vorknöpfen .«
»Ich werde mit von der Partie sein«, forderte Morna freundlich,
lächelte und war wieder ganz die alte. Dennoch machte sich Larry Sorgen um sie.
Ganz klar war herausgekommen, daß sie nicht mehr wußte, wohin es sie letzte
Nacht gezogen hatte, ehe sie sich
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