SGK276 - Dr X - Das Gift des Vergessens
unüberwindlich.
Sie passierten den Maschendrahtzaun. Kein
menschliches Auge hätte das Eindringen der beiden, die das Gift brachten,
beobachten können. Auch eine automatische Kamera war nicht in der Lage. Ein
körperloser, unsichtbarer Leib, der in einer Geisterwelt zu Hause war, der sich
im Unsichtbaren der vierten Dimension bewegte, schickte keine Impulse aus und
war weder durch magnetische noch durch infrarotempfindliche Strahlen zu
ertasten.
Clark und Eve Langdon waren weniger als die Luft, die sie noch umgab und die sie nicht mehr erkannten,
nicht mehr brauchten . . .
So kam es, dass zwei
Geister in das Gebäude eindrangen und sich den Verteilern und Brunnen näherten,
die von einem einzigen Mann nachts beaufsichtigt und kontrolliert wurden für
den Fall, dass ein technischer Defekt auftrat.
Es kam zu einem schwerwiegenden technischen
Defekt, ohne dass ein Alarmsignal anschlug.
Der Mann in dem kleinen Büroraum beschäftigt
sich mit einem Kreuzworträtsel, machte zur vorgeschriebenen Zeit seinen
Rundgang und stand bei dieser Gelegenheit ganz nahe bei den Eindringlingen, die
sich den Brunnen näherten.
Clark und Eve Langdon fügten das Gift, das auch in fein verdünnter Form noch wirksam blieb und
Zahllosen die körperliche Substanz nehmen konnte, den
Wasseraufbereitungsanlagen bei.
Sekunden später befand sich das unheimliche
Toxin im Kreislauf der Anlage und damit im Trinkwasser, mit dem mehr als eine
halbe Million Einwohner versorgt wurden.
Nach dem ersten Versuch in Waitu war Dr. X nun zum Generalangriff angetreten . . .
*
Die Maschine landete mit einstündiger
Verspätung.
Sie zog eine letzte Schleife über der Stadt.
Honolulu erstrahlte im Lichterglanz. Die
Hawaii-Metropole mit den großen Geschäftshäusern, den riesigen Avenues und
Hotels lag wie eine überdimensionale gebogene Perlenkette am Fuß der
hochragenden Vulkanberge, die das Bild des Hinterlandes bestimmten.
»Schau dort unten, Schwedenfee . . . der
Strand von Waikiki . Und wenn du genau hinsiehst,
erkennst du sogar unseren Freund Iwan, wie er heraufsieht und uns zuwinkt. ..«
Larry Brent strahlte wie ein Honigkuchenpferd, als die Schwedin sich
tatsächlich ein wenig über ihn beugte und er die Gelegenheit benutzte, der
schönen Kollegin einen Kuss auf den verführerisch
schimmernden Mund zu drücken.
Morna Ulbrandson änderte ihre Stellung nicht.
Erstaunt löste X-RAY-3 seinen Mund von dem
ihren.
»Du erschreckst ja nicht mal«, sagte er
erstaunt. »Und ringsum die Leute scheinen dich auch nicht zu stören . ..«
»Tun Sie, Sohnemann, doch ... ich bin für die
richtige Atmosphäre, gedämpftes Licht, leise Musik, ein Drink. . . hier ist's zwar auch gemütlich, aber ein bisschen unbequem. Ich konnte nicht rechtzeitig ausweichen. Dein Sitzgurt hat sich unter meinem Arm verhakt. ..«
»Oh, entschuldige«, sagte er schnell.
»Ganz vorsichtig loslösen, ohne einen
verkehrten Griff, wenn's geht. Nicht, dass du mir aus
Versehen noch das Kleid aufknöpfst. Wir sind noch nicht im Hotel, falls ich
dich darauf aufmerksam machen darf .« Morna lächelte
freundlich.
Zehn Minuten später rollte die Maschine aus.
»Ich rechne fest damit, dass Iwan uns abholt«, sagte Larry, als sie ihr Gepäck in Empfang genommen hatten.
Bis dahin waren weitere vierzig Minuten vergangen. »Wir sind so spät dran, dass unser gemeinsames Strandprogramm sich heute Abend wohl kaum mehr durchführen lässt .
Ob es Neuigkeiten in Waitu gibt ?«
Da er in der Zwischenzeit keine weiteren
Nachrichten empfangen hatte, konnte er davon ausgehen, dass die Dinge unverändert waren und die Patrouillen und die um Waitu zusammengezogenen Helfer die erste Nacht voller Ungewissheit erwarteten.
Demnach wusste man
bis zu dieser Stunde noch immer nichts Genaues über die Zusammensetzung des
dortigen Wassers. Ob die Unsichtbaren in der Zwischenzeit nochmal angegriffen
hatten - und es möglicherweise deshalb keine neuen Meldungen gab, weil niemand
dort mehr lebte?
Selbst eine derart schlimme Entwicklung musste man berücksichtigen, solange nichts Näheres über den
Gegner bekannt war, der ganz offensichtlich einen furchtbaren Plan verfolgte.
Am frühen Abend hatten sowohl Larry als auch
Morna noch zweimal Kontakt mit ihrem Kollegen.
Kurz vor der Landung hatte Brent abermals
versucht, seinen besten Freund zu erreichen. Das Signal erreiche zwar Iwan Kunaritschews
Sender, aber der Russe antwortete nicht.
Das konnte mehrfache Bedeutung haben.
Entweder befand er sich
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