SGK276 - Dr X - Das Gift des Vergessens
Erscheinung getreten war. Nun musste so schnell wie möglich ergründet werden, ob das, was sich da zeigte waitu -spezifisch war oder binnen kurzer Zeit auch woanders
auftreten konnte.
Schon wurde ein Zusammenhang zwischen dem
Flugzeugabsturz, der inzwischen bestätigt worden war, und dem Erscheinungsbild
in Waitu gesehen.
Hatte der Düsenjäger möglicherweise während
seines Übungsfluges etwas verloren?
Es war allgemein bekannt, dass Jagdbomber öfter Ziele im Pazifik anflogen und Übungsbomben abwarfen. Deshalb
hatte es schon des öfteren Proteste der Bevölkerung gegeben, vor allem der
Hotel- und Gaststättenbesitzer, die um ihre Gäste fürchteten. Wenn Jagdbomber
im Tiefflug über den Strand und das Meer brausten, dann war der Krach gewaltig.
Die militärischen Dienststellen hatten versprochen, für Abhilfe zu sorgen.
Und
nun kam das dazwischen!
Militär war unterwegs und schaltete sich in
die Untersuchungen ein, obwohl - wie Tankou erfuhr -
sich niemand erklären konnte, wie eventuell ein chemisches oder biologisches
Kampfmittel an Bord der Maschine gekommen war.
»Kann es nicht sein, dass möglicherweise ein Düsenjäger mit einer falschen Ladung bestückt wurde ?« fragte Tankou wenig später
nachdenklich seinen Begleiter Iwan Kunaritschew. »Und die dümmsten Zufälle
treffen im Leben oft zusammen, wie die Erfahrung zeigt...«
»Vielleicht war's so, wie Sie sagen«, murmelte
X-RAY-7. »Im Moment bleibt uns beiden nichts weiter übrig, als Vermutungen zu
äußern ...«
Tankou griff sich an den Kragen.
»Ist Ihnen nicht gut ?« fragte Iwan sofort, der bei sich ebenfalls auf jede noch so kleine Veränderung
achtete. Schließlich atmeten sie die gleiche Luft wie die auf mysteriöse Weise
verschwundenen Bewohner von Waitu . Und was sich alles
darin befand, war noch lange nicht geklärt.
Tankou atmete tief durch. »Doch . . . es ist alles
in Ordnung. Ich habe allerdings das Gefühl, als hätte ich einen Kloß im Hals.
Außerdem habe ich großen Durst. Mein Mund ist wie ausgedörrt . . .«
Als Tankou dies
sagte, waren sie noch etwa fünfzig Meter vom Haus seines Vetters John Guamar entfernt.
Der Bungalow war von einem parkähnlichen
Garten umgeben, in dem viele Palmen und Hibiscussträucher wuchsen, die in voller Blüte standen.
Das Gartentor war verschlossen. Der
cremefarbene Ford, den seine Frau Laina fuhr, parkte
vor dem Haus.
»Es ist alles so wie immer«, sagte Captain Tankou . »Wenn der Wagen vor dem Haus steht ist Laina ebenfalls da. Und John sowieso. .. außerdem ist das
Hausmädchen anwesend . ..«
Aber dass die
gewohnheitsmäßigen Dinge nicht mehr stimmten, wurde ihnen gerade am Beispiel
dieses Hauses klar.
Niemand öffnete ihnen. Genauso hatten sie es
erwartet.
Auch ein vor dem Haus geparktes Fahrzeug war
keine Gewähr dafür, dass der Bewohner sich in seiner
Wohnung aufhielt, selbst wenn dies in all der Zeit davor die Regel gewesen war.
In Waitu stimmte überhaupt nichts mehr.
Vor vierundzwanzig Stunden war der Russe zum
letzten Mal in Waitu gewesen. Da war noch alles in
Ordnung. Keine Anzeichen einer Veränderung, wenn man von der Besonderheit
absah, dass bisher alle 'Unglücksfahrer' aus diesem
Ort stammten . . .
Waren das schon erste Anzeichen für das, was sie
jetzt hinnehmen mussten ?
»Hallo! John! Laina ! Tankou rief aus Leibeskräften. Seine Stimme hallte
durch die menschenleere Straße.
Kein Mensch in diesem Totendorf reagierte auf
sein Rufen.
Die Haustür war verschlossen. Aber über die
Terrasse bereitete es keine Schwierigkeiten, in den Bungalow zu kommen.
Tankous erster Weg führte in das Zimmer, in dem der
Kranke zu liegen pflegte. Das Bett war leer.
Von dem kranken Vetter und seiner Frau keine Spur ...
Der Captain war weiß wie ein Leintuch. »Ich
bin zwar im Dienst, Mister Kunaritschew, aber ich glaube, jetzt ist der
Zeitpunkt gekommen, dass ich mir einen genehmigen muss .. . aber ah«, er machte
plötzlich ein enttäuschtes Gesicht, »hier in diesem Haus gibt's keinen Tropfen
Alkohol. Nicht mal Reiswein. Dafür Fruchtsäfte und Mineralwasser in jeder
Menge. Laina hielt etwas von einem natürlichen
Lebenswandel. Vielleicht hatte sie gar nicht so unrecht damit, und ihrer
Einstellung hatte John es zu verdanken, dass er noch
am Leben war . .. sorry, ich rede von ihm, als gäbe es
ihn noch... ich muss mich erst langsam daran
gewöhnen, dass es Laina und
John auch nicht mehr gibt .. . wahrscheinlich nicht
mehr ... aber es ist ein verdammt komisches Gefühl, in ein
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