SGK342 - Das Echsengezücht greift an
Kommissariat einen Grund, weshalb Larry sich
nicht meldet...«
»Einverstanden. «
Morna verfolgte jenen Boris, der ein so
seltsames Verhalten an den Tag legte, bis zur nächsten Bushaltestelle. Dort
stieg der Mann ein, setzte sich auf einen der hintersten Sitze und achtete
nicht auf die blonde, attraktive Frau, die den Platz an der anderen Seite des
Fensters einnahm.
Was war los mit diesem Mann?
Er war ein Mörder, das war offensichtlich -
und doch paßte er nicht in die Kategorie. Warum hatte er die Frau nicht
angegriffen, als sie ahnungslos am Bett der toten Julica Boshrom stand. Wann
wurde er zur blutrünstigen Bestie, wann war er so harmlos, daß er in seiner
Hilflosigkeit fast Mitleid erregte? Gab es zwischen den Opfern und dem Täter
eine besondere, bisher nicht gekannte Verbindung? Auch diese Frage drängte sich
ihr auf.
Vielleicht ließen sich alle diese Fragen
schneller und gründlicher beantworten, als sie jetzt selbst noch dachte. Wenn
sie mehr über diesen Boris erfuhr, blickte sie auch besser hinter seine Psyché ...
Er wohnte am anderen Ende der Stadt, in einem
Viertel, das fast nur aus schmutziggrauen Mietshäusern bestand. Ganz in der
Nähe gab es eine Zementfabrik, die das Gelände mit feinem, grauem Staub
bedeckte.
Die Menschen, die hier wohnten, wirkten
ebenfalls unscheinbar und grau, als hätten sie sich der Umgebung angepaßt.
Boris verließ den Bus. Morna folgte dem Mann.
Er drehte sich kein einziges Mal um, sprach
sie nicht an, und es schien ihn auch nicht zu interessieren, daß sie ihn
praktisch als Mörder Julica Boshroms identifiziert hatte.
Er bewegte sich wie im Traum, und es schien,
als wäre das Leben für ihn ein Traum, der unter eigenen Gesetzen stand.
Boris wohnte in einem der erwähnten
Mietshäuser. In der vierten Etage, direkt unter dem Dach. Morna folgte dem
Mörder ins Haus und stieg hinter ihm die Treppe hoch. Boris nahm das ohne erkennbare
Reaktion zur Kenntnis.
Er schloß die Wohnungstür auf.
Morna folgte ihm in den schummrigen Flur, der
vollgestellt war mit alten Möbeln.
Auch jetzt reagierte Julicas Mörder mit
keinem Wort auf die Begleiterin, die ihm wie ein Schatten folgte.
Die Schwedin drückte sogar die Tür ins
Schloß.
Sie war mit dem Mörder allein in der Wohnung!
Sie wußte, was sie damit riskierte, doch nun
gab es kein Zurück mehr für sie...
Ihr Erstaunen wuchs noch mehr, als sie die
weiteren Aktivitäten des seltsam sich verhaltenden Mannes beobachtete.
Der Ungar mit dem russisch klingenden Namen
betrat als nächstes die Küche. Es war mehr eine schmale Kammer, in der ein
alter, lackierter Küchenschrank stand, ein schmaler Tisch und ein Stuhl. Mehr
paßte nicht hinein. Auf dem Ofen stand eine emaillierte Kanne. Boris schenkte
sich von dem kalten Tee ein, trank gierig und ging dann ins nächste Zimmer, das
eine Mischung aus Wohn- und Schlaf raum darstellte.
Wie überall in der Wohnung bestand der
Fußboden auch hier aus Dielenbrettern, die unter den Schritten des Mannes leise
knarrten.
Ein fadenscheiniger Teppich lag vor dem Bett.
Boris zog ihn beiseite, hob dann ein loses
Dielenbrett ab und versteckte im Hohlraum das blutige Rasiermesser.
Dann fügte er das Brett wieder ein und legte
den Teppich darüber.
Boris entkleidete sich bis auf die
Unterwäsche. Er gähnte herzhaft, und man sah ihm an, daß er hundemüde war.
Achtlos warf er seine Kleider über einen dunkelbraunen Stuhl und kroch dann
unter die Bettdecke.
Morna stand wie ein Fremdkörper an der
Zimmertür. Boris ignorierte sie völlig, schien sie in der Tat überhaupt nicht
wahrzunehmen: Die blonde Frau war Luft für ihn! Die ganze Zeit über hatte die
Schwedin gehofft, daß er sie anspräche. Dies war aber nicht der Fall gewesen.
Wenige Minuten später kündeten tiefe Atemzüge
davon, daß Boris eingeschlafen war.
Morna Ulbrandson stand noch zwei volle
Minuten unbeweglich wie eine Statue in der Tür und versuchte eine logische
Erklärung für all das zu finden, was sie während der letzten Stunde erlebt
hatte.
Sie kam zu keinem brauchbaren Ergebnis.
Während der Mann fest schlief und nichts mehr
von seiner Umgebung wahrnahm, öffnete Morna das Versteck und holte mit einem
sauberen Taschentuch die Mordwaffe hervor.
X-GIRL-C verließ die Wohnung, nahm die
Schlüssel mit und suchte schnellstmöglich die nächste Fernsprechzelle auf. Um
eine zu finden, mußte sie die ganze Straße ablaufen.
Die Schwedin beeilte sich. Die Zeit brannte
ihr auf den Nägeln. Sie wollte Boris’
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