SGK342 - Das Echsengezücht greift an
warnte der Grünliche mit schnarrender Stimme. »Ich könnte sonst vergessen, daß
wir dich noch gebrauchen können ...«
Wieder diese rätselhafte Bedeutung. Larry
verzweifelte fast, wenn er daran dachte, daß er mit müden, schlappen Bewegungen
seit Stunden versuchte, seine Fesseln durchzuschaben. Bis jetzt war das
ziemlich erfolglos, wie ihm schien. Sie saßen so fest wie eh und je.
Der Mann mit dem grünen Gesicht wandte dem
PSA-Agenten den Kopf zu. »Um dich kümmert sich auch gleich jemand. Die Suppe
ist fertig .«
»War auch höchste Zeit. Wollt ihr mich verhungern
lassen?»
»Nee, wäre ja schade. Ganz gut, daß er dir
nicht den Schädel eingeschlagen hat. Hätte im Zorn leicht passieren können. So
aber bist du noch zu etwas nütze. Die Experimente sind in ein Stadium getreten,
das niemand so schnell erwartet hätte«
»Was für Experimente sind es ?«
»Du bist einer von der ganz neugierigen
Sorte, wie? Sei doch nicht so ungeduldig! Du wirst sie noch früh genug kennenlernen .« Er lachte rauh und zerrte den Mann aus dem
Leichenschauhaus mehr hinter sich her, als der aus eigener Kraft lief und
verschwand um die Ecke.
In Larry kochte es. Er wollte endlich frei
sein!
Noch eine halbe Minute hörte er Frank Seigls
Zetern und Schreien. Dann folgte ein einziger, markerschütternder Schrei, der
nicht abreißen wollte. Larry kroch die Kälte wie ein vielfüßiges Ungeheuer über
den ganzen Körper.
Was sahen oder erlebten die, die von hier so
demonstrativ weggeführt wurden?
Er wurde in seinen Gedankengängen und
weiteren Befreiungsversuchen unterbrochen, als ein Schatten von der Seite her
auf ihn fiel.
X-RAY-3 wandte den Kopf.
Er hatte so schnell nicht mit der Rückkehr
des Grünlichen gerechnet und...
Es war nicht der Grünliche. Es war - eine
Frau!
Sie war groß, bis zu den Hüften nackt. Ihr
Kopf war kahl, und eine frische, blutrote Narbe lief breit und auffällig quer
über ihren Schädel. Wie ein Kamm, der bis tief in den Nacken reichte.
Die Frau war kräftig. Unter ihrer Haut
spielten die Muskeln wie bei einem Mann.
Sie bewegte sich leichtfüßig und federnd.
Schuhe trug sie nicht. Sie schien die Kälte in diesem Gewölbe überhaupt nicht
zu empfinden.
Um ihre Hüften hatten sie einen langen,
bunten Rock geschlungen, der von einem schmalen Ledergürtel gehalten wurde.
Der Rock war seitlich bis zu den Hüften
geschlitzt, und als die kahlköpfige Fremde einen Schritt auf Brent zumachte,
sprang der Schlitz auf. X-RAY-3 sah, daß die Haut der Schenkel leichten, zarten
Grünschimmer aufwies wie das Gesicht des Mannes, der Pikarski und Seigl
abgeholt hatte.
Die Frau, eine Art weiblicher Kojak, hatte
eine Kanne und einen Löffel dabei.
Die Kanne dampfte, der Verschluß fehlte. Es
roch nach Bouillon.
Larry täuschte sich nicht.
Wortlos hockte sich die Fremde vor ihn,
senkte den Löffel in die Kanne und schöpfte die dickflüssige Brühe, in der
unter anderem Nudeln und Fleischstücke schwammen, heraus.
Die Suppe war heiß.
Sie sah nicht gerade appetitlich aus, aber
X-RAY-3 aß sie gierig. Die Wärme tat ihm gut. Er hatte das Gefühl, von innen
heraus aufzutauen.
»Wer bist du ?« fragte er nach dem dritten Löffel.
»Ich habe keinen Namen mehr ...« Sie
antwortete mit dunkler Stimme. Der Anflug eines Lächelns spielte um ihre
Lippen. Die gleichmäßigen Zähne schimmerten weiß.
Der nächste mit Suppe gefüllte Löffel wurde
an seinen Mund gehalten. Larry schluckte.
»Du könntest es einfacher haben«, sagte er.
»Nimm’ mir die Fesseln ab! Fortlaufen kann ich ohnehin nicht. Du gehst kein
Risiko ein. So - läßt sich nicht gut essen ...«
»Du mußt froh sein, daß du überhaupt etwas
bekommst. Die Handfesseln bleiben... ich habe es nicht zu bestimmen. Fermu ist
der Herr .. . was er sagt, wird gemacht...«
Fermu! Zum erstenmal war sein Name gefallen.
Der Name des - Echsenmannes? Nannte er sich
so? Larry stellte die Frage.
»Ja«, bestätigte ihm die Namenlose.
Larry musterte sie eine Zeit. Obwohl sie
Muskeln hatte, wirkte sie nicht unflott. Wenn er sie sich mit Haarpracht und
ohne die entstellende Kopfnarbe vorstellte, sah sie geradezu anziehend aus.
»Du sagst, daß du keinen Namen mehr hast.
Aber es gab eine Zeit, da hattest du einen, nicht wahr ?« nahm er das Gespräch wieder auf. Absichtlich aß er langsam. Er mußte Zeit
herausschinden. Vielleicht erfuhr er durch die Kojak-Frau mehr als durch den
Typ mit dem grünen Gesicht.
»Ich weiß es nicht... es ist schon lange her
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