SGK342 - Das Echsengezücht greift an
große
Chance, einen Platz zu bekommen. Schließlich war eine staatliche Stelle
eingeschaltet...
Er wollte sich an Ort und Stelle in Wien
Gewißheit verschaffen. Morna wäre am liebsten mitgekommen, aber die Aufgabe,
der sie sich in Budapest verschrieben hatte und die in ein entscheidendes
Stadium getreten war, ließ ihr dazu keine Zeit.
»Halt’ mich auf dem laufenden«, bat sie.
»Sobald ich etwas Neues weiß, werde ich bei
dir anläuten, Morna«, versprach X-RAY-7. »Und nun wünsche ich dir Hals und
Beinbruch...»
»Dir das gleiche...«
*
Sie hätte längst zurück sein müssen!
Als es ein Uhr schlug, wurde Sissy Clahofers
Mutter unruhig.
Jetzt hielt sie nichts mehr zurück, in der
Wohnung der Musiklehrerin anzurufen.
Die Stimme von Rita Sensmann meldete sich.
»Entschuldigen Sie bitte meinen Anruf«, sagte
Frau Clahofer. »Ich weiß, daß Sie immer viel zu tun haben. Aber ich mache mir
Sorgen um meine Tochter. Sie müßte längst zurück sein ...«
»Ja, ist sie denn noch nicht zu Hause ?« fragte Rita Sensmann verwundert. »Sie ist hier vor einer
Stunde etwa weggefahren ... vielleicht erledigt sie noch einige Besorgungen,
oder sie hat eine Freundin getroffen .«
»Möglich. Aber auch dann müßte sie doch schon
hier sein. Wenn es länger dauerte, würde sie mich angerufen haben ... Ich mache
mir ernsthafte Sorgen, daß etwas passiert ist...«
»Das brauchen Sie nicht. Sissy ist eine sehr
gute Fahrerin, und der Nebel hat auch nachgelassen. Heute morgen war er viel
dichter ...«
Nach dem Telefonat war Frau Clahofer
keineswegs ruhiger.
Die folgende Stunde zog sich hin wie Gummi.
Die Frau hoffte ständig darauf, daß das
Telefon läutete und sich ihre Tochter meldete. Der Apparat aber blieb stumm.
Da hielt die Frau nichts mehr zurück. Sie
rief im Polizeirevier an, schilderte ihre Sorge und fragte, ob es vielleicht in
der Stadt zu einem Unfall gekommen wäre, in den ihre Tochter womöglich
verwickelt sein könnte.
Sie gab Fahrzeugmarke, Farbe des Wagens und
das polizeiliche Kennzeichen an. »Wien 680 753 ...«
Sie hatte Angst vor einer Antwort, war aber
auch dann nicht beruhigt, als der Beamte ihr sagte, daß ein Unfall, an dem
dieser Wagen beteiligt war, sich nicht ereignet hatte.
»Ich mache mir Sorgen. Meine Tochter müßte
längst zurück sein. Ich fürchte, da ist etwas passiert !«
»Es gibt keinen Grund zur Berunruhigung. Aber
es gibt tausend Gründe, weshalb man sich in einer Stadt wie Wien mal eine
Stunde verspäten kann .«
»Es sind jetzt schon zwei Stunden. Wenn der
Frauenmörder ...«
»Bisher ist er noch nie tagsüber in
Erscheinung getreten«, fiel der Beamte ihr ins Wort. »Seine Vorliebe gilt der
Dunkelheit. Da sollte man zur Zeit besonders aufmerksam sein. Sie sagten
selbst, daß Ihre Tochter vor fast zwei Stunden die angegebene Adresse verlassen
hat. Vielleicht hat sie doch jemand getroffen, man unterhält sich, und im Nu
ist die Zeit verstrichen .«
»Sissy hätte mich angerufen...«
»Sie hat es vielleicht vergessen .«
»Sie weiß, daß ich mich um sie sorge. Nein,
so etwas tut sie nicht! Ich kann mich da voll und ganz auf meine Tochter
verlassen...«
»Dann hatte sie wahrscheinlich keine
Gelegenheit, Sie telefonisch zu erreichen .«
Der Mann am andere Ende der Strippe versuchte der Frau die Angst zu nehmen. Er hatte alles
aufgenommen und versprach, das Kennzeichen des Fahrzeugs an seine Kollegen in
den Streifenwagen weiterzugeben, damit die Ausschau halten konnten .
Mehr war zunächst nicht zu machen. Sollte
Sissy Clahofer sich bis zum Abend noch immer nicht gemeldet haben, könnte man
sich über weitere Maßnahmen unterhalten...
Als Frau Clahofer auflegte, fühlte sie sich
nicht wohl. Andere - Außenstehende - begriffen oft nicht jene individuellen
Besonderheiten, die im Leben einiger Menschen eine Rolle spielten. Man konnte
hier nichts über einen Leisten schlagen. Sissy war absolut zuverlässig.
Der Gedanke, daß sie nicht mehr nach Hause
kommen würde, erfüllte die Frau mit nacktem Grauen, und dieser Gedanke ließ die
zweite Tageshälfte für sie zu einer einzigen Hölle werden ...
*
Er konnte nicht sagen, wie viele Stunden
vergangen waren, seitdem der Mann mit dem grünlich schimmernden Gesicht
Kommissar Pikarski mitgenommen hatte.
Dann kam er noch mal wieder, um Seigl
abzuholen. Der brüllte wie am Spieß, als er in die Höhe gezerrt und
davongetrieben werden sollte. Er ließ sich einfach wieder fallen.
»Tu das nicht noch mal !«
Weitere Kostenlose Bücher