SGK342 - Das Echsengezücht greift an
aber lebte er ununterbrochen in Budapest. Hier allerdings
hatte er mehrere Male die Wohnung gewechselt. Palewos Eltern war künstlerisch tätig. Die Mutter trat als Ballett-Tänzerin auf, der Vater war
Schauspieler. Schon früh zeigte auch der Sohn künstlerische Neigungen. Die
Musik faszinierte ihn, und er lernte bei den besten Pianisten Budapests das
Klavierspiel und begann mit dem fünfzehnten Lebensjahr erste eigene
Kompositionen zu spielen. Der Lebensweg des Boris Palewo als gefeierter Pianist
und Komponist schien vorgezeichnet.
Doch es kam anders.
Ein Flugzeug, in dem auch Boris Palewos
Eltern sich befanden, stürzte ab. Alle Passagiere kamen ums Leben.
Von da an ging Boris Palewos Weg bergab.
Der 17jährige Musiker konnte sich nie wieder
von diesem Schicksalsschlag erholen. Er vernachlässigte sein Studium, begann zu
trinken, spielte in Gasthäusern, um zu Geld zu kommen und gab schließlich die
schöne Wohnung in der Innenstadt auf. Viele Möbelstücke wurden verkauft, weil
Palewo leben mußte.
Vor zwei Jahren schließlich verkaufte er auch
sein Klavier und zog in das schlechteste und billigste Wohnviertel der Stadt.
Dies war jenes graue, wie gepudert
aussehende, kahle Mietshaus auf der anderen Straßenseite.
Mit dem Gesetz war Palewo noch nie in
Konflikt geraten. Er arbeitete unregelmäßig, trat hie und da in einem Gasthaus
oder Hotel als Pinanist auf, verdiente sich ein paar Forint und tat dann
solange nichts mehr, bis die wieder aufgebraucht waren und er wieder arbeiten
mußte...
Nun konnten sie sich ein Bild von dem Mann
machen, der in Verdacht stand, inzwischen drei Frauen die Kehlen
durchgeschnitten zu haben.
Aus dem Verdacht wurde Gewißheit.
Janoz Vasdar wurde über Funk aus dem
Präsidium vom Stand der Dinge unterrichtet.
Die Untersuchung bestätigte einwandfrei, daß
das Rasiermesser auch im Mordfall 1 und 2 angewendet worden war.
»Für weitere Überraschungen scheint dieser
Tag noch gut zu sein«, kommentierte Morna Ulbrandson nachdenklich.
Eineinhalb Stunden nach ihrer Kontaktaufnahme
mit Janoz Vasdar hielt die Schwedin das Rasiermesser wieder in der Hand. Alle notwendigen
Untersuchungen wurden abgeschlossen. Der Plan trat in eine weitere Phase.
Vasdar ließ einen seiner Leute in der Straße
zurück, während Morna die düstere Wohnung Palewos auf suchte.
Janoz Vasdar begleitete sie dabei, warf einen
Blick auf den Schlafenden und machte mehrere Aufnahmen. Der Beschatter, der in
erster Linie zu Morna Ulbrandsons Schutz abgestellt war, hatte ein tragbares
Funkgerät bei sich, mit dem er jederzeit mit seiner Dienststelle und auch mit
Morna Ulbrandson Kontakt aufnehmen konnte. In Boris Palewos Wohnung war ein
Gerät versteckt, über das der Beobachter alles mithören konnte.
Vasdar wünschte der Schwedin viel Erfolg und
fuhr dann ab. Sein Ziel war die Wohnung der toten Julica Boshrom, wo seine
Kollegen inzwischen die ersten Untersuchungen Vornahmen.
Morna informierte Iwan Kunaritschew von ihrem
Vorhaben.
X-RAY-7 erkannte die Notwendigkeit ihres
Vorhabens. Wie es ausging, interessierte auch ihn.
»Für mich ist in Prag momentan kein
Blumentopf zu gewinnen«, ließ er die Kollegin wissen. »Da sich Freund Larry
inzwischen noch nicht gemeldet hat, habe ich die Initiative ergriffen und
telefonisch - wie versprochen - das Kommissariat in Wien angerufen. Ich wollte
Pikarski sprechen. Das ging nicht...«
»Und weshalb nicht?«
»Seine Leute suchen nach ihm wie nach der
berüchtigten Stecknadel im Heuhaufen. Pikarski ist seit seinem Besuch gestern
abend im Leichenschauhaus spurlos verschwunden. Doch nicht nur er. Ein
Angestellter, ein gewisser Frank Seigl, ist ebenfalls nicht mehr auffindbar. Im
Leichenschauhaus wollte übrigens Larry sich mit Pikarski treffen. Er muß genau
hinzugekommen sein, als dort etwas geschah, worüber man sich im Wiener
Kommissariat die Köpfe zerbricht. Man hat im Leichenschauhaus Blutspuren
sichergestellt. Es muß dort zu einem Kampf gekommen sein. In der Decke eines
Raumes wurde ein Loch entdeckt, das offensichtlich von einer Laserpistole
herrührt ... Also hat Larry mitgemischt! Aber viel scheint es ihm nicht
eingebracht zu haben. Mit Pikarski und Seigl ist auch er untergetaucht, und wo
sich alle aufhalten könnten - darüber besteht nach wie vor großes Rätselraten
...«
*
Iwan Kunaritschew hatte sich bereits
entschlossen.
Für die nächste Maschine nach Wien hatte er
bereits seine Voranmeldung eingebracht. Als PSA-Agent hatte er die
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