SGK306 - Dr. Tschang Fu - Der Unheimliche kehrt zurück
gekauft, hat er erzählt...« Sie war
völlig verwirrt und wußte nicht, was sie noch denken und glauben sollte.
»Toshio? Welcher Toshio?«
»Toshio Kawasako ... «
»Ich kenne keinen Mann mit diesem Namen .«
Es ist ein Traum, hämmerte es in ihren Gedanken. Dies kann keine
Wirklichkeit sein. Ich werfe im Traum alle Tatsachen durcheinander. Ich kenne
Professor Mota nicht mal. Ich weiß nur, daß er der Vorbesitzer dieses Hauses
war, das Toshio schließlich verhältnismäßig günstig erstand. Sogar einen
Großteil des Mobiliars hatte er von dem Professor übernommen. Sie hätte nicht
zu sagen vermocht, ob der kleine dicke Mann wirklich Mota war - oder ob er sich
nur für diesen ausgab.
»Was sind das für Käfer im Haus? Wer ist der Tote oben auf der
Treppe und wo ist Toshio ?« Nun fragte sie doch die
Dinge, die ihr am meisten zu schaffen machten, ohne daß es ihr bewußt wurde.
Soviel war merkwürdig, und doch registrierte sie es nur am Rand.
Die ganze Atmosphäre war voller Beklemmung und Seltsamkeiten. Suki
hatte das Gefühl, gar nicht in dem Haus zu sein, in das Toshio Kawasako sie
schon mal mitgenommen hatte.
Das war ähnlich - und doch alles ganz anders.
Sie meinte, in der Zeit zurückversetzt zu sein.
Dies war Professor Motas Haus, und der Mann war mit Mota
identisch, aber die Zeit stimmte einfach nicht.
»Welcher Tote, mein Kind? Du scheinst sehr verwirrt. Von wem
sprichst du denn ?« Er ging einfach auf >Du<
über. »Und was sind das für Käfer, die du erwähnst ?«
Sie deutete nach oben. »Sie sind überall... an und in den Wänden,
unter den Treppen ... an der Decke, selbst in dem Toten, Professor...« Sie
starrte ihn aus großen Augen an. »Der Tote - könnten Sie sein - oder ein Bruder
von Ihnen...«
»Ich habe keinen Bruder, mein Kind .«
Die Gestalt vor ihr war schwerelos wie ein Schatten. Manchmal
meinte Suki Yama, daß sie gar nicht aus Fleisch und Blut bestand.
»Du mußt dich täuschen ... außer mir ist niemand im Haus, und es
gibt auch keinen Toten hier. Es gibt kein Ungeziefer in meinem Haus ... «
Er kam auf sie zu und stand dicht vor ihr.
»Ich möchte nach Hause«, hörte Suki Yama sich sagen. Obwohl die
Luft im Haus dumpf und stickig war, begann sie zu frösteln. »Ich wollte die Tür
öffnen - es ging nicht... «
»Du mußt einen anderen Weg nehmen. Das ist die falsche Tür ...«
Was für ein Unsinn, dachte sie. Ich bin durch die Tür
hereingekommen, also kann ich auch wieder hinausgehen ...
»Komm mit mir«, fuhr Professor Mota fort, noch ehe sie etwas sagen
konnte. »Ich werde dir den Weg zeigen .«
Er deutete in die finstere Ecke hinter dem Treppenaufgang.
Unwillkürlich ging Suki Yamas Blick in die Höhe.
»Nach oben ... darf ich nochmal kurz nach oben ?« fragte sie kleinlaut.
»Aber selbstverständlich. Wenn du das möchtest. Ich weiß zwar
nicht, was du da willst. Ich weiß überhaupt nicht, weshalb du hergekommmen
bist...«
Sie erklärte es ihm mit schwachen Worten. Ob er es begriffen
hatte, wußte sie nicht. Jedenfalls stellte er keine Fragen...
Suki Yama lief langsam über die knarrenden Treppen nach oben.
Sie wußte selbst nicht, woher sie die Kraft und den Mut nahm,
jetzt diese Entscheidung zu treffen. Sie wollte es genau wissen.
Hatte sie vorhin die Käfer und den Toten gesehen oder nicht? Waren
die Szenen von vorhin eine Halluzination oder die
jetzige?
Sie stand unter ungeheurer Anspannung und hielt den Atem an, als
sie so weit oben war, daß sie über die oberste Stufe spähen konnte.
Im Halbdunkeln hätte jetzt der Körper vor ihr liegen müssen. Der
Korridor aber war leer Suki Yama schüttelte sich förmlich.
Sie suchte mit ihren Blicken den Boden ab. Kein einziger Käfer
mehr war zu sehen, dabei krabbelten sie vor wenigen Minuten noch zu Hunderten
über Boden und Wände. ..
Sie wollte etwas sagen.
Da flammte das Licht im Korridor vor ihr auf, und sie fuhr
zusammen.
»Damit du etwas besser siehst, mein Kind. Entschuldige, daß ich
nicht gleich dafür gesorgt habe«, sagte Professor Mota.
Er stand vor ihr!
Suki Yama schluckte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, daß der
merkwürdige Mann hinter ihr die Treppe hochgekommen und an ihr vorübergegangen
war.
Zumindest das Knarren der Stufen wäre ihr doch nicht entgangen.
Sie wandte den Kopf. Unten stand niemand mehr. Offenbar funktionierten
in der allgemeinen Aufregung ihre Sinne nicht mehr richtig.
Sie faßte sich an die Stirn. Die war glühend heiß - wie im Fieber.
Was war das
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