SGK324 - Phantomjagd auf Morna U
kommen sollte. Sie wußte, daß ich ein paar Tage länger
bleiben würde als sie - aber andererseits wollte sie alles daransetzen, Sie
überraschend aufzusuchen.«
»Ich hätte mich sehr gefreut.«
Larry nickte. »Morna ist also nicht da
gewesen ... das bereitet mir Sorgen. Sie hat gestern abend ihr Hotel verlassen
und ist bis zur Stunde nicht zurückgekehrt.«
»Vielleicht mußte sie plötzlich abreisen?«
»Das ist kaum anzunehmen. Ihr Gepäck ist noch
dort.«
Josephine Tofflaine wirkte betroffen. »Da
wird doch hoffentlich nichts passiert sein«, murmelte sie. Dann hellte sich ihr
Gesicht wieder auf. »Nun, wollen wir nicht gleich zu schwarz sehen. Paris ist
eine besondere Stadt. Sie bietet nicht nur eine Menge Zerstreuung für Männer,
sondern auch für uns Frauen. Vielleicht hat Morna für die Nacht jemand
gefunden, der ihr gefallen hat, und gern vergessen, daß sie im Hotel wohnt.«
»Das wäre natürlich auch eine Möglichkeit«,
grinste Larry Brent, der jedoch genau wußte, daß es sich nicht so verhielt.
Im weiteren Verlauf des Gesprächs redete man
über alltägliche Dinge. X- RAY-3 fragte beiläufig nach Pierre Tofflaine und
erfuhr, daß der Mann ausnahmsweise schon sehr früh heute morgen das Haus
verlassen hatte. An bestimmten Wochentagen malte er nicht, sondern war mit
seinen Bildern unterwegs. Allein in Paris und der näheren Umgebung gab es sieben
Kunstgeschäfte, die seine Bilder führten und auch verkauften. Tofflaine war
Maler und sein eigener Manager.
»Er kommt an solchen Tagen oft spät nach
Hause, Monsieur.«
»Wenn es sich lohnt, dann ist nichts dagegen
einzuwenden.«
Sie blickte ihn verschmitzt an. »Es gibt
Stunden, da ist eine Frau nicht gern allein... aber klagen über geschäftlichen
und künstlerischen Erfolg können wir nicht.«
Das sah man in dieser Wohnung und auch in der
darüberliegenden. Teuer und geschmackvoll war alles. In den Ausstellungsräumen
über der Wohnung in der ersten Etage erwartete Larry auf Grund von Mornas
Schilderung eigentlich etwas anderes zu sehen.
Aber da hingen ähnlich herrliche
Landschaftsmotive wie unten. Nicht ein einziges Bild zeigte jene düsteren,
unheimlichen Orte und Gestalten, von denen Morna gesprochen hatte.
Josephine Tofflaine lebte in einer luxuriösen
Welt.
»Ihr Mann hat wirklich Erfolg«, bemerkte
Larry, kurz bevor er sich verabschiedete.
»Ja, das hat er. Ich bin sehr glücklich
darüber. Schade, daß Sie ihn nicht kennengelernt haben. Sie sollten mal kommen,
wenn er zu Hause ist. Wenn er über seine Bilder spricht, ist es, als ob Sie ein
Buch aufgeschlagen hätten, um darin zu lesen. Jedes Motiv hat seine Geschichte.
Kommen Sie doch mal vorbei, solange Sie noch in Paris sind.«
»Ganz gewiß. Besten Dank für die Einladung,
Madame! Ich fürchte, ich werde nicht umhin können, mir wenigstens ein Bild
mitzunehmen. Vorausgesetzt, daß es mein schmales Gehalt erlaubt, ein solches
Stück zu erwerben.«
»Für Freunde Mornas machen wir
selbstverständlich einen, Sonderpreis«, erwiderte sie charmant lachend. »Und
wenn Sie kommen, bringen Sie auf alle Fälle Morna mit. Sie würden mir eine
große Freude damit machen. Ich hoffe, daß ihre Abwesenheit diese Nacht keinen
besorgniserregenden Grund hat.«
*
Nach dem Verlassen des Hauses stand sein Plan
fest.
Von einer uneinsehbaren Toreinfahrt aus nahm
Larry Brent Kontakt mit seinem Freund und Kollegen Iwan Kunaritschew auf.
»Es gibt da einige Ungereimtheiten, denen ich
auf den Grund gehen werde, Brüderchen«, sagte er ernst. »Wenn man die Wohnung
sieht und sie mit der Beschreibung vergleicht, die uns von X-RAY-1
hereingegeben wurde, dann habe ich das Gefühl, es handelt sich um zwei völlig
verschiedene Welten. Das ist nur eine Sache. Es gibt noch einen anderen
bemerkenswerten Widerspruch. Josephine Tofflaine hat behauptet, gestern abend
daheim gewesen zu sein. Mornas Bericht steht dazu im Widerspruch.«
»Komische Geschichte, Towarischtsch«, vernahm
X-RAY-3 die Stimme des Russen aus dem winzigen Lautsprecher der Weltkugel, die
in die Fassung des Rings eingelassen war. »Hoffe, daß du weiterkommst.«
»Wenn, dann nur über Josephine Tofflaines
Person. Etwas stimmt da nicht, aber ich kann nicht sagen, was es ist.«
»Vielleicht könnte es Morna.«
»Sogar mit Sicherheit... Deshalb ist sie
verschwunden! Sie hat etwas herausgefunden oder war dabei, etwas festzustellen,
als man sie entdeckte. Meine Unruhe nimmt zu ... Wie sieht’s bei dir aus?«
»Fuñé ist noch
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